Nach dem von der „Krone“ berichteten Aus des Kunstforums gehen die Wogen in der heimischen Kunst- und Kulturszene hoch. Die Direktorin Brugger schießt scharf gegen den UCBA-Vorstandsvorsitzenden Ivan Vlaho – dieser würde bei einem Jahresergebnis von 2,7 Mrd. Euro gerade bei der Kunst sparen.
Schock in der Kulturlandschaft, nach der „Krone“-Meldung, die italienische UniCredit, Mutter der heimischen Bank Austria, dreht das renommierte Kunstforum auf der Wiener Freyung zu.
„Katastrophe für alle Kunstinteressierten“
Am Montag trat dessen Direktorin Ingried Brugger sichtlich gezeichnet vor die Presse: „Das ist eine Katastrophe für alle Kunstinteressierten und den Kulturstandort Wien und Österreich“. Es sei ein Haus, „das tolle Ergebnisse bringt“ und dem Sponsor „viele Gegenwerte geschenkt hat“.
„Die Bank hat Miete gezahlt in einer Größenordnung, die nicht dem marktüblichen Preis entspricht und dieser Überschuss ist an Sponsorship zurückgeflossen“, sagt Brugger, die betont, dass sie die Veträge nicht kenne. Das Spar-Argument, sei ein lächerliches, vielmehr wünsche sich Vlaho eine andere Art von Kunst, weg von den Eliten.
Brugger schießt scharf gegen UCBA
Laut Brugger ist es falsch, alles der insolventen Signa, Eigentümer der Immobilie, umzuhängen: „Es war nicht die Signa, die den Vertrag nicht unterschrieben hat, sondern die Bank, die das hinausgezögert hat bis zum Letzten. Es ist immer wahnsinnig einfach jemandem, der in der Öffentlichkeit zu Recht so ein grausliches Image hat, noch eins draufzuhängen. Aber das ist in dem Fall unfair!“
Man kann einen Betrieb, sei es auch noch so eine kleine Fabrik, nicht von einem Monat auf den anderen schließen, das bringt uns in unglaubliche Probleme, wir haben Vorläufe bei unseren Ausstellungen von zwei bis drei Jahren!
Kunstforum-Direktorin Ingried Brugger
Bild: Tischler Andreas
Das Gebäude steht vor dem Verkauf. Von einem neuen Eigentümer sei letztlich auch abhängig, wie es mit dem Kunstforum weitergeht. Brugger will nun alles unternehmen, um ein „Soft landing“ zu ermöglichen: „Man kann einen Betrieb, sei es auch noch so eine kleine Fabrik, nicht von einem Monat auf den anderen schließen, das bringt uns in unglaubliche Probleme, wir haben Vorläufe bei unseren Ausstellungen von zwei bis drei Jahren!“
Sie rechnet jetzt mit fünf bis sechs Millionen Euro an Verbindlichkeiten – darunter auch zu erwartende Pönalen für die für 2025 geplanten Ausstellungen von Star-Fotograf Anton Corbijn und Aktionskünstlerin Marina Abramović. Brugger: „Die werden zu Recht klagen!“ Am Standort selbst sind von der Schließung ca. 50 Personen betroffen, hinzukommt eine Gruppe von Kunst-Vermittler:innen.
Investitionskosten als Grund nicht nachvollziehbar
Die Bank Austria hat neben dem Ausfall des Signa-Sponsorings auch hohe Investitionskosten als Ausstieggsrund geführt, was Brugger nicht nachvollziehen kann. Zwar brauche es Brandschutz-Investitionen, diese würden sich in einem Bereich von 200.000 bis 300.000 Euro bewegen. Abgesehen von der Miete benötige das Kunstforum etwa 4,5 Mio. Euro für den jährlichen Betrieb, wobei die Direktorin auf eine Eigendeckungsquote von rund 60 Prozent verwies.
Seitens Bank Austria hieß es: „Wir sehen unsere Rolle in Zukunft nicht mehr als direkter Museumsbetreiber, sondern legen den Schwerpunkt auf die finanzielle Unterstützung kultureller und sozialer Initiativen!“
Bank Austria reagiert auf Vorwürfe
„Die Enttäuschung der Direktorin ist verständlich“ hieß es in einer Stellungnahme der Bank Austria auf die Vorwürfe von Ingried Brugger. Und: „Wir möchten aber einige Punkte klarstellen, die nicht den Tatsachen entsprechen: Die neuen Rahmenbedingungen durch den Ausfall des größten Sponsors sowie notwendige Investitionen in Millionenhöhe, die von unabhängigen Bauexperten festgestellt wurden, ließen letztlich keine Fortführung unseres Engagements beim Kunstforum zu. Der Rückzug aus dem Kunstforum ist ein Resultat rein wirtschaftlicher Überlegungen und nicht wie von Direktorin Brugger dargestellt ein Kostensenkungsprogramm.“
Fokus auf Kulturstandort Wien statt Wiener Kunstforum
In den kommenden Monaten möchte die Bank Austria die Öffentlichkeit über ihre „traditionellen und neuen Partnerschaften“ informieren. „Wir sehen es aber nicht mehr als unsere Aufgabe als direkter Museumsbetreiber aufzutreten.“ Dafür möchte sich die Bank Austria in Zukunft noch stärker um den Kulturstandort Wien bemühen. Zu den „zahllosen laufenden Initiativen“ möchte man nach dem Wegfall des Kunstforum „noch eine zusätzliche Kulturmillion für weitere Projekte zur Verfügung stellen.“
Man habe sich bemüht, „alle Voraussetzungen für eine ordnungsgemäße Beendigung unseres Engagements beim Kunstforum durch eine Verlängerung des Mietvertrages bis Juni 2025 zu schaffen. Das haben wir auch mehrfach mit Frau Direktorin Brugger besprochen. Inwieweit das gelingt, hängt aber auch von den weiteren Gesprächen mit dem neuen Eigentümer der Liegenschaft ab.“
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