Neue, brisante Details nach dem Lawinenabgang am Dienstag im Tiroler Zillertal: Ausgerechnet vor ihrer letzten Fahrt deaktivierten Freerider ihre Lawinenairbags und Lawinenpiepser. Wenig später wurde einer von ihnen von den Schneemassen verschüttet. Seine Kameraden retteten ihn schwer verletzt.
Eine fünfköpfige Gruppe von tschechischen Freeridern hielt sich am Dienstag im Skigebiet Hochfügen auf. Darunter befanden sich auch zwei Guides. Für einen Umtrunk begaben sich die Sportler am Nachmittag in ein Bergrestaurant und machten dabei einen – fast – verhängnisvollen Fehler.
Sicherheitsausrüstung deaktiviert
Die an sich bestens ausgerüsteten Tschechen schalteten für den Lokalbesuch offenbar die LVS-Geräte aus und deaktivierten auch noch die Lawinen-Airbags. Als es anschließend gegen 15.15 Uhr zurück ins freie Gelände ging, aktivierten sie die Sicherheitsgeräte allerdings nicht mehr.
Dem Vernehmen nach angeblich deshalb nicht, weil sie es für die letzte Fahrt nicht mehr für notwendig hielten. Die Nachlässigkeit bzw. Sorglosigkeit rächte sich wenig später.
Zwei Tschechen mitgerissen
Im Nordosthang unter der Bergstation Waidoffen stürzte dann ein 51-jähriger Guide, ein ihm zu Hilfe kommender Tscheche (47) löste ein Schneebrett aus. Beide wurden mitgerissen. Während der 47-Jährige unverletzt auf der Lawine zu liegen kam, wurde der 51-Jährige teilverschüttet.
Bergretter zufällig vor Ort
Den Lawinenabgang beobachteten unter anderem auch die beiden Schwazer Bergretter Paul Gürtler und Lukas Baradun. „Wir waren selbst auf Skitour und knapp unterhalb der Unglücksstelle, als sich die Lawine löste“, erzählt Gürtler im Gespräch mit der „Krone“. Das Duo eilte sofort zum Lawinenkegel, zwei weitere einheimische Tourengeher bzw. Augenzeugen, die sich etwas oberhalb befanden, setzten die Rettungskette in Gang.
In diesen Hang wäre ich nicht eingefahren. Bei der Rettungsaktion hat dann vieles aber super funktioniert.
Paul Gürtler, Bergrettung Schwaz
Bild: ZOOM Tirol
Opfer lag mit Gesicht nach unten auf dem Bauch
„Als wir nach kurzer Zeit beim Opfer ankamen, war der Mann von seinen Kameraden praktisch schon befreit“, sagt Gürtler. „Der Tscheche lag am Bauch, mit dem Gesicht nach unten und atmete.“ Gürtler und Baradun unterstützten die anderen Retter, schienten behelfsmäßig den gebrochenen Arm des Tschechen und brachten ihn zum gerufenen Notarzthubschrauber. Der flog den Mann schließlich ins Krankenhaus Schwaz.
Vorbildliche Rettungsaktion
„Es handelte sich um eine vorbildliche Rettungsaktion aller Beteiligten“, zieht Gürtler Bilanz. Und die vorbildlich ausgerüsteten Tschechen werden beim nächsten Mal ihr Top-Ausrüstung wohl eingeschaltet lassen...
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