Opfer von Assad

43 Jahre in Kerker: Syrischer Pilot nun frei

Ausland
10.12.2024 11:00

Nach dem Ende der Schreckensherrschaft Bashar al-Assad haben die Revolutionäre auch die Gefängnistore in Syrien geöffnet. Nun kommt Unfassbares ans Tageslicht: In den Kerkern wurde jahrzehntelang gemordet, gefoltert und vernichtet. Unter den Befreiten ist auch Ragheed al-Tatari. Der ehemalige Pilot saß 43 Jahre in verschiedenen Gefängnissen, weil er sich geweigert hatte, Menschen zu bombardieren.

Ragheed al-Tatari gilt laut der Menschenrechtsorganisation „The Syria Campaign“ als der am längsten in Syrien inhaftierte politische Gefangene. Er war noch während des Regimes von Assads Vater, Hafez al-Assad, Anfang der 1980er-Jahre weggesperrt worden, ohne dass ihm jemals ein ordentlicher Protest gemacht worden wäre.

Nach 43 Jahren in diversen Gefängnissen und Folter-Kerkern kam er nun am Sonntag in Damaskus aus dem Zentralgefängnis frei.

Ragheed Ahmad al-Tatari war 43 Jahre in Gefangenschaft. (Bild: Waill al-Tatari/The Syria Campaign)
Ragheed Ahmad al-Tatari war 43 Jahre in Gefangenschaft.

Im Alter von 27 Jahren verhaftet
Al-Tatari erste Verhaftung erfolgte 1980 weil er sich damals als 27-Jahre  Pilot der syrischen Luftwaffe geweigert hatte, den Befehl zu befolgen, in der Stadt Hama Stellungen von Aufständischen gegen das Assad-Regime zu bombardieren. Assads Vater ging damals – wie auch sein Sohn nach ihm – mit äußerster Härte gegen Rebellen und Zivilisten vor, es kam zu zahlreichen Massakern.

Nach einer vorübergehenden, kurzen Freilassung musste Ragheed al-Tatari 1981 erneut hinter Gitter und blieb bis vergangenen Sonntag in Gefangenschaft. Es verbrachte zunächst zwei Jahre im Gefängnis von Mezzeh in Einzelhaft, wurde danach in einen berüchtigten Kerker nach Palmyra verlegt, ab 2000 war er in Sednaya eingesperrt und 2011 wurde er ins Zentralgefängnis Adra gebracht, wo er bis zu seiner Befreiung blieb.

Sogar Kinder aus „Schlachthaus“ befreit
In Syriens Gefängnisse herrschten grausame Zustände. Folterungen standen an der Tagesordnung, Tausende Menschen wurden hingerichtet. Einer der schlimmsten Kerker war das Militärgefängnis Saidnaya nördlich von Damaskus, auch „Assads Schlachthaus“ genannt. Den Rebellen zufolge wurden dort Hunderte Gefangene, darunter sogar Kinder, aus unterirdischen Kammern befreit.

In den vergangenen Tagen wurde unter anderem mit Hunden und Geräuschsensoren nach weiteren Geheimzellen im Keller gesucht. Es wurden offenbar keine weiteren Opfer gefunden. Zuvor wurde allerdings Schreckliches entdeckt. „Es gab Leichen in den Öfen. Es war absurd, was wir miterlebt haben, und dieses Verhalten ist gegen die Menschlichkeit“, sagte ein Zeuge dem Nachrichtensender Al Jazeera. Schätzungen zufolge wurden inzwischen bis zu 50.000 Inhaftierte freigelassen.

Ein Satellitenbild von Assads „Schlachthaus“ in Saidnaya (Bild: Wikimedia Commons/99snake)
Ein Satellitenbild von Assads „Schlachthaus“ in Saidnaya

Assad nach Sturz nach Russland geflohen
Assad flüchtete russischen Staatsmedien zufolge nach seinem Sturz nach Russland. Die Kämpfer hatten am 27. November im Nordwesten Syriens eine überraschende Offensive gestartet und waren innerhalb weniger Tage bis in die Hauptstadt vorgerückt. Die Islamisten kündigten an, dass „alle zu Unrecht Inhaftierte“ freigelassen werden sollen.

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