Steirischer Architekt:

„Der Symbolwert dieser Bauwerke ist extrem hoch“

Notre Dame ist neu: Am Wochenende wurde das Monument in Paris feierlich eröffnet. Dietmar Feichtinger zog in den 80er-Jahren von der Steiermark nach Paris.

(Bild: Krone KREATIV/Imre Antal/Christian Jungwirth)

Der gebürtige Steirer Dietmar Feichtinger ist heute Star-Architekt in Paris. Nach der Eröffnung von Notre Dame gibt er Einblick, wie die Kathedrale bei den Franzosen ankommt.

Dietmar Feichtinger darf ganz nah ran an die Denkmäler und Wahrzeichen der Franzosen: Er entwarf die Brücke zum Mont-Saint-Michel in der Normandie und eine Glaswand rund um den Eiffelturm. 1961 in Bruck an der Mur geboren, zog es den Steirer nach dem Studium an der Technischen Universität Graz in die französische Hauptstadt Paris. Am Wochenende wurde dort die Kathedrale Notre Dame – eines der meistbesuchten Monumente Europas – fünfeinhalb Jahre nach dem verheerenden Feuer wiedereröffnet.

„Ich bin gespalten“, sagt Feichtinger über das historische Ereignis. „Was die Franzosen auf die Reihe bringen, beeindruckt mich.“ Dass die fünf Jahre Renovierungsarbeit wie von Präsident Emmanuel Macron versprochen eingehalten wurden, sieht Feichtinger aber nicht nur positiv. „Die Eile ist mir unverständlich. Im Detail kann ich es zwar nicht beurteilen, aber vielleicht wäre es besser gewesen, wenn man sich mehr Zeit genommen hätte“, sagt Feichtinger.

Als Notre Dame 2019 brannte, waren viele Menschen extrem emotional. Es war beeindruckend zu sehen, welche Wirkung so ein Bauwerk auf Menschen haben kann.

Star-Architekt Dietmar Feichtinger

Ein Beispiel: Die Eichenstämme, die für den Bau des mächtigen Dachstuhls verwendet wurden, wurden künstlich getrocknet. Hätte man sie trocknen lassen, hätte das länger gedauert, es wäre aber ökologischer und schonender gewesen.

Politik vor Leistung der Handwerker?
Außerdem wünscht sich Feichtinger mehr Anerkennung für die 2000 Arbeiter und Handwerker, die beteiligt waren. „Emmanuel Macron hat das Ganze sehr stark politisiert. Das löst unter den Franzosen nicht nur positive Reaktionen aus.“

Insgesamt seien die Franzosen stolz und waren vom Brand erschüttert, sagt Feichtinger. „Aber das Besondere ist, wie beim Eiffelturm, die internationale Strahlkraft. Der Symbolwert dieser Bauwerke ist extrem hoch.“ Nicht umsonst werden in der renovierten Kathedrale bis zu 40.000 Besucher am Tag erwartet.