Ohne künstliche Beschneiung gebe es keine Zukunft, lässt der neue Eigentümer des Skigebietes Gaissau-Hintersee ausrichten. Die GH Projektentwicklung GmbH hat das marode Skigebiet im Sommer 2023 übernommen. Das Ziel ist der Ganzjahresbetrieb. Doch die Konzessionen drohen auszulaufen.
Die Investitionssumme ist massiv: 30 bis 40 Millionen Euro seien laut Andreas Schnaitmann notwendig, um Winter- und Sommerbetrieb am Laufen zu halten. Schnaitmann ist Sprecher der GH Projektentwicklung GmbH, dem nunmehrigen Eigentümer des krisengeschüttelten Skigebietes.
Ohne Skibetrieb brechen uns die Nächtigungen und die Kommunalsteuer weg. Der Tagesgast lässt zu wenig da.
Paul Weißenbacher, Bürgermeister Hintersee
Drei Sessel- und vier Schlepplifte zählt das Skigebiet. Diese stehen seit zwei Jahren still. „Ohne künstliche Beschneiung braucht man nicht aufzusperren. Dann hätten wir vielleicht 30 Skitage im Jahr“, bekräftigte Paul Weißenbacher, der Bürgermeister von Hintersee und sagt weiter: „Ohne Skibetrieb brechen uns die Nächtigungen und die Kommunalsteuer weg.“ Langläufer und Tourengeher statt Skifahrer seien nette Alternativen. „Aber der Tagesgast lässt zu wenig da.“ Es wäre darum wichtig, dass die neuen Betreiber rasch jemanden fänden, der bereit sei, ordentlich zu investieren. „Leute mit Ideen und Plänen allein hatten wir in der Vergangenheit schon genug.“
Konzessionen laufen aus
Doch die Zeit drängt! Die Genehmigungen für den Liftbetrieb laufen aus. Eine Verlängerung ist nur möglich, wenn ein Betrieb sichergestellt ist. „Wenn das Skigebiet schließt, wird es nie wiederkommen“, sagt Hotelier Albert Ebner. Auch das Land Salzburg habe bereits Förderungen zugesagt, doch diese sind an ein wirtschaftliches Betriebskonzept geknüpft sowie an einer Mindestbetriebsdauer von drei Jahren.
Ebner würde sich ebenfalls einen Ganzjahresbetrieb wünschen. Der Unternehmer stellt sich Mountainbiken im Sommer, Skifahren, Schneeschuhwandern, Langlaufen und Tourengehen im Winter – verknüpft mit einem Kindererlebnisland – vor.
Von den neuen Eigentümern heißt es, dass man die Liftgesellschaft gekauft habe, damit nicht, wie in der Vergangenheit, wieder ein Käufer ohne Bezug zur Region zum Zug komme. „Das Skigebiet ist für die Gemeinden und das Ortsleben wichtig. Es gibt bei uns keinen Kramer mehr, wir drohen zur Schläfergemeinde zu werden“, sagt Schnaitmann. Die öffentliche Hand stehe dem Projekt positiv gegenüber. Allerdings würden die Gemeinden wegen ihrer Budgets vor eigenen Herausforderungen stehen.
30 Prozent weniger Schnee, trotz guter Lage
Zu allen wirtschaftlichen Herausforderungen kommt, dass der Klimawandel vor Gaissau-Hintersee auch nicht Halt macht. Einer Studie zufolge hat der Naturschnee in Salzburgs Skigebieten ab Anfang der 1960er-Jahre in Höhen unter 1500 Meter um 30 Prozent abgenommen. Die Talstationen in Gaissau-Hintersee liegen auf 740 bzw. 860 Metern Seehöhe. Bis 2050 soll zwar der Niederschlag tendenziell zunehmen, Schneehöhe und Skisaisonlänge werden wegen der Temperaturerhöhung aber geringer bzw. kürzer.
Eine Pleite jagte die nächste
Dem Skigebiet droht also ohne rasche Konzepte und konkrete Pläne das baldige Aus. Der erste Lift in Gaißau wurde 1970 eröffnet. Weitere Anlagen folgten. 1985 ging das Skigebiet an die Bergbahnen Saalbach-Hinterglemm. Diese traten es 2011 an einen Investor ab. 2014 übernahm eine Salzburger Firma die Mehrheit an der Gesellschaft und holte einen chinesischen Geldgeber an Bord, der in der Folge 75 Prozent des angeschlagenen Betriebs übernahm.
Nach mehreren schneearmen Wintern entschuldete sich das Unternehmen im Jänner 2017 erfolgreich über ein Sanierungsverfahren. Versprochene Investitionen blieb der Mehrheitseigentümer aber genauso schuldig wie ausstehende Pachtzahlungen. Darum wurde im Herbst 2019 erneut ein Konkursverfahren eröffnet. Die Gesellschaft ging an einen einheimischen Abbruchunternehmer. Dieser versuchte eine Beschneiung zu installieren, scheiterte aber 2022 aus finanziellen wie naturschutzrechtlichen Gründen. Das Skigebiet ging erneut in Konkurs.
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