Nach Signa-Razzien:

Kleines Polit-Erdbeben in Südtirol und im Trentino

Ausland
05.12.2024 09:52

Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Trient gegen Signa-Gründer René Benko sowie gegen mehrere Trentiner und Südtiroler Unternehmer und Lokalpolitiker haben in Italien ein Erdbeben ausgelöst. Die Demokratische Partei erwägt Suspendierung von verdächtigen Lokalpolitikern.

Die Bürgermeisterin der bekannten Urlaubsortschaft Riva del Garda, Cristina Santi, wird verdächtigt, mehrere intransparente Bauprojekte gefördert zu haben. Sie soll am Freitag von den Ermittlern befragt werden, erklärte ihr Rechtsanwalt Nicola Zilio. Santi hat Einspruch gegen den Hausarrest, der gegen insgesamt acht Personen verhängt wurde, eingelegt und verweigert ihren Rücktritt.

Partei unterstützt die Bürgermeisterin
Die zur rechten Regierungspartei Lega gehörende Santi erhielt von ihrer Partei Rückendeckung. „Ich kenne Cristina Santi persönlich, sie ist eine ehrliche, anständige Person und eine gute Bürgermeisterin. Ich bin überzeugt, dass sie beweisen wird, dass sie nichts mit dem zu tun hat, was ihr vorgeworfen wird“, sagte der Chef der Lega im Trentino, Diego Binelli. Es gelte auch in diesem Fall die Unschuldsvermutung.

Ermittlungen gegen Dutzende Personen
Auch Lokalpolitiker aus den Reihen der sozialdemokratischen Partei PD (Partito Democratico) sind im Trentino in den Skandal verwickelt. Die PD prüft jetzt die Suspendierung der Verdächtigen. Die Ermittlungen laufen gegen insgesamt 77 Personen.

„Mafiaartige kriminelle Vereinigung“
Die Staatsanwaltschaft Trient verdächtigt Benko, „Anführer einer mafiaartigen kriminellen Vereinigung“ zu sein, die mit dem Ziel gegründet worden sei, Konzessionen und Genehmigungen zu erlangen, um daraus ungerechtfertigte Gewinne zu erzielen, geht aus den Ermittlungsakten hervor.

An der Spitze der kriminellen Vereinigung habe Benko mithilfe des Bozener Steuerberaters Heinz Peter Hager und des Unternehmers Paolo Signoretti aus der Stadt Rovereto gehandelt, hieß es aus der Trentiner Staatsanwaltschaft. Hager ist auch Vorstandschef der nach Benkos Tochter benannten Laura Privatstiftung.

„Volles und bedingungsloses Vertrauen in die Arbeit der Justiz“ haben inzwischen der Bürgermeister von Bozen, Renzo Caramaschi, und der Stadtrat im Zusammenhang mit den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Trient gegen Politiker, Unternehmer und öffentliche Verwalter im Trentino und in Südtirol zum Ausdruck gebracht. Der Bürgermeister und der Stadtrat, so heißt es in der Aussendung, bieten der Justiz „ein Höchstmaß an Zusammenarbeit“ an und bekräftigen gleichzeitig „das größte Vertrauen in ihre Mitarbeiter“.

 

„Bozen in Händen von skrupellosen Unternehmern“
Der Bozener Architekt Claudio Lucchin, „Vater“ des Bozener „Noi Techparks“, kritisierte im Interview mit der Tageszeitung „Corriere del Trentino“, dass „Bozen in die Hände von skrupellosen Unternehmern“ geraten sei. „Die politische Klasse hat die Stadt dem Privatsektor überlassen, der das getan hat, was er wollte. Der Konkurs von Benko war eine bereits geschriebene Geschichte. Ein Unternehmer, der mit 35 Jahren zum Milliardär wird und in Wien Häuser baut, ist nicht glaubwürdig: Man weiß, wo er landet. Das habe ich schon vor elf Jahren gesagt. Zuerst wurde ich verspottet, dann bekam ich Drohbriefe. Das waren richtige Gauner. Ich hatte Angst“, betonte der 65-jährige Architekt.

„Niemand konnte sagen, woher das Geld Benkos kam: Es gab Gerüchte, Gerüchte über versteckte Finanzgruppen, über die russische und israelische Mafia. Wenn ich ein öffentlicher Verwalter wäre, würde ich mein Land niemals an jemanden verkaufen, der nicht transparent ist, selbst wenn er erhebliche Mittel einbringt. (...) Wir müssten diese Unternehmer genau unter die Lupe nehmen, bevor wir ihnen die Schlüssel zur Stadt geben“, sagte Lucchin.

Steuerberater Hager sei stets der Drahtzieher aller Operationen gewesen. „Alle großen Deals der deutschen Wirtschaft in Südtirol, die schwierigsten Immobilientransaktionen, wurden über den Buchhalter Hager abgewickelt und alle waren damit einverstanden“, so der Architekt.

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