Am Montag wurde das Gelände der betroffenen Firma unter die Lupe genommen. Dabei wurden Sicherheitsmängel festgestellt. Details sind noch nicht bekannt - man müsse laut Andreas Drivodelits, stellvertretender Leiter des Arbeitsamtes, noch die Zeugenaussage des Mannes abwarten.
Seitens des Arbeitsinspektorates ergehe nun eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft sowie eine Anzeige an die Bezirksverwaltungsbehörde. Am Dienstag sollen noch weitere Erhebungen im Betrieb durchgeführt werden. Dabei will man sich unter anderem auch die Betriebsanleitung der Anlage ansehen.
Schwerverletzter handelte geistesgegenwärtig
"Schmerzen habe ich keine gehabt", schilderte Tibor A. die erste Zeit nach dem Unfall. Der ungarische Arbeiter hatte am Samstag versucht, einen großen Stein, der die Anlage in einer Sandgrube blockiert hatte, mit einer Eisenstange zu entfernen. Dies gelang dem Ungar zwar, doch geriet er daraufhin mit dem Arm in das Förderband. "Der Arm wurde im Ellbogen von Metalllamellen abgetrennt", so der behandelnde Arzt Oskar Aßmann.
Der Chirurg zeigte sich am Montag von der geistesgegenwärtigen Reaktion seines Patienten schwer beeindruckt: "Der abgetrennte Unterarm ist in die Sandgrube gefallen. Der Patient ist zum Auto gelaufen und wollte wegfahren. Da ist ihm eingefallen dass er den Arm noch holen sollte. Das hat er getan, hat sich gedacht, dass dieser im Kofferraum kühler aufbewahrt wäre, hat ihn hineingelegt, und sich ans Steuer gesetzt. Er hat auch noch zwei Liter Wasser getrunken."
"Den Arm bitte wieder annähen"
Doch beim Spital in Eisenstadt angekommen, hatte die Odyssee des Ungarn noch immer kein Ende. "Er hat beim Krankenhaus geparkt. Da hat man ihm gesagt 'Da bei der Notfalleinfahrt können's nicht parken'. Also ist er wieder eingestiegen und in die Parkgarage gefahren", so Aßmann. Tibor A.: "Ich habe einen Parkschein mit der linken Hand gezogen." Erst dann lief der Schwerstverletzte bis zur Unfallambulanz, legte dort den abgetrennten Unterarm auf den Tisch und sagte, so Aßmann: "Den Arm bitte wieder annähen."
Wie eine Sprecherin des Spitals am Montagnachmittag bekannt gab, hatte der Portier, der den Mann zu einem anderen Eingang geschickt hatte, richtig gehandelt. So sei der Ungar zur Schranke in der Esterhazystraße gekommen. Die dortige Einfahrt sei aus Sicherheitsgründen jedoch nur mehr für Rettungsfahrzeuge und Notarztwagen geöffnet und verfüge über eine Sprechanlage. Der Verletzte hatte lediglich "Hand kaputt - Unfall" gesagt. Der Portier konnte nicht erkennen, wie schwer der Mann verletzt war.
"Die Operation ist ideal verlaufen"
Die Unfallchirurgen in Eisenstadt handelten dann schnell. Sie stoppten die lebensgefährliche Blutung, sicherten den abgetrennten Körperteil und alarmierten das Wiener AKH. Mit dem Notarzthubschrauber kam Tibor A. dann am Samstag gegen 17.30 Uhr ins Spital nach Wien. Aßmann: "Die Operation ist ideal verlaufen."
Für die Zukunft hänge nun alles davon ab, wie gut die Nervenversorgung des replantierten Armteiles des Ungarn wieder funktionieren wird. Aßmann: "In ungefähr sechs Wochen werden wir eine Nervenrekonstruktionsoperation durchführen." Erst danach werde sich im Laufe von etwa eineinhalb Jahren herausstellen, ob der Arm wieder funktionieren könne.
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