Der neue Veranstaltungssaal im Naturhistorischen Museum zeigt sich nach 65 Jahren nun fast wieder so, wie er ursprünglich gedacht war. „Fast“ nur deshalb, weil die „Schatten der Vergangenheit“ demonstrativ sichtbar bleiben sollen.
Das Naturhistorische Museum hat einen neuen Veranstaltungssaal, der wieder alt sein darf: Seit 1960 war die ursprüngliche Architektur durch Mahagoni-Wände, eine abgehängte Decke, Spannteppich und sogar eine in den Saal hineinbetonierte Kino-Vorführerkabine verdeckt. Nun ist sie wieder zu sehen – inklusive der „Schatten der Vergangenheit“, wie die Architekten Gustav Pichelmann und Georg Böhm ihr Konzept betitelten.
Renovieren ja, rekonstruieren nein
Was trotz der brutalen Umbauten erhalten blieb, wurde renoviert, vor allem die Stuckdecke. Was aber verloren ging, wurde nicht rekonstruiert. Die Umrisse der originalen Flügeltüren sind zum Beispiel nur an der Wandbemalung angedeutet, und die Fläche, wo vor 100 Jahren noch ein heute verschollenes Bild des Bergs Ararat hing, bleibt weiß. Bis 1927 beheimatete der Saal die ethnologische Sammlung des Naturhistorischen Museums, die danach ins Völkerkundemuseum wanderte.
Wandelbarer Saal
Dafür gibt es um Gesamtkosten von 1,4 Millionen Euro, zum Großteil vom Kulturministerium finanziert, ein ausgeklügeltes Multimediakonzept. Licht, Tonanlage und Projektionstechnik sind in ein paar schlanken Säulen und zwei Wandverbauten versteckt, die frei in den Saal gestellt wurden, diesmal ohne Eingriffe in die historische Bausubstanz. Der Vorteil des neuen Konzepts ist auch die Flexibilität: So kann der Saal an einem Tag zum Kino, am nächsten zum Konferenzraum und dann wieder zum Schauplatz festlicher Gala-Diners werden. Er kann für bis zu 180 Personen mit Sesselreihen bestückt und auch gemietet werden.
Von 1960er-Kino blieb nur die Wandverkleidung
In der ursprünglichen Form von 1960 wäre wohl auch der damalige Kinosaal schon ein Fall für den Denkmalschutz gewesen. Er stammte von Architekt Albrecht F. Hrzan, der neben einigen Gemeindebauten in Wien auch das ursprüngliche Burg-Kino und das Filmcasino baute. Durch die Umgestaltung des Vortragssaals in den 90er-Jahren (Spannteppich statt Linoleum, ebener Boden statt abfallender Kinosaal-Optik) blieb davon aber nur noch die Mahagoni-Wandverkleidung übrig.
Die Mahagoni-Wandverkleidung wollte das Naturhistorische Museum ursprünglich verkaufen, um so ein wenig Geld für die Restaurierung des Saals zu lukrieren, durfte das aber wegen des absoluten Tropenholz-Verkaufsverbots des Washingtoner Artenschutzabkommens nicht. Man habe das Holz deshalb der MA 48 überantwortet und wisse nicht, was damit geschehen sei, heißt es seitens des Museums.
Direktorin sieht ihr Museum „nie fertig“
Museumsdirektorin Katrin Vohland sieht den Umbau als Sinnbild dafür, dass „ein Museum nie fertig ist“: Als nächste Schritte will sie den Nachbarraum zum neuen kindergerechten Eiszeitsaal umbauen. Gebäudedirektor Christian Fischer freute sich seinerseits, dass so viel originale Bausubstanz überlebt hat: „Das Gebäude hat die Intervention der 60er-Jahre verziehen – ein Beweis dafür, wie schön Dinge werden können, wenn man verzeiht.“
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