Der Kreml versucht bekanntlich, viele Missstände im Land zu vertuschen – so auch, wie viele russische Soldaten seit dem Überfall auf die Ukraine tatsächlich gefallen sind. Nun hat sich eine hochrangige Ministerin aber verplappert …
Um die Bevölkerung nicht zu verunsichern, veröffentlicht das russische Verteidigungsministerium keine Zahlen über tote, verletzte oder vermisste Militärangehörige im mittlerweile seit fast drei Jahren tobenden Ukraine-Krieg.
Umso mehr verwundert daher folgende Ansage: Das russische Verteidigungsministerium habe von Angehörigen russischer Soldaten, die vermisst würden, 48.000 Anträge auf DNA-Tests erhalten, wie die russische Vize-Verteidigungsministerin Anna Ziwiljowa bei einer Anhörung zu staatlichen Hilfen für ehemalige Soldaten und deren Familien in der Staatsduma erklärte. Das Treffen ist auf Video dokumentiert und wurde vom unabhängigen russischen Medium Astra veröffentlicht.
Hier das Video zum Mitschauen:
Von den „völlig kostenfreien DNA-Proben“
In den Aufnahmen schildert die 52-Jährige, dass das Innenministerium „völlig kostenfrei“ bzw. „auf eigene Kosten“ DNA-Proben nehme und alle Angehörigen, die sich bei ihnen gemeldet hätten, „in einer Datenbank vermerkt. Wie ich bereits erwähnt habe, sind das (in der Datenbank, Anm.) 48.000 Personen.“
Dem Chef des Verteidigungsausschusses Andrej Kartapolow war diese Bekanntgabe sichtlich unbequem – er rügt Ziwiljowa in dem Video, diese Daten nicht preiszugeben. Die Ministerin habe über „sehr sensible und vertrauliche“ Informationen gesprochen. „Ich bitte Sie inständig, diese Zahlen nirgendwo zu nennen“, fuhr Kartopolow fort. „Wir sollten diese Zahlen in den endgültigen Dokumenten nirgendwo anführen.“
Ziwiljowa beschwichtigte daraufhin: „Ich habe eh nicht die Zahl der Vermissten genannt, sondern die der Anfragen an uns.“
Astra zufolge hatten Journalisten zuvor Beschwerden erhalten, wonach nur Angehörige von offiziell als vermisst erklärten Soldaten kostenlose DNA-Tests durchführen können. Diese Praxis kann sich jedoch je nach russischer Region unterscheiden.
Wie viele russische Soldaten sind gefallen?
Das unabhängige russische Nachrichtenoutlet Mediazona und BBC News Russian haben gemeinsam mit einem Team von Freiwilligen mithilfe offener Quellen die Namen von mindestens 80.973 russischen Militärangehörigen, die seit Februar 2022 in der Ukraine ihr Leben verloren haben, erfasst.
Die Realität dürfte diese Zahl jedoch bei Weitem übersteigen – es wird eine hohe Dunkelziffer befürchtet.
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