Schon das siebente Jahr tauscht „Krone“-Redakteur im Mühlviertel seine Kugelschreiber mit dem Bischofsstab. Sechs Jahre hielt die Tarnung, ehe die eigenen Kinder dahinter kamen, wer da unter der Alba und der Mitra steckt. Doch das „Projekt Nikolaus“ ist inzwischen zum Selbstläufer geworden.
Schuhe, die ich sonst nie trage – eingepackt. Die Brille vom Papa (er hat zum Glück dieselbe Stärke wie ich) – dabei. Ein Polster zur Verstärkung des vorhandenen Bauches, Handschuhe, Bart, Perücke: Tarnung ist eben alles.
Von Alba bis Zingulum
Denn die größte Angst des Nikolos ist, erkannt zu werden – und zwar von den eigenen Kindern. Einmal im Jahr tausche ich den Kugelschreiber mit dem Bischofsstab, ziehe die Alba (das weiße Unterkleid) an, werfe den Umhang über, binde das Zingulum (Gürtel) um und setze die Mitra („Bischofshut“) auf, um zum Nikolaus zu werden. Heuer schon das siebente Mal.
Kein Nikolaus greifbar
Entstanden ist das aus der Not heraus, weil kein Nikolaus für Tochter und Sohn zu kriegen war. Aber ein Kostüm war rasch zu organisieren, ein Platz in der Nikolausschule in Linz, veranstaltet von der Jungschar, auch noch frei.
„Das ist der Paps!“
Offiziell bin ich immer im Spätdienst – wie gesagt, Tarnung ist alles. Aber schon beim ersten Mal begrüßte mich Samuel, der gerade einen Krapfen aß, mit: „Das ist der Paps!“ Seine ältere Schwester Frida hörte das nicht, so andächtig war sie. Der Herr Sohn war verdutzt, als ich später mit anderen Schuhen von der Arbeit heim kam – muss also doch der Nikolaus da gewesen sein. Im Vorjahr flog die Tarnung endgültig auf, doch der Nikolaus kommt auch heuer zu uns – erstmals ohne Stimme verstellen und Sorge, erkannt zu werden.
Nikoaus als „Mangeberuf“
Und wie jedes Jahr bin ich bei Freunden und Bekannten eingeladen. Eigentlich wollte ich ja aufhören, sobald mich meine Kinder erkannt haben, aber Nikolo ist ein „Mangelberuf“, der einem länger bleibt.
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