Eine halbe Million Menschen muss täglich aufgrund von Krankheiten mehrere Pillen, Kapseln und Tabletten gleichzeitig einnehmen. Besonders für Ältere oft sehr kompliziert. Eine neue Studie zeigt, dass Medikamentenanalysen in Apotheken Probleme mit Arzneien um bis zu 70 Prozent verringern können.
Es ist nicht so ungewöhnlich, dass ältere Patienten unterschiedliche Arzneimittel an einem Tag einnehmen müssen. Nach Schlaganfall oder Herzinfarkt sind es meist mindestens fünf, oft auch mehr. Dazu kommen dann auch noch rezeptfreie Mittel (z.B. Kopfschmerzmedikamente), Vitamine, Nahrungsergänzungen. Eine halbe Million Menschen gehören in Österreich zu dieser großen Gruppe Betroffener, darunter auch jüngere Personen mit entzündlichen Erkrankungen, Immunschwäche oder angeborenen Leiden.
Nicht immer einfach, die Einnahme zu managen. Der Durchschnittsbürger weiß oft auch gar nicht genau, was er im Detail dabei zu beachten hat.
Dafür gibt es seitens der Apothekerschaft ein Pilotprojekt für die optimale Betreuung und Information dieser Patienten, für das auch bereits eine Fortbildungsreihe angeboten wird, an der mittlerweile 3000 Apothekerinnen und Apotheker in ganz Österreich teilgenommen haben: Angeboten werden soll eine Medikationsanalyse, um mehr Patientensicherheit zu erreichen.
Durch unsere Serviceleistung können nicht mehr benötigte Medikamente identifiziert und Wechselwirkungen minimiert werden.
Mag. Raimund Podroschko, Vizepräsident der Österreichischen Apothekerkammer
Bild: www.nunofoto.com
Eine aktuelle Studie von Österreichischer Apothekerkammer, MedUni Wien und dem Dachverband der Sozialversicherungsträger, die in Wien präsentiert wurde, untermauert die Wichtigkeit dieses Services: Medikationsanalyse in Apotheken reduziert Probleme durch Arzneimittel für Patienten um durchschnittlich 70 Prozent! Dazu steigert so eine gezielte Beratung das subjektive Wohlbefinden der Patientinnen und Patienten signifikant. Sie kann die Zahl der notwendigen Medikamente bzw. Wirkstoffe sogar um ca. zehn Prozent verringern. Eingebunden in die Untersuchung waren Personen, die täglich acht pharmazeutische Mittel zu sich nehmen.
Wechselwirkungen minimieren
„Die Medikationsanalyse ist eine wichtige pharmazeutische Dienstleistung für alle Menschen, die mehrere Medikamente gleichzeitig einnehmen müssen. Dabei wird die Gesamtmedikation einer Patientin bzw. eines Patienten fachlich und systematisch unter die Lupe genommen. Dadurch können nicht mehr benötigte Medikamente identifiziert und Wechselwirkungen minimiert werden. Die Vorteile sind durch die Studie klar belegt: verbesserte persönliche Gesundheit, erweiterte individuelle Gesundheitskompetenz, höhere Therapietreue, sowie geringere spätere Behandlungskosten für das Gesundheitssystem“, berichtet Mag. Raimund Podroschko, Vizepräsident der Apothekerkammer Österreich.
Bald kassenfinanzierte Leistung für alle?
„Ich hoffe daher, dass die Medikationsanalyse in Österreich möglichst bald, ebenso wie in Deutschland, als kassenfinanzierte Leistung der Apothekerschaft zumindest allen 500.000 Polypharmazie-Patientinnen und -Patienten zugutekommen kann“, so der Pharmazeut.
Was im Zuge der Studie auch herauskam und dringend nachgebessert werden muss: Modernisierung der elektronischen Gesundheitsakte ELGA, die Verpflichtung von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten zur Diagnosecodierung sowie der verpflichtenden e-Card, e-Rezept und ELGA-Teilnahme von Wahlärztinnen und Wahlärzten sind dringend erforderlich. Das betont Andreas Huss, Obmann der Österreichischen Gesundheitskasse und aktueller Vorsitzender in der Konferenz des Dachverbands der Sozialversicherungsträger
Sicherheit für ältere Menschen im Pflegeheim
Er wird dabei von Dr. Michaela Wlattnig, Sprecherin der Patientenanwälte Österreichs unterstützt: „Es ist unbedingt zu fordern, dass die Medikationsanalyse als Kassenleistung etabliert wird, denn gerade bei der älteren und pflegebedürftigen Bevölkerung würde dies einen erheblichen gesundheitlichen Mehrwert bedeuten. Ein besonderes Anliegen ist es mir, dass diese Möglichkeit auch den Menschen in den Alten- und Pflegeheimen zur Verfügung steht, denn diese sind häufig von Polypharmazie betroffen.“
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