Die Versionen im Wiener Landesgericht zu einem Polizeieinsatz nach einer Liftpanne könnten unterschiedlicher nicht sein. Doch es sind sich nicht nur die zwei Angeklagten, ein klaustrophobischer 28-Jähriger und seine Mutter, uneinig. Auch die einschreitenden Beamten schildern die Geschehnisse rund um den vorgeworfenen Widerstand alle ein bisschen anders.
„Da war es so laut. Jeder hat geschrien.“ – „Das war eine riesige Menschenansammlung.“ – „Die Situation war total unübersichtlich.“ So die Aussagen mehrerer Polizisten im Wiener Landl. Die mindestens genauso konfus sind, wie der gegenständliche Einsatz am 26. April 2023 in einem Wohnhaus in Wien-Floridsdorf.
Angeklagter hätte Angst vor engen Räumen
Nach einer Geburtstagsfeier blieb ein 28-Jähriger zusammen mit seiner Mutter in einem Aufzug stecken. Die Frau erklärt der Richterin schon am ersten Prozesstag im Oktober: „Er verträgt keine engen Räume oder Menschenmassen.“ Der Wiener hätte eine Panikattacke bekommen, die Lifttür beschädigt – ein Nachbar alarmierte wegen des Lärms den Notruf.
Konträre Versionen im Gerichtssaal
Der Abend endete schließlich für die Mutter im Krankenhaus und den 28-Jährigen in der Arrestzelle, besprüht mit Pfefferspray und einem Hundebiss am Ellbogen. Nun sitzen sie nebeneinander auf der Anklagebank wegen unter anderem Widerstand gegen die Staatsgewalt.
Was zwischen dem Eintreffen der Polizei und den Festnahmen passiert ist, bleibt aber auch nach zig Zeugen ein Rätsel. Die zwei Angeklagten und die Schwester sprechen über typische Symptome einer Panikattacke beim 28-Jährigen. Und ein völlig übertriebenes Verhalten der Polizei, die letztlich mit 30 Mann und Hundestaffel vor Ort war. Gewaltsam hätten sie den jungen Wiener überwältigt und auch die Mutter, die an mehreren körperlichen Gebrechen leidet, zu Boden gedrückt – so stark, dass sie sogar das Bewusstsein verlor ...
Auch am zweiten Verhandlungstag sind sich die geladenen Beamten uneinig, was denn genau passiert wäre: Jeder von ihnen schildert die Geschehnisse aber ein bisschen anders. Doch einhellig sprechen sie von zwei aggressiven Personen, die sie beinahe nicht überwältigen konnten, massiven Widerstand leisteten – sonst sei die Situation „einfach dynamisch gewesen“.
Weil die Richterin noch mehr Zeugen hören möchte, wird der Prozess abermals vertagt.
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