Der Fall um eine amtsbekannte, krankhafte Tiersammlerin aus Eisenstadt lässt Tierfreunde ratlos zurück. Denn ein gefordertes Tierhalteverbot wies ein Richter vor zwei Jahren ab – wir haben berichtet. Die Behörde hat nun ein neuerliches Verfahren eingeleitet. Ob die Dame so wieder weitermachen kann, bleibt abzuwarten.
Die Burgenländerin Sarah R. war schon länger auf der Suche nach einem passenden zweiten Hund und hörte sich im Bekanntenkreis um. Denn sie wollte einem Tierschutzhund eine zweite Chance geben und diesen noch vor Weihnachten bei sich einziehen lassen.
„Ich bekam den Tipp, mich bei Martina B. in Eisenstadt zu melden, die einen Hund weitergeben wollte. Wir vereinbarten einen Termin bei ihr Zuhause und ich wunderte mich noch, warum sie mich gleich in den Keller führte“, erinnert sich Sarah R.
Katzen ohne Tageslicht
Was sie dann dort zu sehen bekam, wird sie so schnell nicht vergessen. In dem dunklen, zugemüllten Keller wurden Tiere auf engstem Raum gehalten! Drei Chihuahuas saßen dicht gedrängt sogar in einer kleinen Transportbox. „Die waren da sicher auch schon länger drinnen“, erzählt Sarah R. im Gespräch mit der „Krone“ Tierecke.
Viel zu viele Tiere
Die Tierfreundin, die ursprünglich nur einen Hund nehmen wollte, griff reflexartig nach der Box und nahm die drei Vierbeiner mit. Vor der Wohnungstüre war lautes Gebell zu hören und es stank bestialisch. Auf die Frage, wie viele Tiere sie denn überhaupt habe, antwortete Frau B. (Name der Redaktion bekannt) nur knapp: „Ich kann nicht sagen, wie viele Hunde ich habe!“, und verwehrte der Fragestellerin einen Blick in die Wohnung.
„Ich glaube, sie hat schon selbst gemerkt, dass es zu viel ist. Sonst hätte sie ja keinen Termin für eine Weitergabe mit mir ausgemacht. Aber für mich war klar, hier sind Tiere in Not sind und Gefahr im Verzug.“ so Sarah R., die sofort die Polizei informierte.
Behördlich abgenommen
Die hinzugezogene Amtstierärztin beschlagnahmte rund 80 Katzen und Hunde. Gefunden wurde der Großteil der armen Vierbeiner nach Angaben der Tierschützer auch am Dachboden und im Keller des Hauses. Die kleine Wohnung selbst soll auch voller Tiere gewesen sein.
Tiere sind die Leidtragenden
Die Vierbeiner sind nun in einem Tierheim des Landes untergebracht und werden dort versorgt. Ob sie bereits an Tierfreunde weitervermittelt werden dürfen, ist derzeit noch nicht entschieden und obliegt dem Magistrat Eisenstadt.
Die klinische Psychologin Prof. Dr. Birgit Stetina, Leiterin der Abteilung für Mensch-Tier-Beziehungen an der Sigmund Freud Privatuniversität, beschäftigt sich mit den Mechanismen hinter solchen Fällen von krankhafter Tier-Sammlerei.
Exzessive Tierliebe
Die Fachfrau weiß, dass es den Betroffenen nach eigener Wahrnehmung nur um das Tierwohl und die große Liebe zu Tieren geht: „Sie sind der Meinung, dass sie das Tier am besten versorgen können, und erlangen in ihrer vermeintlichen Tierliebe große Selbstbestätigung.“
Diese Menschen haben eine andere Realität und blenden Probleme oder kritische Stimmen aus. „Es werden immer mehr ,Schützlinge’ gesammelt, doch das führt langfristig zu einer Überforderung. Das Resultat ist die Vernachlässigung der Tiere und auch der eigenen Person“, so die Fachfrau.
Sie weiß auch: Eine Heilung auf eigene Faust ist nicht möglich, eine professionelle Behandlung und Therapie ist nötig.
Hilfe für Betroffene und deren Angehörige: per Mail unter psyambulanz@sfu.ac.at oder telefonisch 01/798 40 98-372
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