Schauspielhaus Linz

Verena Altenberger: „Ich fühle mich durchschaut“

Verena Altenberger ist eine der ganz großen Schauspielerinnen der Theater- und Filmszene. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Mavie Hörbiger und der Pianistin Clara Frühstück präsentiert sie am Mittwoch, 18. Dezember, im Linzer Schauspielhaus „Den Göttern in die Seele blicken“ – eine Lesung über Frauen, die gehen, aufhören, nicht mehr mitspielen. Was hat das mit Ihnen zu tun?, fragt die „Krone“ nach.

„Krone“: Der Abend im Linzer Schauspielhaus heißt „Den Göttern in die Seele blicken“, geht es um starke Frauen?
Verena Altenberger: Die Zuschreibung „stark“ finde ich bei Frauen, als auch bei Männern fragwürdig. Was ist denn stark, und wer ist stark? Die Frau, die eine Hammer-Karriere macht? Die, die bei ihren Kindern zuhause bleibt? Die, die ihre Träume für andere hintanstellt oder die, die länger in einer Beziehung aushält, als es gesund für sie ist? Unsere Biographien sind so individuell, unsere Entscheidungen so vielschichtig. Wir alle sind immer stark und schwach.

Warum sind Lesungen über Frauen, die einen anderen Weg einschlagen, in Ihren Augen wichtig?
Lesungen über komplexe Frauen-Figuren sind wichtig, weil es sie zu selten gibt. In der Kunst steht immer noch zu oft der Mann im Mittelpunkt. Mit einem zu männlichen Fokus engen wir unsere Sicht auf die Welt ein und ein diverser, weiter Blick bringt uns weiter, ist lehrreich und einfach lustig und spannend.

Verena Altenberger war im 2021 und 2022 als Buhlschaft bei den Salzburger Festspielen an der Seite von Jedermann Lars Eidinger zu erleben. (Bild: ANDREAS TROESTER)
Verena Altenberger war im 2021 und 2022 als Buhlschaft bei den Salzburger Festspielen an der Seite von Jedermann Lars Eidinger zu erleben.
Mavie Hörbiger (Bild: Franz Neumayr / picturedesk.com)
Mavie Hörbiger

Verraten Sie uns, welche Figur, die an dem Abend vorkommt, am meisten mit Ihnen zu tun hat?
Ich habe die Texte ausgewählt, weil ich mich von jedem einzelnen durchschaut fühle. Ich bin Virginie Despentes, die nur lieben kann, solange es nicht fad wird. Ich bin Undine, die so viel Angst vor der Liebe hat und trotz Verletzungen immer nur „ja“ sagt. Ich bin sogar Alt-Götter-Vater Wotan, der die Generation, die nach ihm kommt, nicht ganz versteht und Angst davor hat, in einer Welt, die man nicht mehr versteht, nichts mehr zu gelten. Und ich bin Brünhilde, seine jüngste Tochter, die Frauensolidarität über alles stellt und aus dem System ausbrechen will.

Was ist für Sie bei dieser Lesung ein Moment, den Sie vielleicht fürchten?
Ich fürchte an diesem Abend tatsächlich gar nichts, was höchst ungewöhnlich für mich ist. Ich habe normalerweise irres Lampenfieber. Aber diese Kombination aus meinen Kolleginnen Mavie und Clara, dieses Zusammenspiel, und die Texte, die mir so aus dem Herzen sprechen, die lassen wirklich jede Angst verschwinden. Ich habe einfach nur sehr, sehr viel Spaß!

Verraten Sie uns noch ein Projekt, das sie im Jahr 2025 verwirklichen?
Ich darf ja immer nur so wenig verraten! Jetzt wird erstmal noch ein paar Mal Theater gespielt, dann ist Weihnachten, und das neue Jahr bringt – ich klopfe auf Holz – eine fulminante Kino-Premiere, die ich kaum erwarten kann!

Übrigens: Altenberger spielt im TV-Film „Bach – Ein Weihnachtswunder“ mit, der ab 17. Dezember (20.15 Uhr) auf ORF ON läuft; am 18. Dezember sendet ORF 2 den Fernsehfilm im Hauptabendprogramm.

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