„Immer der Böse“

Rewe-Chef fordert mehr Wertschätzung ein

Wirtschaft
02.12.2024 14:36

Gehen wir mit Supermarktgiganten zu hart ins Gericht? Rewe-Österreich-Chef Marcel Haraszti vermisst die Wertschätzung der Öffentlichkeit. Auch von einer künftigen Regierung erwarte er mehr Engagement.

„Österreich ist nicht nur ein Industrieland, wir sind auch ein Handelsland“, sagte der Billa/Bipa-Konzernchef am Montag im Klub der Wirtschaftspublizisten. Haraszti plädiert für eine Ausweitung der Ladenöffnungszeiten, Senkungen bei den Lohnnebenkosten und Erleichterungen bei der Flächenwidmung.

Rewe-Chef: „Handel ist immer der Böse“
Von der Politik und Öffentlichkeit würde sich der Rewe-Österreich-Chef mehr Wertschätzung für den Handel wünschen. Bei den Themen Flächenversiegelung von Boden und Teuerung sei man ungerechtfertigterweise in der Kritik gestanden.

„Der Handel ist immer der Böse.“ Die Handelsbranche sei aber „ein Motor für Arbeitsplätze in Österreich“, so Haraszti. Hierzulande gibt es rund 620.000 Handelsbeschäftigte, bei der Rewe Group Österreich (Adeg, Billa, Billa Plus, Bipa und Penny) arbeiten aktuell rund 47.000 Menschen, davon rund 2000 Lehrlinge. Rewe hat derzeit über 2600 offene Stellen.

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Nostalgischer Unfug!

(Bild: REWE Group)

Haraszti über Öffnungszeitenregelung

Öffnungszeiten „nostalgischer Unfug“
Der Österreich-Chef des Supermarktgiganten drängt schon seit längerem auf eine Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten, etwa eine Ausweitung von aktuell maximal 72 Stunden auf 80 Stunden zwischen Montag und Samstag. Die Öffnungszeiten-Regelung sei „nostalgischer Unfug“. Haraszti ist aber gegen eine generelle Sonntagsöffnung. Die sogenannten Tourismuszonen mit Sonntagsöffnung seien ausreichend.

Als ersten Schritt wünscht sich Haraszti eine komplette Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten bei Selbstbedienungsboxen. Laut einem Entscheid des Verfassungsgerichtshofes (VfGH) dürfen Nahversorger-Container ohne Mitarbeiter nur solange offen halten wie Supermärkte. Es gebe in Österreich Bedarf an derartigen Boxen, weil es hierzulande rund 580 Gemeinden ohne Nahversorgung gebe, so der Billa/Bipa-Chef.

In einer Billa-Box (60 Quadratmeter) mit Selbstbedienungskassa gibt es rund 1000 Artikel, eine Box steht testweise in Wiener Neudorf gegenüber der Rewe-International-Konzernfiliale.

Geschäfte laufen in Österreich gut
Mit der Umsatzentwicklung in Österreich ist der Firmenchef zufrieden. Man verzeichne heuer eine „stabile Geschäftsentwicklung“. Details zur Geschäftsentwicklung wollte Haraszti nicht verraten. Die Trends auf der einen Seite zu Eigenmarken- und Aktionsartikel und auf der anderen Seite zu bio, regional, vegetarisch und vegan würden anhalten.

Rewe hat die Marktführerschaft im heimischen Lebensmittelhandel vor einigen Jahren an Spar verloren. Im laufenden Jahr liegt der Marktanteil von Spar bei 36,8 Prozent und bei Rewe mit Adeg, Billa und Penny bei 33,6 Prozent. Auf die Diskonter Hofer und Lidl entfällt ein Marktanteil von rund 23 Prozent. Die hohe Konzentration im Lebensmitteleinzelhandel in Österreich sieht der Rewe-Österreich-Chef nicht als Problem. „Es ist der härteste Wettbewerb den es gibt. Wir schenken uns nichts.“

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