Hohe Inflation und eine schwache Wirtschaft stärken populistische und extremistische Parteien. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW). Durch diesen Effekt seien etwa Teile des Zuspruchs für den designierten US-Präsidenten Donald Trump, die rechte AfD und das linkspopulistische Bündnis BSW in Deutschland zu erklären.
Bei den Neuwahlen zum Deutschen Bundestag im Februar dürfte die Wirtschaftskrise der vergangenen Jahre für rund zwei Prozentpunkte der Stimmanteile populistischer Parteien verantwortlich sein. Wenn Lohnerhöhungen die Inflation zumindest ausgleichen, falle der Stimmenzuwachs (Plus von 1,3 Prozentpunkten) geringer aus, heißt es.
„Extreme Parteien profitieren, wenn die Preissteigerungen höher ausfallen als erwartet und Arbeitnehmer und andere Wirtschaftsakteure keine Möglichkeit hatten, sich durch angemessene Lohnerhöhungen auf die Inflation vorzubereiten“, sagte Jonathan Federl vom IfW. Er und sein Team haben 365 Wahlen in 18 Industrieländern zwischen 1948 und 2023 analysiert.
Extreme Parteien profitieren, wenn die Preissteigerungen höher ausfallen als erwartet.
Jonathan Federl, Institut für Weltwirtschaft
Teuerung verstärkt Unzufriedenheit
Eines der zentralen Ergebnisse: Unerwartet schnell steigende Verbraucherpreise haben nicht nur Folgen für das Wahlverhalten, sondern verstärken auch die Unzufriedenheit in der Bevölkerung. So gebe es beispielsweise um acht Prozent mehr Demonstrationen, wenn die tatsächliche Inflation um einen Prozentpunkt über der Erwartung liege.
Positive Überraschungen verringern den Zulauf zu populistischen und extremistischen Parteien der Studie nach hingegen. „Die Ergebnisse werfen ein Schlaglicht auf die bevorstehenden vorgezogenen Bundestagswahlen (23. Februar 2025, Anm.), denn in Deutschland sind Inflation und Wachstum in den letzten drei Jahren deutlich von den Erwartungen abgewichen“, sagte Federle. Die Zustimmung zu radikalen Parteien dürfte sowohl am linken als auch am rechten Rand zugelegt haben.
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