Fjörtoft im Interview:

„Rapid macht den Fans wieder richtig Spaß“

06.12.2024 16:19

Im letzten Liga-Spiel vor der Winterpause ist Rapid am Samstag in Salzburg zu Gast, Jan-Age Fjörtoft wird den Hit aus der Ferne – der 57-Jährige ist am Wochenende als TV-Experte für die Premier League im Einsatz – gespannt verfolgen. Mit der „Krone“ plauderte die Rapid-Legende (85 Tore in 156 Spielen) über seine Erinnerungen an den Hit, Rapids Herbst und Salzburgs Krise.

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„Krone“: Der Klassiker Salzburg gegen Rapid steht wieder einmal vor der Tür. Welche Erinnerungen hast Du als früherer Rapid-Stürmer daran?
Jan-Age Fjörtoft: Es waren auch damals um die 90er Jahre intensive Matches, die ihren speziellen Reiz hatten. Weil mit Heri Weber, Willfurth, Lainer oder auch Garger Ex-Rapidler plötzlich auf der anderen Seite aufliefen. Auch Otto Baric sehe ich nur als Salzburg-Coach vor mir. Mit Garger lieferte ich mir knallharte, aber faire Duelle.

Welchen Eindruck macht Rapid heuer auf Dich?
Ich freue mich, dass sich meine Rapidler auf einem neuen, höheren Level stabilisiert haben. Mir gefällt ihr Spielstil, sie kassieren wenig Tore, schade um das 0:1 gegen BW Linz. Der Alltag bleibt die Liga, doch die Teilnahme an der Conference League hat zusätzlich Positives bewirkt, das Selbstvertrauen gestärkt – da ist Rapid ein gutes Beispiel in Europa. Jetzt heißt es nochmals alle Kräfte mobilisieren ...

... für den Hit am Samstag, vor dem Salzburg mit dem 4:0 über Hartberg auch wieder Mut getankt hat.
Dass Salzburg in Österreich nur Fünfter ist, ist unglaublich. Das kam so unerwartet wie der Negativ-Lauf in England von Manchester City mit nur einem Punkt aus sieben Spielen. Hätte ich vor zwei Jahren behauptet, dass Salzburg mal um die Top 6 kämpfen wird müssen, wäre ich von Servus TV wohl auf der Stelle gefeuert worden.

Jan-Age Fjörtoft

(Bild: ServusTV / Philipp Carl Riedl)

Was läuft da schief in Salzburg?
Man darf eines nicht vergessen: Sie haben mit Sportchef Christoph Freund einen der Besten im Geschäft verloren. Das zeigt: Eine Philosophie ist wichtig, noch wichtiger sind die Menschen dahinter. Das Modell war jahrelang sensationell erfolgreich, jetzt muss man sich neu erfinden. In diesem Prozess steckt der Klub gerade. Ich bin gespannt, wie das mit dem neuen Sportdirektor Rouven Schröder und vor allem Jürgen Klopp weitergehen wird. Klopp wäre für jeden Klub weltweit ein Gewinn.

Ebenso gespannt darf man auf Rapids Frühjahr sein.
Wenn man auf die Tabelle schaut und sieht, wo Salzburg aktuell steht, ist alles möglich. Plötzlich ist auch die Austria mittendrin, zudem muss man abwarten, ob Sturm im Winter am Transfermarkt reagieren wird. Vielleicht ist Rapid am Ende der lachende Dritte oder auch Vierte. Träumen dürfen die Fans, das ist ohnehin gratis!

Noch ein Blick nach Europa: Wie gefällt dir die neue Champions League?
Ich mag Neues, finde sie interessant auch wenn ich wie viele andere, die über 50 sind, zwei Handys benötige, um die Tabelle zu kontrollieren. Wer da warum gegen wen spielt, versteht nur Albert Einstein – und der ist tot. Doch es verläuft sehr spannend und eng, mit ständig guten Spielen.

Sturm und Salzburg hinken leider hinterher – waren unsere Erwartungen zu hoch?
Prag, Brest oder auch Brügge sind machbare Gegner, da wäre mehr drinnen gewesen. Doch vom Liga-Fünften Salzburg kann niemand verlangen, dass sie plötzlich in der Champions League groß aufspielen. Das ist nicht machbar.

Du bist gerade in England, spulst als TV-Experte binnen sieben Tagen fünf Spiele in der Premier League ab. Kann Oliver Glasner mit Crystal Palace am Samstag gegen Manchester City überraschen?
Ich habe mich mit Oliver über das jüngste 1:0 bei Ipswich gefreut, ihm gratuliert – die Eintracht (Frankfurt, Anm. d. Red.) verbindet uns, dort hat er Großartiges geleistet. Jenes am Samstag zählt nun zu den einfacheren Spielen für ihn. Da kann Oliver nur gewinnen. Leicht wird es für City bestimmt nicht.