Hitzeperioden schädigen Menschen nicht nur akut: US-Forschende haben auch Hinweise dafür gefunden, dass extreme Temperaturen auch die biologische Alterung beschleunigt.
„Hitze belastet bekanntermaßen Herz und Nieren und verlangsamt die kognitiven Fähigkeiten. Extreme Hitze kann aber auch Auswirkungen haben, die – zumindest zunächst – unsichtbar sind“, schrieb „Nature“-Autorin Heidi Ledford in der entsprechenden Studie. Diese wurde vor kurzem bei der Jahrestagung der amerikanischen Gesellschaft für Gerontologie (Alternsforschung) in Seattle präsentiert.
„Die körperlichen Folgen zeigen sich möglicherweise nicht sofort als sichtbare gesundheitliche Folge, sondern können unseren Körper auf zellulärer und molekularer Ebene beeinträchtigen“, so der Co-Autor Eun Young Choi der Studie, Gerontologe an der University of Southern California in Los Angeles. „Und dieser biologische Verfall könnte sich später zu einer Behinderung entwickeln.“
DNA-Methylierungsmuster für biologisches Alter charakteristisch
Die Wissenschafter benutzten als Maßstab die sogenannte „epigenetische Uhr“. Das ist eine ganze Kollektion an chemischen Veränderungen an der DNA von Menschen, die sich mit zunehmendem Alter summieren. Im Speziellen ist es die Methylierung, also das Anhängen von Methyl-Gruppen an bestimmte Stellen des Erbguts. „Das Muster der DNA-Methylierung, eine spezifische epigenetische Markierung, verändert sich in alternden Zellen. Die epigenetische Uhr kann dazu verwendet werden, das biologische Alter eines Menschen zu bestimmen (...)“, stellte dazu das deutsche Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns fest.
Die US-Wissenschafter analysierten nun die „epigenetische Uhr“ von rund 3800 Menschen im Alter von 56 Jahren und darüber. „Anschließend verglichen sie diese Daten mit Temperaturkarten der Vereinigten Staaten und suchten nach Korrelationen zwischen dem Status der molekularen Marker und der Anzahl der Tage in verschiedenen Zeiträumen, an denen der Hitzeindex – ein Maß für die gefühlte Temperatur, das sowohl Hitze als auch Feuchtigkeit berücksichtigt – am Standort des Teilnehmers entweder 26,7 Grad Celsius oder 32,2 Grad Celsius überschritt“, hieß es in „Nature“.
Zehn Prozent mehr Hitzetage – 0,12 Jahre biologisch „älter“
Dabei kam heraus, dass Menschen, die innerhalb eines Jahres oder innerhalb von sechs Jahren in einer sehr heißen Region lebten, aufgrund ihrer epigenetischen Charakteristika „älter“ erschienen als Personen ohne diese Hitzeerlebnisse. „Bei einer Messung verlängerte jede zehnprozentige Zunahme der Anzahl heißer Tage das molekulare Alter der Teilnehmer um 0,12 Jahre. Die Analyse einer anderen Gruppe molekularer Marker zeigte, dass Menschen, die in heißen Regionen lebten, bis zu 0,6 Prozent schneller alterten. Eine kürzere Hitzeexposition im Bereich von Tagen oder Monaten korrelierte jedoch nicht mit Unterschieden bei diesen Markern“, schrieb „Nature“-Autorin Heide Ledford.
„Das ist ein bemerkenswertes Ergebnis“, erklärte dazu die dänische Umweltepidemiologin Rina So (Universität Kopenhagen). Erstmals hätte man biologische Marker aus dem Blut für eine solche Untersuchung herangezogen, statt bloß Todesfälle oder Krankheiten mit den Klimaeinflüssen in Verbindung zu bringen. Statisch ausgeglichen hatten die US-Forscher andere mögliche Einflussfaktoren wie sozialen Stress, andere Umwelteinflüsse, Schwangerschaften und zusätzliche Gesundheitsfaktoren.
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