Neue Namen aufgetaucht

Anti-Mafia-Ermittlungen: Dunkle Wolken über Bozen

Im Zuge der Anti-Mafia-Ermittlungen in Italien gerät auch ein Südtiroler Unternehmer ins Visier, der im Jahr 2019 mit Benko und Haselsteiner den Flughafen übernommen hatte.

Die Ermittlungen der Anti-Mafia-Staatsanwaltschaft Trient haben nicht nur südlich des Brenners ein gröberes Beben ausgelöst. Die Ermittler vermuten in Signa-Gründer René Benko bekanntlich den Kopf einer kriminellen Vereinigung, der mithilfe seines Südtiroler Statthalters Heinz Peter Hager und eines Unternehmers Bauprojekte beeinflusst haben soll. Auch auf der politischen Ebene. Die Hauptbeschuldigten bestreiten sämtliche Vorwürfe, es gilt die Unschuldsvermutung.

In den Justizakten taucht auch der Name Josef Gostner auf. Der Chef der Südtiroler Fluggesellschaft SkyAlps soll gemeinsam mit dem Vertreter eines Unternehmens, das mit der Erweiterung der Landebahn am Bozner Flughafen beauftragt war, die italienische Zivilluftfahrtbehörde in die Irre geführt haben: Man habe „den tatsächlichen Grundwasserspiegel im Bereich der (…) betroffenen Fläche verschleiert“, vermutet die Justiz. Und so die Genehmigung für die größere Landebahn erhalten.

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Der tatsächliche Grundwasserspiegel im Bereich der (…) betroffenen Fläche wurde verschleiert.

Vermutung der Justizbehörden

Gostner hatte den Flughafen Bozen im Jahr 2019 als Mehrheitseigentümer (52 Prozent) übernommen. Mit zwei Partnern, die sich den Rest brüderlich teilten: René Benko und Hans Peter Haselsteiner, NEOS-Unterstützer und Großinvestor bei Benkos finanzmaroder Signa. Der gebürtige Tiroler Haselsteiner war kurz vor dem Kauf des Flughafens ins Gerede geraten, weil er – wie Gostner – über eines seiner Unternehmen 25.000 Euro an die regierende Südtiroler Volkspartei spendete. Im Spendenkomitee der SVP saß Benkos rechte Hand, der für Gostner, Benkos Signa und Haselsteiner auch den Flughafen-Deal abwickeln sollte: Heinz Peter Hager. Für Südtirol unterzeichnete SVP-Landeshauptmann Arno Kompatscher.

Nun wäre interessant zu erfahren, wie Haselsteiner die aktuellen Entwicklungen rund um seine Bozner Airport-Partner in seiner Wahlheimat beurteilt. Und wie er den fortwährenden Sturzflug von Bankrotteur Benko bewertet. Doch der Strabag-Gründer lehnte ein Gespräch ab.

250 Millionen für das „Gesamtkunstwerk“
Haselsteiner hatte bis kurz vor dem großen Signa-Knall auf Benkos Überflieger-Qualitäten vertraut. Noch 2021 stockte seine Stiftung den Anteil an der Signa-Holding von zehn auf 15 Prozent auf. In einer E-Mail aus dem August 2021 beschied Haselsteiner dem Finanzjongleur in blumigen Worten, dass im Zuge der Entscheidungsfindung von seinem Sohn der Satz gefallen sei: „Da ich an das Gesamtkunstwerk René glaube, macht dieser Schritt Sinn.“ Nachsatz: „Vielleicht freut dich diese Aussage.“ Sogar als möglichen Nachfolger bei den Festspielen in Erl fasste er den Immobilienspekulanten ins Auge.

Haselsteiner bat Benko damals, auf dessen Finanzierungsexperten zurückgreifen zu dürfen. Er benötigte für die Aufstockung der Signa-Anteile einen 250-Millionen-Kredit. Benkos Antwort: „Gerne unterstützen wir dich bei der Strukturierung einer idealen Finanzierung.“

Am Ende stellte die Raiffeisen Bank International für Haselsteiners Investment rund 250 Millionen Euro zur Verfügung. Vom „Gesamtkunstwerk“ bleibt eine Milliardenpleite.

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