Der einsame hohe Norden Schottlands und die vorgelagerten Inseln bieten unvergleichliche Naturerlebnisse. Ihre spröde Schönheit hat nichts Liebliches – aber sie lässt nicht mehr los.
Hier bin ich geboren, hier lebe ich mit meinen Hunden und meinen Schafen, hier will ich sterben – wie mein Vater, der auf der Weide hinter dem Haus begraben ist. Mein ältester Sohn wird die Tradition der Schäfer fortsetzen, es gibt kein besseres Leben!“ – Neil Ross von der Leaud Farm im schottischen Hochland ist ein glücklicher Mann.
Stolz zeigt er, wie er seine acht Hütehunde mit 32 verschiedenen Pfeiftönen in jede gewünschte Richtung dirigiert, wie sie eine ganze Herde zu ihm treiben, wie er sich ein Schaf herausgreift, es binnen sieben Sekunden durch das schwingende Pfeifchen hypnotisiert und es binnen fünf Minuten sauber schert. Dann weckt er das Tier wieder auf, es spring fröhlich davon. Neil lacht über die staunenden Besucher. Selbstsicher, freundlich-reserviert, in sich ruhend und seiner Heimat tief verbunden.
Ein typischer Highlander, wie auch die Handwerker in den letzten traditionellen Textilmühlen, die auf den Äußeren Hebriden – noch eine Flugstunde nördlich von Glasgow – die Wolle schottischer Schafe spinnen, färben, weben und zum weltberühmten Harris-Tweed verarbeiten. Ihre archaischen Maschinen stammen zum Teil noch aus dem 19. Jahrhundert, der Arbeitsrhythmus ist bedächtig, genau, geprägt vom Stolz auf ihre unvergleichliche Handwerkskunst. Diese Stoffe sind unverwüstlich, strapazierfähig, zeitlos schön. Für die Ewigkeit gedacht, nicht leicht, und ein bisschen rau.
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Wie so vieles im Norden Schottlands und auf den vorgelagerten Inseln. Diese Landschaft ist eine spröde Schönheit, in die verliebt man sich nicht schnell und flüchtig. Wer sie aber liebt, kommt nicht mehr von ihr los, lässt zumindest ein Stück seines Herzens im Hochland.
Wie die britische Königsfamilie: Ein Besuch in Blair Castle begeisterte Queen Victoria im Jahr 1844 so sehr, dass sie nach seinem Vorbild Schloss Balmoral, seither Sommer- und Lieblingsresidenz vieler Nachfolger, erbauen ließ. Nirgends sonst fühlen sich die „Royals“ so heimisch. Sie streifen nach dem morgendlichen „Weckruf“ durch Dudelsackpfeifer hoch zu Ross, per Kutsche oder zu Fuß durch ihr geliebtes Hochland, jagen, picknicken, fischen, malen. Prinz Charles’ gefühlvolle Rezitation von Robert Burns’ National-Poem „My Heart’s in the Highlands“ ist seit Jahrzehnten ein „Dauerbrenner“ im Internet. Dem jetzigen König glaubt man sofort, dass er stets sein Herz im Hochland lässt, wo immer er auch sonst ist.
Hier kann es gar keinen Massentourismus geben, keine großen Hotelanlagen und Resorts. Die Quartiere – von einfach bis luxuriös, sind immer persönlich und mit Liebe geführt; die Küche ist bodenständig und besser als der Ruf britischer Küche, vor allem wegen der hervorragenden Zutaten (frischer Lachs! Muscheln! Kabeljau und Kartoffeln für die besten Fish and Chips, herrliches Rind).
Einmal – vor einer längeren Wanderung zum Beispiel – sollte man auch das „Full scottish breakfast“ mit Eiern, Speck, Blutwurst, Erdäpfeln, Porridge und Speck probieren; und nachmittags eine gemütliche Kanne Tee mit frischen Scones, Erdbeermarmelade und Butter oder Clotted Cream. Wer genießen will wie die verstorbene Queen, gibt übrigens zuerst die Marmelade auf das Gebäck, dann erst den dicken fetten Rahm!
Königliche Gefühle lassen auch die allerorts zu hörenden Dudelsackpfeifer aufkommen: Im Museum von Glasgow bemüht sich der junge Jamie redlich, Besuchern seine schwere Kunst beizubringen. Er selbst begann in der Volksschule, übte zwei Jahre täglich Melodien auf der kleinen Übungspfeife, dem „Canter“. Dann sieben Jahre lang eine Stunde täglich mit dem „richtigen“ Instrument samt Blasebalg, dann kam der erste öffentliche Auftritt. Jamie brachte es zu Preisen und Konzerten vor den Royals. Und es gelang ihm tatsächlich, wenigstens einer begabten Besucherin aus Österreich das Drei-Ton-Lied „Mary Had A Little Lamb“ beizubringen. Die meisten brachten leider keinen einzigen brauchbaren Ton aus Pfeife und Sack zuwege.
Die Millionenstadt Glasgow, das Architekturjuwel Edinburgh und die Hochland-Hauptstadt Inverness haben außer Folklore viel Sehenswertes zu bieten – Kathedralen, malerische Altstädte, Jugendstilviertel, Denkmäler und Museen. Es geht nicht ganz so hektisch zu wie im Süden des Inselreichs, doch das Leben pulsiert, die Pubs sind voll, Bier und Whisky fließen.
Die Touristenströme beschränken sich großteils auf diese Zentren, und natürlich auf Loch Ness. Der 56 Quadratkilometer große See mit der Ruine von Urquart Castle ist ein Höhepunkt und „Muss“ für Schottland-Reisende, weit idyllischer und weniger beängstigend, als es die vielen Berichte über sein sagenumwobenes Ungeheuer „Nessie“ vermuten lassen.
Die Seele Schottlands ist trotzdem draußen in den einsamen Highlands zu finden, zwischen mehr als 500 kleineren „Lochs“, auf einspurigen Straßen mit Ausweichen für den Gegenverkehr. Wo Überholen unmöglich ist, wird alles gemütlicher. Wer nicht am Steuer sitzt, sollte auf dem Weg eine der 148 Whiskydestillerien besuchen, und das immer wieder anders schmeckende Nationalgetränk verkosten. Es kann von mild bis rau in der Kehle sein, sanft oder torfig. Den Magen wärmt es immer, wichtig in diesem schönen, aber mehr für feuchte Winde als für laue Abende berühmten Land. „Der Regen von heute ist der Whisky von morgen“, tröstet sich der Highland-Liebhaber bei Nässe mit einem Schluck!
Brigitte Egger
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