Die Telefonleitungen zwischen Brüssel und Brasilien glühen heiß: Mercosur wird ohne Rücksicht auf Landwirte durchgepeitscht!
In einem ebenso eindringlichen wie aufrüttelnden Brief an die EU-Kommission warnen europäische Bauernverbände jetzt vor den dramatischen Folgen eines Mercosur-Abschlusses. In dem Schreiben machen sie unmissverständlich klar, dass die Öffnung des Marktes für Produkte aus Südamerika für viele Betriebe das Aus bedeuten würde. „Unsere Bauern kämpfen ohnehin schon mit steigenden Kosten, strengeren Auflagen und einem massiven Preisdruck. Dieses Abkommen wäre der Todesstoß“, heißt es in dem Appell.
Bauern knüpfen Hoffnung an Macron
Vor allem im riesigen Agrarland Frankreich entlädt sich der Widerstand gegen den unseligen Freihandelspakt in wütenden Protesten. Die als rebellisch bekannten „agriculteurs“ haben in der ganzen Grande Nation zum Marsch auf Paris geblasen. Landesweit wurden Straßen blockiert, Protestfeuer entzündet und Holzkreuze aufgestellt, um eindringlich auf die drohenden Gefahren für ihre Existenz aufmerksam zu machen. Hoffnungsstrahl für alle geplagten Landwirte des Kontinentes: Präsident Emmanuel Macron macht kein Geheimnis daraus, dass er das Abkommen nicht unterzeichnen wird. Forderung nicht nur dieses Staatenlenkers: sofortiger Verhandlungsstopp!
Warnung vor „brennendem“ Europa
Die Proteste gegen den klimakillenden Pakt reißen aber jedenfalls auch anderswo nicht ab. Denn jetzt wechselt das agrarisch mächtige Polen mit fliegenden Fahnen ins Lager der Mercosur-Kritiker. Das Abkommen sei in der aktuellen Form nicht akzeptabel, zürnte Premierminister Donald Tusk gen Brüssel. Mehr noch: Warschau und Paris schmieden ein Bündnis, um innerhalb der EU eine Sperrminorität zu organisieren und die Verhandlungen über eine Freihandelszone mit Brasilien zu stoppen. Die polnische Regierung verabschiedete zudem eine Resolution.
Weil das Abkommen den Rind- und Geflügelsektor massiv treffen könnte, gingen die Landwirte des östlichen EU-Landes ebenfalls auf die Straße und blockierten stundenlang den Grenzübergang Medyka zur Ukraine! „Sollte Brüssel den Pakt durchpeitschen, wird Europa brennen, warnen die aufgebrachten Bauern.
„Alarmstufe Rot“ an österreichischen Höfen
Auch in Österreich regt sich immer mehr Widerstand in den Reihen der Agrarier. „Unsere klein strukturierte Berg- und Ökolandwirtschaft darf in einem solchen Handelsabkommen nicht als Faustpfand für andere Interessen missbraucht werden“, wettert Niki Berlakovich, Österreichs Bauernvertreter in Brüssel. Österreichs türkiser EU-Abgeordneter Alexander Bernhuber wird noch um vieles deutlicher: „Dieses Abkommen ist nichts anderes als ein Ausverkauf unserer Werte! Wir in Europa achten auf Umwelt, Tierwohl und Qualität. Und dafür sollen wir jetzt mit unserer Existenz bezahlen? Nicht mit uns!“
Die mächtigen rot-weiß-roten Agrarier stellen ebenso wie Niederösterreichs Bauernbunddirektor Paul Nemecek unmissverständlich klar: „Dieses Abkommen darf niemals Realität werden. Wir fordern einen sofortigen Verhandlungsstopp! Österreich muss weiter an der Spitze des Widerstands stehen – für unsere Bauern, für unsere Umwelt und für uns alle!“ Und auch Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger meldet sich aus seinem Heimatstall in Vorarlberg mit einer eindeutigen Ablehnung des Deals.
„Die allermeisten Produkte, deren Austausch dieses verheerende Abkommen ankurbeln soll, befeuern die Zerstörung der Regenwälder und damit das Artensterben. Der Pakt würde Europa mit existenzraubendem Billigst-Rindfleisch überschwemmen und durch die Zuckerimporte auch unseren Rübenbauern den Todesstoß versetzen“, schlägt Greenpeace-Europachef Alexander Egit einmal mehr Alarm. Augenscheinlich wird das im Cerrado, neben dem Amazonas die zweite grüne Lunge der Welt. Denn dort wächst – wie der WWF immer wieder aufdeckt – nicht einmal mehr ein einziger Grashalm.
Über Hunderte Kilometer wurde das einst blühende Paradies für den Sojaanbau komplett gerodet – nur um noch mehr Gentech-Billigfutter für Schweine und Rinder auf den Weltmarkt zu werfen.
„Mehr Exporte würden noch mehr Weideflächen für gequälte Rinder nach sich ziehen“, so Egit. Was Umwelt- und Konsumentenschützer außerdem gleichermaßen empört: In Südamerika wird auch unter sozial fragwürdigsten Bedingungen produziert.
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