Der passionierte Krippenbauer Oswald Walser aus Eibiswald verzichtet auf Pompöses und verwendet nur Naturmaterialien, die er auf Almen sammelt. Mit dabei: ein 120 Jahre alter Rucksack, der über einen Doppelliter Wein den Weg zu ihm gefunden hat.
Der Advent führt uns mit jedem Tag näher zum Heiligen Abend hin. Leider kommen viele Menschen selbst in der stillsten Zeit des Jahres nicht wirklich zur Ruhe. Oswald „Ossi“ Walser (75) aus dem südweststeirischen Wuggitz kann die Vorweihnachtshektik nichts anhaben. Wenn er seine kleine Werkstatt, die er sich im Keller eingerichtet hat, betritt und die Tür hinter sich zumacht, bleibt die laute Welt draußen.
Der Eibiswalder baut alpenländische Krippen und Wurzelkrippen. Mit der ihm eigenen Bedächtigkeit und dem Blick für das Wesentliche. „Die Heilige Familie steht bei mir im Mittelpunkt.“ Auf Schnörkel verzichtet er, und er vermeidet es auch, seine Krippen zu überladen. „Das Pompöse mag ich gar nicht.“ Die Schlichtheit des Stalls, in dem das Jesuskind geboren wurde, soll sich auf den Betrachter übertragen.
Mit 120 Jahre altem Rucksack unterwegs
Kunststoff wird man keinen zu Gesicht bekommen. Holzteile verbindet Walser ohne Schrauben und Leim. Selbst die Figuren für die alpenländischen Krippen schnitzt er aus Rohlingen selbst. Für die Wurzelkrippen hat er Maisstrohfiguren zugekauft. Mitunter fertigt er jedoch auch welche aus Drahtgerüst an, die von seiner Frau Sophie eingekleidet werden.
Wenn Ossi Walser durch die Natur geht, dann tut er das mit Ehrfurcht vor der Schöpfung und mit offenen Augen. So findet er allerlei, was er für sein Hobby benötigt: Äste, Zapfen, Moos, Flechten, Schwämme, Wetterdistel. Walser ist seit einem halben Jahrhundert Jäger, seit über 40 Jahren Berg- und Naturwächter und ein großer Vogelschützer.
Dabei trägt er neben seinem Jägerstecken einen alten Rucksack mit sich, der schon gut 120 Jahre auf dem Buckel hat. „Ich habe ihn von meinem Vater übernommen. Aber der hat ihn auch nicht gekauft, sondern für einen Doppelliter Wein von einem alten Mann erstanden.“
Koch, Künstler und Straßenbauer
Seine innige Liebe zur Alm kommt übrigens nicht von ungefähr: „Mein Vater war ein Bergfex, meine Oma und meine Tanten waren Sennerinnen. Daher habe ich schon als kleiner Bub in den Sommerferien viel Zeit auf der Alm verbracht. Eine weitere Leidenschaft von Walser ist das Schnitzen. Sein Erstlingswerk, ein monumentales Jägerbild, schmückt die Hauswand. Es ist 1981 als Kerbschnitzarbeit entstanden.
Seine kreative Ader dürfte der gebürtige Triebener wohl von seinem Vater Sepp geerbt haben, wenngleich dieser der bildenden Kunst zugeneigt war. Walser hat übrigens Koch und Kellner gelernt. 1964 hat es ihn nach Reutte in Tirol verschlagen, wo er die vierjährige Lehre absolvierte. In der Folge hat er in verschiedenen Hotels als Küchenchef gearbeitet.
Dabei hat er auch seine heutige Frau Sophie kennen gelernt, die in einem der Häuser als Stubenmädchen tätig war. Die Liebe hat ihn in die südliche Weststeiermark geführt. Bis zu seiner Pensionierung war er als Straßenbauer beim Land Steiermark beschäftigt.
Josef Fürbass, Kronen Zeitung
Kommentare
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.