Wechsel der Therapie

Parkinson: Wenn Tabletten nicht mehr helfen

Gesund
20.12.2024 06:00

Das Fortschreiten der Parkinson-Erkrankung erfordert oft einen Wechsel der Therapieform. Ein Experte erklärt, wann dies erfolgen sollte und welche Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.

Morbus Parkinson ist eine chronische neurologische Erkrankung. Fortschreitender Verlust von Dopamin-produzierenden Nervenzellen im Gehirn führt zu motorischen Störungen wie Zittern, Muskelsteifheit und Bewegungsverlangsamung. Im Frühstadium lassen sich die Symptome oft gut mit Tabletten in den Griff bekommen.

„Im fortgeschrittenen Stadium kommt es bei vielen Patienten jedoch zu sogenannten Fluktuationen. Das bedeutet, die Wirkung der Medikamente  lässt nach und der Patient benötigt im Tagesverlauf immer mehr Einnahmezeiten, um die Symptome zu kontrollieren“, erklärt Neurologe Doz. Dr. Thomas Foki, Leiter der Parkinson-Ambulanz am UK Tulln (NÖ).

Die wechselnden Phasen von guter Beweglichkeit („On“) und starker Bewegungseinschränkung („Off“) sind belastend für den Betroffenen und machen die tägliche Planung des Lebens schwer. Auch unkontrollierte Überbewegungen sind typisch für fortgeschrittenen Parkinson. Wie können Patienten, Angehörige oder auch der behandelnde Arzt erkennen, wann der Zeitpunkt für eine andere Therapieoption gekommen ist?

Zeit für eine neue Behandlungsmöglichkeit 
Doz. Foki: „Ernste Anzeichen sind etwa, wenn der Patient in der Früh eine schlechtere Beweglichkeit aufweist, als sonst. Manche Betroffene zittern auch eher und zeigen mitunter nicht-motorische Störungen wie Müdigkeit, gedrückte Stimmung oder verlangsamtes Denken, bis die Wirkung der nächsten Tablette einsetzt.“

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Als erste Maßnahme wird immer versucht, die orale medikamentöse Behandlung zu optimieren. Wenn Tabletten allein nicht mehr ausreichen, können moderne, sogenannte gerätegestützte Therapien sinnvoll sein.

(Bild: Daniel Auer)

Neurologe Doz. Dr. Thomas Foki

Um festzustellen, ob ein Patient sich im fortgeschrittenen Parkinson-Stadium befindet, wird häufig die sogenannte 5-2-1-Regel angewendet. Diese basiert auf dem Vorliegen einer dieser Kriterien:  

  • Der Patient benötigt mindestens 5 tägliche Einnahmezeitpunkte des Medikaments (Levodopa)
  • oder es treten mindestens 2 Stunden am Tag Off-Phasen auf
  • oder mindestens 1 Stunde täglich kommt es zu überschießenden Bewegungen. 

Verschiedene Systeme kommen zum Einsatz  
„Als erste Maßnahme wird immer versucht, die orale medikamentöse Behandlung zu optimieren. Wenn Tabletten allein nicht mehr ausreichen, können sogenannte gerätegestützte Therapien sinnvoll sein“, so Doz. Foki. Dazu zählen:

Die Wahl der Behandlungsmethode erfolgt anhand der Bedürfnisse der Patienten. (Bild: stock.adobe.com/Siphosethu F/peopleimages.com )
Die Wahl der Behandlungsmethode erfolgt anhand der Bedürfnisse der Patienten.

Pumpen mit subkutaner Wirkstoffapplikation werden am Körper getragen, die Arznei (Levodopa-basiert oder Apomorphin) wird hier direkt über einen Katheter ins Unterhautfettgewebe verabreicht. „Bisher erfolgte bei diesen Pumpensystemen die kontinuierliche Medikamentenabgabe tagsüber und nachts nur bei starken nächtlichen Problemen. Die Nadel musste täglich gewechselt werden. Ein weiteres System, das die Arznei Levodopa verabreicht, erfordert nun einen selteneren Nadelwechsel und die Pumpe läuft 24 Stunden. Dabei lassen sich zwei Flussraten einstellen – höherer Durchlauf für den Tag, niedriger für die Nacht.“

Weitere Möglichkeiten sind andere extern getragene Pumpen, bei denen mittels PEG-Sonde Levodopa gleichmäßig in den Dünndarm verabreicht wird.

Schließlich kommt noch die tiefe Hirnstimulation zum Einsatz. Hier bringt der Neurochirurg Elektroden in bestimmte Bereiche des Gehirns ein, die über einen unter der Haut platzierten Schrittmacher elektrische Impulse abgeben. So lassen sich Symptome wie Zittern, Steifigkeit und Bewegungsverlangsamung lindern. Die invasive Methode ist nur für Patienten geeignet, die nicht älter als 70 Jahre sind und noch keine geistigen Einschränkungen aufweisen.

Bei der Therapieentscheidung spielen viele Faktoren eine Rolle, die Bedürfnisse des Patienten stehen aber immer im Mittelpunkt, wie Doz. Foki betont.

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