Keine fette Beute

Geschmalzenes Urteil für einen Thunfisch-Dieb (39)

Burgenland
04.12.2024 16:00

Erst nach einer Verfolgungsjagd konnte ein Slowake in Parndorf gestellt werden. Er hatte aus einem Supermarkt 50 Thunfischdosen mitgehen lassen. Warum? Beim Prozess in Eisenstadt verweigerte der Mann die Aussage. Er meinte nur: „Ich war nie beim Hofer!“

Schauplatz Parndorf, 19. Oktober 2024: Ein 39-jähriger Slowake betritt die Hofer-Filiale. Als gäbe es im Burgenland keine Überwachungskameras oder Kaufhausdetektive, stopft er 50 Thunfischdosen á 4,99 Euro und drei Kopfhörer á 39,99 in zwei Sackerl. Er stiehlt sich mit der Beute im Wert von 369,47 Euro an der Kassa vorbei und rennt weg. Ein Schrei! Und ein Hofer-Mitarbeiter heftet sich an die Fersen des Fliehenden.

Vorfolgungsjagd dauerte 25 Minuten
Wer das Areal am Outlet Center kennt: Es geht vorbei am Kino, an der Jet-Tankstelle, schließlich über Wassergräben in unwegsames Gelände. Um schneller Richtung Bahnhof hetzen zu können, entledigt sich der Dieb der 50 Thunfischdosen. Der Verfolger ist in ständigem Kontakt mit der Chefin und gibt die Standorte durch. Die verständigt die Polizei, nach 25 Minuten ist die Verfolgungsjagd zu Ende.

Was macht man mit 50 Dosen Thunfisch? Jausnen? Beim Prozess gab es keine Antworten. (Bild: stock.adobe.com null)
Was macht man mit 50 Dosen Thunfisch? Jausnen? Beim Prozess gab es keine Antworten.

Schauplatz Eisenstadt, 4. Dezember 2024. Der Slowake sitzt auf der Anklagebank am Landesgericht. Er wird aus der Strafhaft vorgeführt, weil er für den Fischzug nach Parndorf das Einreiseverbot nach Österreich ignoriert hat. Der 39-jährige ist in der Slowakei sechs Mal wegen gewerbsmäßigen Diebstahls verurteilt worden, in Eisenstadt ein Mal. Drei Mal saß er im Gefängnis.

Richterin fischt im Trüben
Der Pflichtverteidiger lässt schulterzuckend ausrichten: „Mein Mandant ist nicht geständig und wird keine Aussage machen.“ Ist die Dolmetscherin also umsonst angereist? Nein! Denn plötzlich bricht der Angeklagte sein Schweigegelübde und meint: „Ich war nie beim Hofer.“ War er doch, sagt der Verfolger im Zeugenstand: „Ich bin ihm ja ewig nachgelaufen.“

11 Tage Haft pro Dose
Aufgrund der langen Liste an Vorstrafen und der wenigen Milderungsgründe – geringer Wert, die Beute konnte sichergestellt und verkauft werden – hat der Slowake nun den Salat: 18 Monate unbedingte Haft, das macht grob gerechnet 11 Tage pro Dose. Und das alles, wie geschrieben, wegen 369,47 Euro.

Der Wiederholungstäter nimmt das Urteil an. Ob ihm wohl in der Justizanstalt Eisenstadt ab und zu seine Leibspeise kredenzt werden wird?

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