Syriens Grauen
So brutal ging es in Assads „Schlachthaus“ zu
Das Assad-Regime hat in Syrien jahrzehntelang mit unbarmherziger Gewalt regiert. Ein Symbol für den blanken Horror wurde das Militärgefängnis Saidnaya, in dem Andersdenkende gefoltert und getötet worden waren. Der Jurist David Crane sichtete Folterbilder und verglich die Methoden mit der Nazi-Herrschaft ...
Der Syrische Zivilschutz Weißhelme geht davon aus, dass bis zu 150.000 Menschen im Militärgefängnis Saidnaya inhaftiert gewesen sein könnten. Täglich seien wohl 50 bis 100 Häftlinge hingerichtet und anschließend in Öfen verbrannt worden (siehe Video oben).
Die Methoden der Offiziere von Armee und Sicherheitsbehörden sind brutal gewesen. Der Jurist David Crane, der Folterbilder sichtete, sprach von „Tötungen auf industriellem Maßstab“. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International teilte mit, dass es einen Raum mit 30 Schlingen gegeben habe, um Häftlinge zu erhängen. Die US-Regierung sprach von einem Krematorium neben dem Hauptgebäude, um Leichen zu verbrennen. Dort seien bei der Befreiung noch welche entdeckt worden, sagte Weißhelme-Leiter Raid al-Saleh.
Vergewaltigt und verschwunden
Ungefähr 20.000 bis 50.000 Menschen habe man an nur einem Tag aus dem Gebäudekomplex nördlich der Hauptstadt Damaskus gerettet. Die Wachen flüchteten nach dem Sturz des syrischen Machthabers aus der Einrichtung. Überlebende und frühere Aufseher berichteten Amnesty International von einer Menschenpresse, bekannt als „fliegender Teppich“, und der „Reifen“-Methode. Dabei seien Insassinnen und Insassen mit dem Kopf zwischen den Knien in einen Autoreifen gezwängt und geschlagen worden. Mit der metallenen Presse wurden Häftlinge getötet.
Unter Syrerinnen und Syrern ist das Militärgefängnis als „Schlachthaus“ bekannt. Häftlinge seien vergewaltigt und geprügelt worden, andere in Psychosen verfallen und in ihrer Zelle gestorben. Eine Straftat mussten die Menschen nicht begehen, um eingesperrt zu werden. Es reichte, gegen das System zu sein. Bereits seit den 1970er-Jahren existierten in Syrien Gefängnisse, in denen Oppositionelle verschwanden wie in schwarzen Löchern.
Pilot wollte Stadt nicht bombardieren – Haft
Unter den Befreiten ist etwa ein ehemaliger Pilot, der sich während eines Aufstands gegen Hafiz al-Assad (Assads Vater, Anm.) in den 1980er Jahren weigerte, die Stadt Hama zu bombardieren. Nach 43 Jahren im Gefängnis findet er ein völlig anderes Syrien vor. Die Überlebenden bemühen sich jetzt, im neuen Leben Fuß zu fassen. Oft sind sie schwer von den Verletzungen gezeichnet, die ihnen zugefügt wurden.
Hier sehen Sie ein Video von der Suche nach Häftlingen.
Viele Häftlinge werden weiterhin vermisst. Zivilschützerinnen, Zivilschützer und Angehörige suchen daher noch nach angeblich versteckten unterirdischen Zellen. Die Assad-Regierung hatte die Vorwürfe, Andersdenkende wegzusperren und gar zu töten, als „haltlos“ und falsch bezeichnet.
Einige Menschen halten nun symbolische Beerdigungen und Trauerfeiern für ihre Angehörigen ab. Mit der Befreiung des Militärgefängnisses Saidnaya sind die neuen Details zu den Zuständen ans Licht gekommen.
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