Diktator gestürzt

Syrische Armee: Herrschaft von Assad beendet

Ausland
08.12.2024 13:42

Die Regierungszeit von Machthaber Bashar al-Assad in Syrien ist der staatlichen Armee zufolge beendet. Die Islamisten waren am Sonntag in Damaskus einmarschiert. Sie erklärten die Hauptstadt für „frei von Assad“. Eine „dunkle Ära“ sei vorbei, die Aufständischen wollen eine friedliche Übergabe der Macht. Viele Menschen jubelten, tanzten und beteten nach dem Sturz des Diktators, der bei einem Flugzeugabsturz verstorben sein soll. Sonntagvormittag rückten die Rebellen auch im Nordosten des Landes vor. Ein Teil der syrischen Armee greift noch zu den Waffen.

In Syrien ist Präsident Bashar al-Assad gestürzt worden. Der Präsident verließ die Hauptstadt Damaskus am Sonntag nach einer Blitzoffensive islamistischer Rebellen mit unbekanntem Ziel – er sei bereits tot, hieß es später.

Rebellen sollen in den Palast des ehemaligen Diktators eingedrungen sein und dort ein Feuer entfacht haben. Sie sollen in die Luft geschossen und „Gott ist groß“ gerufen haben.

Regierungschef bereit für Führungsübergabe
Das Armeekommando hat Regierungssoldaten außer Dienst gestellt. Regierungschef Mohamed al-Jalali erklärte seine Bereitschaft für eine umgehende Machtübergabe. Die Rebellen bekundeten, diese friedlich abwickeln zu wollen.

Das Rebellen-Bündnis in Syrien will nach Worten des Anführers Abu Mohammed al-Julani die Macht friedlich übernehmen. (Bild: AP)
Das Rebellen-Bündnis in Syrien will nach Worten des Anführers Abu Mohammed al-Julani die Macht friedlich übernehmen.
Freudenschüsse waren in Damaskus zu hören, einige tanzten und baten Gott darum, das neue Syrien zu segnen. (Bild: AFP)
Freudenschüsse waren in Damaskus zu hören, einige tanzten und baten Gott darum, das neue Syrien zu segnen.
(Bild: AFP )
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Das Rebellen-Bündnis in Syrien will nach Worten des Anführers Abu Mohammed al-Julani die Macht friedlich übernehmen. (Bild: AFP )
Das Rebellen-Bündnis in Syrien will nach Worten des Anführers Abu Mohammed al-Julani die Macht friedlich übernehmen.
(Bild: AFP )

Jubel und Gebete auf den Straßen
Tausende Menschen versammelten sich auf einem Hauptplatz in Damaskus, schwenkten Fahnen und riefen „Freiheit“ (siehe Video ganz oben). Viele beteten, manche kletterten auf Panzer (siehe Bilder oben) und stimmten Gesänge an. Freudenschüsse waren zu hören, einige tanzten und baten Gott darum, das neue Syrien zu segnen.

Was sonst noch geschah:

  • Assad soll bei einem Flugzeugabsturz verstorben sein. Die Nachrichtenagentur Reuters gibt an, dass sein Flugzeug den Flughafen Damaskus verlassen haben muss. Danach verschwand es vom Radar.
  • Das Rebellenbündnis rückte am Sonntagvormittag auch im Nordosten des Landes vor. Sie hätten auch Gebiete westlich der wichtigen Stadt Deir al-Zor unter ihre Kontrolle gebracht, sagten die Aufständischen.
  • Ein Teil der syrischen Armee hat offensichtlich den Kampf gegen die Rebellen noch nicht aufgegeben: Die Armee geht nach eigenen Angaben weiterhin militärisch gegen die Rebellen vor. Es liefen militärische Operationen gegen „terroristische Gruppen“ um die Städte Hama, Homs und Daraa herum.
  • Nach Assads Sturz hat der israelische Oppositionsführer Yair Lapid zu einem neuen regionalen Bündnis im Nahen Osten aufgerufen. Dies solle neben Saudi-Arabien die arabischen Länder umschließen, die mit Israel die sogenannten Abraham-Verträge geschlossen hatten.
  • Abseits von Damaskus werde in Homs, Hama und Daraa weiterhin gegen „Terroristische Gruppen“ vorgegangen, ließ die Armeeführung wissen. Auf Social Media hieß es: „Der Tyrann ist geflohen. Wir verkünden, dass die Hauptstadt Damaskus (von ihm) befreit wurde.“ Sie seien in die Hauptstadt eingedrungen, ohne dass Truppenbewegungen der Armee zu erkennen waren, wurde betont.
  • Regierungschef Jalali blieb nach der Flucht des 59-jährigen Machthabers Assad eigener Darstellung zufolge im Land und will bei einem Machtwechsel kooperieren. Man sei „bereit, mit der Opposition zusammenzuarbeiten“. Das Volk rief er dazu auf, kein öffentliches Eigentum zu beschädigen. Syrien könne ein „normaler Staat“ sein und gehöre „allen Syrern“. Bürger sollten unbedingt kooperieren.
  • Das Rebellenbündnis in Syrien will nach Worten des Anführers Abu Mohammed al-Julani die Macht friedlich übernehmen. Öffentliche Einrichtungen in Damaskus „werden bis zur offiziellen Übergabe unter Aufsicht des früheren Ministerpräsidenten bleiben“, teilte Julani in sozialen Medien mit. Militärischen Kräften sei es strikt verboten, sich diesen Einrichtungen zu nähern, auch Schüsse dürften nicht abgegeben werden.
  • Der Führer der größten syrischen Oppositionsgruppe im Ausland, Hadi al-Bahra, kündigte an, dass man sich mit arabischen und europäischen Ländern sowie den Vereinten Nationen treffen wolle, um die nächsten Schritte für das Land zu vereinbaren. 
  • Der 8. Dezember markiere „das Ende dieser dunklen Ära“ der Unterdrückung unter Assad und seinem Vater Hafis al-Assad, die das Land mehr als 50 Jahre regierten. Es sei nun „der Beginn einer neuen Ära für Syrien“ gekommen, so die islamistischen Kämpfer. Ein „freies Syrien“ erwarte alle Vertriebenen weltweit.
Zitat Icon

Dies ist der Moment, auf den die Vertriebenen und die Häftlinge lang gewartet haben, der Moment der Heimkehr und der Moment von Freiheit nach Jahrzehnten der Unterdrückung und des Leids. An die Vertriebenen weltweit, ein freies Syrien erwartet euch.

Die Rebellen

Fakten
Wie es zu der Machtübernahme kam
  • Die Aufständischen hatten ihre Offensive auf Damaskus in der Nacht auf Sonntag gestartet. Soldaten der Präsidentengarde verließen Augenzeugenberichten zufolge die Hauptstadt.
  • Zuvor hatten verschiedene Medien bereits berichtet, dass syrische Soldaten in Scharen das Land verlassen. Der Irak habe mehr als 1000 Soldaten aus dem Nachbarland aufgenommen, der katarische Nachrichtensender Al Jazeera sprach von 2000 Militärangehörigen.
  • Die islamistische Miliz Hayat Tahrir al-Sham (HTS) vermeldete in Folge im Onlinedienst Telegram den Einmarsch in Damaskus. „Wir feiern mit dem syrischen Volk die Nachricht von der Befreiung unserer Gefangenen, dem Lösen ihrer Ketten und dem Ende der Ära der Ungerechtigkeit“.
  • Am Samstag hatten die Rebellen die strategisch wichtige Millionenstadt Homs eingenommen. Dies galt als entscheidender Wendepunkt: Mit der Eroberung von Homs stand den Islamisten der Weg von Norden aus in die rund 160 Kilometer entfernte Hauptstadt frei. Auch die mit der syrischen Regierung verbündete libanesische Hisbollah zog nach Angaben aus dem Umfeld der Miliz ihre Kämpfer aus Homs und den Außenbezirken der Hauptstadt Damaskus ab. Ein Sturz der Regierung war nur noch eine Frage der Zeit.
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