Bundesheer-Lieferant

Waffenwerk Steyr droht mit Abzug aus Österreich

Wirtschaft
04.12.2024 20:00

Steyr Arms, weltbekannter Hersteller des Bundesheer-Sturmgewehrs StG 77 mit Sitz in Kleinraming (OÖ), hat plötzlich große Probleme beim Export seiner Waffen. Der Firmensitz in Österreich wackelt.  

Nach der dramatischen KTM-Insolvenz Ende November droht die nächste Hiobsbotschaft für die heimische Wirtschaft: Steyr Arms, Traditionsbetrieb seit 1864, erwägt nach 160 Jahren den Abzug aus Österreich. Und das, obwohl die Auftragsbücher voll sind, die Produktion auf Hochtouren läuft und Produktanfragen aus der ganzen Welt eingehen.

Der Standort von Steyr Arms in Kleinraming mit rund 160 Mitarbeitern (Bild: Steyr Arms)
Der Standort von Steyr Arms in Kleinraming mit rund 160 Mitarbeitern

Doch Tausende fertig produzierte Sturm- und Scharfschützengewehre liegen derzeit eingeölt und verpackt in den Lagerhallen in Kleinraming. Und können diese wegen fehlender Bewilligungen aus dem Außenministerium nicht verlassen:

  • Der Oman etwa hat Scharfschützengewehre geordert. Mit dem Land hat die Steyr Arms eine 15-jährige Geschäftsbeziehung, sie stattet die Armee bereits mit Sturmgewehren aus. Die bestellte Ware liegt fertig in den Hallen, kann aber nicht ausgeliefert werden, da der Exportantrag laut „Krone“-Informationen monatelang „liegen gelassen“ wird.
  • Die irakische Polizei hat Sturmgewehre und Pistolen bei Steyr geordert. Das österreichische Innenministerium unterstützt die Iraker mit Schulungen, die UNO hat ihren Sanktus gegeben. Das österreichische Außenministerium allerdings vergibt keine Exportgenehmigung.
  • Sogar mit Ländern wie Malta, Serbien, Montenegro oder der Türkei spießt es sich. Die Behörden in Ägypten – einem beliebten Urlaubsland der Österreicher – hätten gerne Pistolen aus Österreich gekauft, Steyr durfte nicht liefern, zum Zug kamen stattdessen die Italiener.
Kennt jeder Grundwehrdiener und Polizist in Österreich: das Steyr StG 77, auch AUG genannt in der Version A3 SF (Bild: Aigner Friedrich)
Kennt jeder Grundwehrdiener und Polizist in Österreich: das Steyr StG 77, auch AUG genannt in der Version A3 SF

„Dann eben von einem anderen Standort aus“
„Unsere Kunden sagen uns inzwischen ganz direkt: Entweder ihr liefert bald, oder wir kaufen in anderen EU-Ländern oder in Großbritannien oder den USA“, so ein Sprecher von Steyr Arms zur Kronen Zeitung. Die Eigentümer des Unternehmens stellen die Standortfrage, der Waffenhersteller übt offen Druck auf die Regierung aus: „Wir sehen große Marktchancen und rüsten das Unternehmen entsprechend. Wenn dies in Österreich nicht möglich ist, dann eben von einem anderen Standort aus.“

Genaue Prüfung aller Einzelfälle
Das Außenministerium (BMEIA) reagiert auf die Vorwürfe gelassen: „Wir bearbeiten im Interesse der österreichischen Unternehmen sämtliche Geschäftsfälle selbstverständlich stets so rasch wie möglich“, so das Ministerium auf „Krone“-Anfrage. Jeder Einzelfall werde aber auf die Sicherheitslage, die Einhaltung der Menschenrechte, die Umleitungsgefahr und die Einhaltung völkerrechtlicher Verpflichtungen geprüft. Erschwerend hinzu käme noch unsere Neutralität.

Auch Scharfschützengewehre des Unternehmens aus Kleinraming werden oft angefragt, sie sind von Russland bis Amerika in zahlreichen Einheiten im Einsatz. (Bild: Steyr Arms)
Auch Scharfschützengewehre des Unternehmens aus Kleinraming werden oft angefragt, sie sind von Russland bis Amerika in zahlreichen Einheiten im Einsatz.

Steyr wittert dennoch Schikane durch die Behörden. Und hätte gute Voraussetzungen für einen kompletten Rückzug aus Österreich: Steyr Arms wurde im April dieses Jahres von einem tschechischen Investor gekauft. Diesem gehört ein weiteres Sicherheitsunternehmen in Slowenien. „Ein EU-Land, das unserer Schwesterfirma dort keine ernsten Probleme mit Ausfuhrbewilligungen macht.“

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