Insgesamt 18 Beschuldigte führt die Staatsanwaltschaft Wien im Fall der missbrauchten Zwölfjährigen in Wien-Favoriten, gegen zwei von ihnen gibt es Anklagen. Am Donnerstag muss sich ein 16-jähriger Syrer vor der Richterin verantworten. Mit der „Krone“ sprach die Mutter des jungen Opfers über die belastenden Verhandlungstermine und ihr Unverständnis über ein Gutachten.
Was Katharina K. im Wiener Landl durchlebt, ist kaum in Worte zu fassen: „Es ist sehr belastend. Als der Täter aufgerufen wurde, ist es mir kalt den Rücken heruntergelaufen. Und wenn man dann das eigene Kind im Video bei der Befragung sieht“, ringt die Wienerin um Worte. In vorerst zwei Fällen wird darüber verhandelt, wie Jugendliche aus Favoriten ihre damals zwölfjährige Tochter Anna im Frühjahr 2023 in unterschiedlichen Angriffen vergewaltigt haben sollen.
Sie stand in der Küche und hat kaum noch Luft bekommen. Wir mussten die Rettung rufen.
Die Mutter von Anna ist zutiefst besorgt.
Mädchen erlitt Panikattacke
Besonders schlecht geht es dieser Tage Anna. Laut ihrer Mutter hat die mittlerweile 14-Jährige zuletzt daheim eine Panikattacke erlitten: „Sie stand in der Küche und hat kaum noch Luft bekommen. Wir mussten die Rettung rufen“, ist Frau K. besorgt. „Das holt jetzt wieder alles in ihr zurück.“
Unglaublich, was die Jugendliche verarbeiten muss: Wie die StA Wien der „Krone“ bestätigte, laufen in dem verstörenden Fall – zusätzlich zu den beiden Anklagen – noch Verfahren gegen weitere 14 (!) bekannte und zwei unbekannte Burschen wegen Vergewaltigung und schweren sexuellen Missbrauchs von Unmündigen. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Unverständlich, dass das psychiatrische Gutachten von Dr. Frottier vom Gericht abgewiesen wurde.
Anwalt Sascha Flatz vertritt das junge Opfer.
Bild: zVg
Ein Satz geht der Mutter nicht mehr aus dem Kopf
Frau K. beschäftigt auch, dass die Gerichtsgutachterin bei ihrer Tochter keine posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert hat. Als sie Anna vom Gespräch abholte, soll die Gutachterin zu dieser gesagt haben: „Schau halt, dass du nicht mehr in solche Kreise kommst.“
Ein Satz, der Annas Mutter nicht mehr aus dem Kopf geht: „Damit hat sie ihr einen Stempel aufgedrückt und Schuldgefühle in ihr ausgelöst.“ – Opferanwalt Sascha Flatz kritisiert, dass die Verlesung des Privatgutachtens von Psychiater Patrick Frottier vom Gericht abgewiesen wurde. Frottier attestiert der Schülerin eine „komplexe posttraumatische Belastungsstörung“.
Der erste Prozess wurde vertagt, am Donnerstag muss sich ein Syrer (16) wegen Vergewaltigung und geschlechtlicher Nötigung verantworten. Annas Mutter wird dabei sein. Zur „Krone“ sagt sie: „Wir haben versucht, es am Wochenende auszublenden, und bastelten einen Adventskranz.“
Unter „Spende Anna“, IBAN: AT04 3227 5000 0031 3692, haben Freunde der Familie ein Spendenkonto für das junge Opfer eingerichtet.
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