40.000 Syrer könnten schon bald ohne Asyl sein. Wie steht die syrische Community in Wien zu Abschiebungen und wie sieht sie die Zukunft des kriegsgebeutelten Landes? Die „Krone“ hat mit zwei Betroffenen geredet.
Während in Deutschland gerade darüber diskutiert wird, ausreisewilligen Syrern 1000 Euro „Startgeld“ auszubezahlen, bereitet das Innenministerium in Österreich schon ein geordnetes Rückführungs-Programm vor. Genaue Details stehen aktuell noch aus – 40.000 Syrern könnte jedoch der Asylstatus aberkannt werden. Doch wie denken die Syrer, die in Wien leben, eigentlich darüber?
Nach der Jubelstimmung herrscht in der Community große Ungewissheit, wie es in dem kriegsgebeutelten Land weitergeht. Für Sawra Kerdia (45) ist eine Rückkehr derzeit kein Thema. Als Ismailitin zählt sie dort zur bedrohten Minderheit. Ihr Mann wurde vom syrischen Regime zu Tode gefoltert. „Österreich hat uns Sicherheit und Halt gegeben. Wir haben hier ein stabiles Leben“, so die dreifache Mutter.
Der Großteil der syrischen Staatsangehörigen in Österreich ist jünger als 30 Jahre. Während es in der Gesamtbevölkerung nur 31,4 Prozent sind.
Abdulhkeem Alshater, Chef der „Freien Syrischen Gemeinde Österreichs“, hat derzeit alle Hände voll zu tun. Er ist seit dem Jahr 2015 hier, lernte schnell die deutsche Sprache. Nach nur drei Monaten Vorbereitungskurs schafft Alshater auf Anhieb die Lehrabschlussprüfung als Maler und Anstreicher und arbeitet bis heute in dem Beruf. Er engagiert sich auch für Demokratie und die Integration syrischer Flüchtlinge in Österreich, organisierte unter anderem die heiß diskutierte Demo am Ring am Sonntag mit.
Sein Verein spricht sich offen gegen das Assad-Regime, gegen Islamismus und Extremismus in jeder Form aus. Nach dem verheerenden Hochwasser in Niederösterreich im September 2024 hat die freie syrische Gemeinde hunderte Freiwillige mobilisiert, um die betroffenen Menschen vor Ort zu unterstützen.
Wie sieht er das Aussetzen des Asylstatus und das Vorbereiten von Abschiebungen? „Ich finde das nicht in Ordnung, weil Syrien nicht stabil ist. Es wird lange dauern bis die Situation klar ist“, sagt Alshater. Er selbst kann sich hingegen sehr wohl vorstellen, in seine alte Heimat zurückzukehren, aber nur wenn zwei Punkte erfüllt sind. Die Zukunft Syriens müsse eine freie und demokratische sein. „Aber es ist momentan noch zu früh. Wir müssen abwarten“, so der 43-Jährige.
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