Kein Geld, um den Vorschuss auf das Dezember-Gehalt für die mehr als 3000 Beschäftigten zu bezahlen; dazu mit der VMG Metall einen weiteren Betrieb aus dem Unternehmensnetzwerk, der in die Insolvenz schlitterte – die Not von Motorradhersteller KTM wird immer größer. Viele rätseln: Wie schlimm steht es wirklich um das Unternehmen, das zum Sanierungsfall wurde?
„Wir legen jetzt einen Boxenstopp für die Zukunft ein“, ließ Stefan Pierer am 26. November wissen, als die Pierer Mobility AG bekannt gab, dass drei Tage später drei Gesellschaften von Motorradhersteller KTM den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens stellen werden. Seit 29. November sind damit die KTM AG, die KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH und die KTM Components GmbH Sanierungsfälle. 90 Tage bleiben Zeit, bis am 25. Februar über den Sanierungsplan abgestimmt werden soll. Doch: Die Zweifel, ob es die Mattighofener wirklich bis dahin schaffen, werden immer lauter.
Denn: Nicht nur, dass der Schuldenberg beim Unternehmen aus Mattighofen (Oberösterreich) mit rund zwei Milliarden Euro enorm hoch ist, wird beim Boxenstopp das Schadensausmaß gefühlsmäßig bislang immer größer.
Nachdem den mehr als 3600 betroffenen Mitarbeitern versprochen worden war, dass sie einen 90-Prozent-Vorschuss auf das Dezember-Gehalt wenige Tage nach Insolvenzeröffnung erhalten, wurden sie dann auf „vor Weihnachten“ vertröstet. Jetzt ist klar: Die Liquidität ist nicht vorhanden, um solche Überweisungen zu tätigen. Das Dezember-Gehalt soll erst – wie sonst auch üblich – am Ende des Monats kommen.
Nur Mini-Bruchteil wurde überwiesen
Für die Beschäftigten ist das ein Schlag – denn damit fehlen ihnen jetzt schon das November-Gehalt und das Gros des Weihnachtsgeldes. Für beides wird der Insolvenzentgelt-Fonds aufkommen. KTM überwies in der Zwischenzeit nur einen Mini-Bruchteil – und zwar das Gehalt für den 30. November und den Dezember-Anteil des Weihnachtsgeldes.
Neben Lieferanten, Kunden, Finanzinstituten, Banken, Finanzamt und Gesundheitskasse leidet vor allem die Belegschaft: 250 Mitarbeiter sind bereits gekündigt, weitere 500 werden im Jänner ebenfalls zum AMS geschickt. Reicht das? Gelingt überhaupt die Fortführung? Die Gerüchteküche brodelt seit Freitagvormittag, seit bekannt ist, dass kein Geld für die Dezember-Vorschüsse da ist, enorm: Es ist eine Mischung aus Besorgnis und Angst. Angst, dass KTM es nicht schaffen könnte und die angestrebte Sanierung platzt.
Termin am Landesgericht Ried am 20. Dezember
Am Freitag, 20. Dezember, steigt am Landesgericht in Ried im Innkreis die erste Berichtstagsatzung im Rahmen des Insolvenzverfahrens. Da wird klarer werden, welchen Kurs das Unternehmen einschlagen wird. Noch scheint nicht absehbar, wie sich die kommenden Tage entwickeln. Die Insolvenz einer Tochterfirma der KTM Components GmbH beunruhigt zusätzlich. „Man kann die Situation irgendwie gar nicht mehr einschätzen“, sagt Wolfgang Gerstmayer von der Gewerkschaft GPA in Oberösterreich.
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