„Krone“-Kommentar

Ein Trump auch für Rumänien?

Analysiert für die „Krone“: Außenpolitik-Experte Kurt Seinitz

(Bild: Krone KREATIV/stock.adobe.com)

Rumänien schreitet am Sonntag zu einer Präsidentenstichwahl, die es in sich hat. An die erste Stelle hat sich ein Außenseiter katapultiert, der bis zur ersten Runde so gut wie nicht wahrgenommen worden war: Călin Georgescu.

Er hatte seine politischen Ansichten lediglich auf der chinesischen Internetplattform TikTok verbreitet, sonst bekannt für Tra-la-la-Beiträge. Das reichte auf Anhieb für 23 Prozent der Stimmen! Georgescu kann somit der erste TikTok-Staatschef werden. Wie ist das möglich?

Zum Hintergrund: Er ist der rumänische König der Querdenker und wird auch schon Rumäniens Trump genannt. Der orthodoxe Ultranationalist verehrt gleichzeitig – kein Zufall – die rumänischen Faschisten des Zweiten Weltkriegs und Russlands Präsident Putin. Er schwurbelt die übliche Querdenkersoße herunter: Impfen tötet, Kaltwasserkuren helfen gegen Covid, Klimawandel eine Erfindung der Eliten.

Ausländische Konzerne will er aus dem Land jagen. Das zeigt: Georgescu ist die Rache der Modernisierungsverlierer, von denen es so viele in Rumänien gibt. Sein Sieg in der ersten Runde schockierte die Elite, die Rumänien zum südosteuropäischen Stützpfeiler von NATO und EU gemacht hat. Georgescu schürt die Angst über eine Verwicklung in den benachbarten Ukrainekrieg.

Nicht ein Obskurant wie Georgescu ist die Ursache der Krise der Demokratien, sondern es ist die Blindheit der Eliten.