Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hat mit Blick auf die ambitionierten Bauprojekte in Saudi-Arabien, Ausrichter der Fußball-Weltmeisterschaften 2034, nach eigenen Angaben systematische Diskriminierung von Arbeitsmigranten aufgedeckt!
Die Organisation kritisierte in ihrem Bericht, der auf 156 Interviews mit aktuellen und ehemaligen Arbeitern basiert, eine Vielzahl von Missständen. Zu den Vorwürfen zählen unter anderem die Erhebung illegaler Rekrutierungsgebühren, willkürliche Lohnkürzungen, gefährliche Arbeitsbedingungen sowie fehlende Untersuchungen und Entschädigungen bei Todesfällen von Arbeitsmigranten.
Vorwürfe an die FIFA vor Fußball-WM 2034
HRW kritisierte zudem die Arbeitsbedingungen bei Megaprojekten wie der futuristischen Stadt Neom, die derzeit am Roten Meer entsteht. Die Menschenrechtler werfen zudem dem Weltfußballverband FIFA vor, sich nicht ausreichend für Arbeitsrechte einzusetzen.
Im Jahr 2034 soll die Fußball-Weltmeisterschaft erstmals in Saudi-Arabien ausgetragen werden. Jedoch werden bereits jetzt Bedenken geäußert, dass der Bau der dafür nötigen Infrastruktur die bestehenden Missstände für Arbeitsmigranten weiter verschärfen könnte.
Immer wieder Berichte über Misshandlungen
Auch das umstrittene Kafala-System wird als Beispiel für Diskriminierung unter der Arbeiterschaft angeführt. Es bindet Arbeitsmigranten an ihre einheimischen Sponsoren und wird von Menschenrechtlern als eine Form moderner Sklaverei kritisiert. Häufig behalten Arbeitgeber die Pässe ihrer Angestellten ein, was die Bewegungsfreiheit der Betroffenen massiv einschränkt. Immer wieder gibt es Berichte über Misshandlungen. Kritik an dem System hatte vor der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar 2022 zu Reformen im Golf-Emirat geführt.
Laut HRW arbeiten in Saudi-Arabien etwa 13,4 Millionen Arbeitsmigranten. Das entspricht rund 42 Prozent der Gesamtbevölkerung des autoritär regierten wahhabitischen Königreichs. In ihrem Bericht fordern die Menschenrechtsexperten die saudische Regierung auf, das Kafala-System abzuschaffen, Verstöße von Arbeitgebern konsequent zu ahnden und die Rechte der Migranten wirksam zu schützen.
„Wird unvorstellbare menschliche Kosten verursachen“
Die Arbeitsmigranten seien „der menschliche Motor“, der den Bau der milliardenschweren Giga-Projekte antreibe, sagte Michael Page, Vize-Direktor für den Nahen Osten bei Human Rights Watch. „Das Scheinverfahren der FIFA zur Vergabe der Weltmeisterschaft 2034 ohne verbindliche Menschenrechtsverpflichtungen wird unvorstellbare menschliche Kosten verursachen, einschließlich negativer Auswirkungen auf Arbeitsmigranten und ihre Familien“, kritisierte der Experte.
Entgegen der deutlichen Kritik von Menschenrechtsorganisationen hält der Fußball-Weltverband FIFA Saudi-Arabien für den fast perfekten Gastgeber der WM 2034. In dem Ende November veröffentlichten Evaluationsbericht erhielt die Bewerbung 4,2 von 5 möglichen Punkten. Die FIFA wird am 11. Dezember das Turnier 2034 an das wegen seiner Menschenrechtspolitik umstrittene Königreich als einzigen Bewerber vergeben.
Kommentare
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.