Aus Angst vor einer „rumänischen Bande“ vertraute eine 73-jährige Niederösterreicherin ihren sündteuren Schmuck einem falschen Polizisten an. Der 19-jährige Wiener übergab den Koffer seinen Auftraggebern. Diese brachten die Beute in Rekordhöhe vermutlich in die Türkei. Dem Abholer drohten im Wiener Landl bis zu zehn Jahre Haft, doch er kam glimpflich davon.
„Sie hat den Koffer zur Tür gebracht. Mein Mandant wusste nicht, was da drin ist und wie viel es wert ist“, sagt Anwalt Zaid Rauf in dem bedrückenden Prozess um eine kriminelle Organisation, die ältere Menschen um ihr Hab und Gut bringt. „Kann man damit rechnen, dass man einer fremden Person zwei Millionen Euro vor die Füße wirft? Natürlich nicht“, legt er nach. Sein Mandant, ein 19-jähriger Österreicher, absolviert in Wien eine Lehre zum Kfz-Mechaniker.
Zur Finanzierung des Drogenkonsums
Weil er sich die Drogen, von denen er abhängig war, nicht mehr leisten konnte, habe er den „großen Fehler“ gemacht und sich auf die Verbrecher eingelassen. Den Abholern sei ein geringer Prozentsatz der Beutesumme versprochen worden: „Ich gab mich als Polizist aus, nahm den Koffer mit und übergab ihn an die Auftraggeber“, gesteht der junge Mann, der bei seiner Vernehmung sofort alles ausgeplaudert hat, was er weiß.
Sie hat den Koffer zur Tür gebracht. Mein Mandant wusste nicht, was drin ist und wie viel es wert ist.
Zaid Rauf über die Rekordbeute.
Leider ist das nicht sehr viel, denn in dem Massenbetrugsmodell ist der Lehrling laut Rauf „das kleinste Rädchen von allen“. Die Verbrecher-Bosse sitzen im türkischen Izmir, wo von einem Call-Center aus Opfer auf professionelle Art und Weise „gekeilt“ werden. Auf die Betroffenen wird laut Staatsanwältin „massiver psychischer Druck ausgeübt“.
Der Schmuck war immens wertvoll
So auch auf Frau H. aus Niederösterreich. Ihr wird höchst glaubhaft eingeredet, dass sie Opfer einer rumänischen Bande werden könnte. Weshalb sie ihre Vermögenswerte zur Sicherung der Polizei übergeben soll. Zwei Millionen Euro war der Schmuck wert, den die verängstigte Pensionistin dem Kfz-Lehrling, der sich als Inspektor Sebastian Wimmer ausgab, in einem Koffer übergab.
Teilbedingte Haft für KFZ-Lehrling
Dafür fasst der junge Mann milde 15 Monate Haft, davon 10 bedingt, aus. Im Prozess sind vier weitere Abholer angeklagt. Drei von ihnen kommen mit teilbedingten Strafen davon. Der mehrfach vorbestrafte Erstangeklagte muss zwei Jahre in Haft. Nicht rechtskräftig.
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