Nicht nur die UNESCO, sondern auch die Innere Stadt hat mit den seit Jahren umkämpften Plänen für neue Bauten am Heumarkt keine Freude, ist aber zu einem Gutteil machtlos: Der Grund liegt schon im dritten Bezirk. Anders ist das bei der Lothringerstraße davor, wo der Bezirk nun den Hebel ansetzt.
Im jahrelangen Ringen um die Neubebauung des Heumarkts war die Innere Stadt bisher größtenteils zur Zuseherrolle verdammt, obwohl vor allem sie Leidtragende wäre, wenn die UNESCO „Wiens historisches Zentrum“ deshalb von der Liste der Weltkulturerbe-Stätten streichen würde. Doch nun hat sich der Bezirk daran erinnert: Beim Bau kann man nicht mitreden, wohl aber bei der Umgestaltung der Lothringerstraße unmittelbar davor. Die müsste für das Projekt ebenfalls umgestaltet werden, und sie liegt im ersten Bezirk.
31 Bäume in Gefahr
Konkret geht es dem Bezirk um 31 Bäume, die für die geplante Verlegung der Lothringerstraße laut der Bezirksvertretung gefällt werden müssten, darunter ein 102-jähriger Götterbaum (Nummer 3003 im Wiener Baumkataster) und ein 95-jähriger italienischer Ahorn (Nummer 3004). Beide stehen mitten auf dem Grünstreifen, dessen Neugestaltung im Jahr 2004 sie gut überstanden haben. Durch die Neugestaltung der Lothringerstraße wäre der gesamte Grünstreifen an dieser Stelle mit 29 weiteren Bäumen aber Geschichte, fürchtet die Bezirksvertretung.
Es darf nicht passieren, dass aufgrund eines Projekts im dritten Bezirk Bäume in der Inneren Stadt gefällt werden müssen.
Markus Figl, Bezirksvorsteher Wien Innere Stadt
Bild: krone.tv
In ihrer letzten Sitzung beschloss die Bezirksvertretung einen Auftrag an das Magistrat, das Heumarkt-Projekt so zu planen, dass die Lothringerstraße nicht angetastet wird. Der Antrag wurde von ÖVP, Grünen, Neos und FPÖ gemeinsam eingebracht. Nur die SPÖ wollte sich nicht beteiligen. „Wir wollen die Grünfläche in der Lothringerstraße erhalten und nicht zubetonieren“, macht Bezirksvorsteher Markus Figl gegen die Pläne der Stadt mobil.
Investor sieht sich verunglimpft
Aus Sicht des Bauinvestors Wertinvest macht die Innere Stadt damit aber mit Falschinformationen gegen das Projekt Stimmung: Die Verlegung der Straße würde nur die Fällung des alten Ahorns nötig machen, der laut einem Gutachten ohnehin nur noch eine Lebenserwartung bis höchstens 2029 hätte. Alle anderen Bäume wolle man nicht antasten, so Wertinvest gegenüber der „Krone“, sondern im Gegenteil neue dazupflanzen: 16 Bäume auf der Lothringerstraße an der Grundstücksgrenze, weitere 7 am Heumarkt selbst und optional 9 weitere vor dem Konzerthaus.
UNESCO-Status für Figl als „Werkzeug“ unverzichtbar
Einmal mehr betont Figl seinerseits allerdings, dass der UNESCO-Welterbe-Status für Wiens Zentrum erhalten werden müsse, „als Werkzeug für die Bewahrung des einzigartigen Flairs der Innenstadt sowie den Erhalt der historischen Charakteristik für kommende Generationen“. Im Match der UNESCO gegen die Stadt und die Projektbetreiber steht die nächste Runde im Februar an: Dann wird die UNESCO verkünden, ob sich etwas an Wiens Platz auf der Roten Liste der gefährdeten Weltkulturerbe-Stätten etwas ändert. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist allerdings gering, da die Stadt bisher wenig Entgegenkommen bei der geforderten Bauhöhe zeigte.
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