In den nächsten zwei Wintern wird es keinen Gasmangel geben! Das versicherte jetzt E-Control-Vorstand Alfons Haber. Selbst wenn die Ukraine ab 2025 nichts mehr durchlassen sollte, sei die Republik vorbereitet.
„Importe von russischem Gas über die Ukraine und die Slowakei nach Baumgarten können durch Importe über Deutschland und Italien vollständig ersetzt werden“, sagte Haber am Montagabend vor Journalisten in Wien.
„Dieses Szenario, dass jemand erfrieren muss in Europa, das gibt es nicht“, betonte die Leiterin der Gas-Abteilung bei der E-Control, Carola Millgramm. Solche Überlegungen seien „an den Haaren herbeigezogen“.
Der Gasmarkt sei liquide, die Gasspeicher gut gefüllt und man habe nach der ersten Gaskrise 2009 europäische Sicherheitsmaßnahmen aufgebaut. Überdies gebe es die europäische Versorgungssicherheitsverordnung mit Solidaritätsmechanismen für geschützte Kunden.
Gasverbrauch um ein Fünftel reduziert
Inzwischen sei auch die erforderliche Transportkapazität für den Import nicht-russischen Gases vorhanden, sagte Haber. „Mit 1. Oktober hat sich die Importkapazität über Italien auf 95 Terawattstunden pro Jahr erhöht. In Deutschland liegt die Importkapazität bei 90 Terawattstunden.“
Zum Vergleich: 2021 lag Österreichs Gasverbrauch noch bei 96 TWh, 2023 waren es nur noch 75,64 TWh. „Das entspricht einer Gasverbrauchsreduktion von rund 21,4 Prozent“, so Haber. Auch heuer werde der Verbrauch in Österreich bei rund 75 TWh liegen. Der Gesamtverbrauch in Europa betrage 3600 TWh pro Jahr.
Wo kommen neue Vorräte her?
Über Deutschland würde vor allem norwegisches Pipeline-Gas und US-LNG kommen. Im italienischen Gasmarkt sind algerisches Pipelinegas und LNG-Lieferungen die wesentlichen Quellen. Für Österreich liegen wichtige LNG-Terminals in Holland, Belgien und Deutschland sowie in Norditalien. In Belgien und Italien handelt es sich vor allem um Gas aus Katar. Laut E-Control beträgt der Anteil von US-LNG in Belgien rund 20 Prozent und in Italien rund 40 Prozent.
Ab dem Jahr 2027 sei außerdem eine Verstärkung der Importroute über Deutschland mit dem WAG-Loop-Ausbau geplant, wodurch die Importkapazität aus Deutschland auf 117 TWh pro Jahr steigen werde, sagte Haber. Zudem habe Österreich eine strategische Gasreserve von 20 TWh aufgebaut und dafür knapp vier Milliarden Euro ausgegeben. Die Verpflichtung zur Aufrechterhaltung dieser staatlichen Reserve sei vom Nationalrat vorerst bis zum 1. April 2026 verlängert worden.
Ärger über Falschmeldungen
Insgesamt sind laut Haber in den österreichischen Gasspeichern rund 92 TWh Gas eingelagert, die Speicher sind zu 90 Prozent gefüllt. In letzter Zeit habe es allerdings „Falschmeldungen“ gegeben, wonach nur ein geringer Anteil des Gases in den Speichern für den österreichischen Markt zur Verfügung stehen würde, ärgerte sich der Energieregulator.
Tatsächlich seien von den eingespeicherten 92 TWh rund 33 TWh den österreichischen Endkunden vorbehalten, weitere 16 TWh würden „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ auf dem österreichischen Gasmarkt verbleiben. Ein Teil der Speicherkapazitäten werde von ausländischen – meist deutschen – Speicherkunden genutzt. „Die haben auch die Möglichkeit, die Mengen auf dem virtuellen Handelsplatz in Österreich – das heißt also auch über die Börse – zu handeln und den österreichischen Gaskunden zur Verfügung zu stellen. Wesentlicher Punkt, ob sie das machen, ist der Preisunterschied auf den Großhandelsmärkten.“
Gibt eine Hintertür durch die Ukraine
Ob sich durch das Auslaufen des Gastransit-Vertrages zwischen der Ukraine und Russland überhaupt etwas ändern wird, ist aber noch unklar. Der ukrainische Pipelinebetreiber könnte Händlern, die russisches Gas kaufen, Transportkapazitäten über eine Buchungsplattform anbieten, erklärte Millgramm. Ob sich jemand Kapazitäten gesichert habe, werde man wahrscheinlich erst kurz vor Jahreswechsel erfahren.
„Wir wissen es jedenfalls nicht.“ Eine weitere Unsicherheit für die Gasflüsse ergibt sich durch die ab 20. Dezember geltenden US-Sanktionen gegen die russische Gazprombank, über die Zahlungen zwischen Gazprom Export und ihren Handelspartnern in Europa und der EU abgewickelt werden.
Der Anstieg des Großhandelspreises in den letzten Wochen wird sich nach Ansicht der E-Control vorerst nur „marginal“ auf die Haushaltspreise auswirken, da die Beschaffung bereits erfolgt sei und ein Großteil der Haushaltskunden Fixpreisverträge habe.
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