In Beaver Creek

Schweizer Siegestaumel – ÖSV hinkt nur hinterher

Ski Alpin
09.12.2024 08:24

Die Schweizer Ski-Männer sind in der alpinen WM-Saison breit aufgestellt. Selbst durch den dritten Ausfall von Super-G-Sieger Marco Odermatt in einem Weltcup-Riesentorlauf in Folge ließen sie sich den Sieg nicht nehmen, Thomas Tumler war am Sonntag in Beaver Creek mit seinem Premierenerfolg zur Stelle. Am Freitag in der Abfahrt hatte Justin Murisier ähnlich überraschend zugeschlagen. Die Österreicher ergatterten in Colorado hingegen gerade mal ihren ersten Saison-Podestplatz.

Tags darauf war der Super-G-Dritte Lukas Feurstein im zweiten Riesentorlauf-Durchgang aber nur noch Zuschauer ebenso wie sein Cousin Patrick Feurstein. Ohne den wegen Hüftschmerzen daheimgebliebenen Manuel Feller und weiter Marco Schwarz hatte das ÖSV-Rumpfteam im zweiten Saison-Riesentorlauf nicht viel mehr als Platz zehn durch Stefan Brennsteiner vorzuweisen. Wie bei seinem Ausfall in Sölden bestach der Salzburger durch seinen schnellen Schwung, zwei in der Entscheidung schwerere Fehler ließen aber den Angriff auf die vorderen Ränge verpuffen.

Stefan Brennsteiner (Bild: GEPA/GEPA pictures)
Stefan Brennsteiner

Ganz unzufrieden war der ÖSV-Athlet aber nicht. „Es ist eigentlich sehr gut gegangen – bis auf die zwei Riesenböcke, die ich geschossen habe.“ Er habe so attackiert, wie er es wollte. „Vielleicht habe ich es etwas zu aggressiv abgestimmt. Wenn man diese zwei Fehler wegtut, wäre ich weit vorne.“ Brennsteiner räumte freilich ein, dass so ein Kaffeesudlesen nichts bringe. „Es ist, wie es ist. Doch jetzt habe ich einmal ein Ergebnis stehen.“ Es sind im vierten Versuch seine ersten Punkte in Beaver Creek. Noch vor Weihnachten in Val d‘Isere und in Alta Badia möchte er darauf aufbauen.

Murisier und Tumler machten es Brennsteiner vor
Der 33-jährige Brennsteiner ist noch ohne Weltcupsieg, wie es vor diesem Wochenende auch beim 32-jährigen Murisier und beim 35-jährigen Tumler der Fall gewesen war. Beide können nun erzählen, dass es sich auszahlt, dranzubleiben. Tumler war vor vier Jahren nach Erleiden eines Bandscheibenvorfalles knapp vor dem Karriereende gewesen. „Es war eine schwierige Zeit und hat viel Energie gekostet, zurückzukommen“, erklärte der Routinier. Es habe für ihn gegolten, das Vertrauen in seine Fähigkeiten zurückzugewinnen. „Ich bin stolz, nie aufgegeben zu haben.“

Thomas Tumler feierte seinen Premierensieg. (Bild: GEPA pictures)
Thomas Tumler feierte seinen Premierensieg.

Der nach Lauf eins klar vorangelegene Jung-Ehemann rettete 0,12 Sek. Vorsprung auf Lucas Pinheiro Braathen ins Ziel und sprach danach von einer „unglaublich schönen Geschichte“. Dabei hatte er wohl so eine Art Vorahnung, schon als der Weltcup-Kalender 2024/25 herausgekommen war. „Ich habe da zu meiner Frau gesagt, geil, Beaver Creek gewinne ich.“ Die Motivation und den Glauben dafür hatte ihm Rang drei aus 2018 gegeben, sein erstes Karriere-Podest. „Unglaublich, es ist wie ein Traum. Ich bin mega-stolz, dass ich die Zwischenführung noch runtergebracht habe.“

Odermatt: „Spezielles Wochenende“
Odermatt freute sich mit Tumler wie zwei Tage zuvor mit dem nach einer langen Verletzungsgeschichte erfolgreichen Murisier, verschmerzte so seinen saisonübergreifend dritten Riesentorlauf-Ausfall in Folge zumindest etwas leichter. „Das ist ein spezielles Wochenende mit drei Schweizer Siegen.“ Seinen eigenen Lapsus konnte sich der 27-Jährige nicht ganz erklären. „Ich habe das Set-up gewechselt und bin dann irgendwie überrascht gewesen. Es ist schnell gegangen.“ Beunruhigt sei er aber nicht, denn im Training funktioniere es super.

Marco Odermatt (Bild: Getty Images/APA/Getty Images via AFP/GETTY IMAGES/Christian Petersen)
Marco Odermatt

Der Schweizer Männer-Cheftrainer Tom Stauffer hatte jedenfalls bei der herausragenden Ausbeute nichts zu meckern: „Das Coole ist, dass es drei verschiedene Sieger sind, das ist so stark.“ Man habe in den Speed-Disziplinen noch einige weitere vielversprechende Leute, wie etwa Franjo von Allmen oder Arnau Boisset. „Sie werden kommen, sie brauchen einfach Zeit. Das dauert sicher ein, zwei Saisonen, bis sie da sind.“ Man müsse auch bedenken, dass etwa Murisier nach aktiven Jahren wegen seiner Verletzungspausen noch nicht 30 und damit im besten Alter für die Speed-Disziplinen sei.

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