Aus einem Scherz wurde Fließbandarbeit: Bürgermeister Michael Ludwig und Dompfarrer Toni Faber zeigten, dass man „Pack’lschupfen“ nicht verlernt: Die ehemaligen Ferienjob-Postler lösten ihr Versprechen ein, sich in die vorweihnachtliche Paketflut im Liesinger Logistikzentrum zu stürzen.
Die Einschulung war schnell erledigt, schließlich handelte es sich bei beiden Herren um „Wiedereintritte“ in die Firma: Bürgermeister Michael Ludwig und Dompfarrer Toni Faber, beide mit mehrjähriger Ferienjob-Erfahrung bei der Post in ihrer Schul- und Studienzeit, rückten zur Hilfe beim Paketsortieren im Liesinger Logistikzentrum aus. Trotzdem wurden auch sie mit dem Standard-Satz belehrt: „Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Ihre Vorgesetzten“.
Auf Scherz im Sommer folgt Arbeit im Winter
Beide hatten die Aushilfe im Sommer bei der Eröffnung des neuen Logistikzentrums im Spaß angeboten – und wurden von Postchef Walter Oblin jetzt beim Wort genommen. Bis zu 250.000 Pakete werden im Wiener Zentrum derzeit pro Tag auf den Weg gebracht. Um diese Spitze abzuarbeiten, schließt sich die Post alljährlich zum „Team Christkind“ zusammen: Alle Verwaltungsmitarbeiter der Post machen mit, auch Postchef Walter Oblin und sein Vize Peter Umundum.
„Nicht gebt‘s ihnen die schweren Packl‘n“
Mit der „Team Christkind“-Aktion macht die Post die Not der Paketmassen bewusst zur Tugend: Oblin war an jenem Tag zuvor schon vier Stunden am Fließband im Einsatz, und am Tag davor drei Stunden in einer Filiale. „Das tut gut. Es erinnert einen an den nötigen Respekt und Demut vor dieser Arbeit. Und man fällt als Vorstand dann auch andere Entscheidungen“, findet Oblin. Auch Ludwig und Faber kamen ordentlich dran: „Nicht gebt‘s ihnen die schweren Pack‘ln. Wir wollen ja, dass sie wiederkommen“, raunte ein Postbediensteter einem anderen zu. Doch da war es schon zu spät.
Bitte nicht schupfen
Der Bürgermeister und der Dompfarrer zeigten, dass sie nichts verlernt hatten: Nicht aus dem Kreuz heben, Paket nah beim Körper halten, bei Stößen von mehreren Paketen das leichteste Paket zuoberst und das schwerste unten – und bitte nicht „Pack‘lschupfen“, mahnte der Leiter des Logistikzentrums: „Wir schupfen nicht“, schließlich wolle man den Rang als Postbeförderer mit der geringsten Schadensquote Europas nicht gefährden.
Erinnerungen an „1036-1103“ und die „Postler-Puch“
Die Sicherheitsschuhe und die Arbeitshandschuhe waren für Ludwig und Faber allerdings gewöhnungsbedürftig: Das hatte es zu ihrer Zeit noch nicht gegeben. Bis heute weiß Ludwig noch den Standortcode seines früheren Einsatzortes bei der Paketverteilung: 1036-1103. „Ein Vollprofi“, meinte einer der Postler anerkennend. Faber wiederum erinnerte sich sentimental an seine Zeiten beim Telegramm-Zustellen, als „stolzer Fahrer einer schwarzen MS 50“, dem klassischen „Postler-Puch“-Moped.
Die „Aushilfspostler“ waren sich einig: Seit ihren Jahren bei der Post habe der Arbeitnehmerschutz enorme Fortschritte gemacht. Ludwig erinnerte sich etwa an das Paketverladen in der Garage bei laufenden Dieselmotoren der Lkw: „Die Luft war nicht wirklich rasend gut. Das hat man am nächsten Tag noch in den Lungen gespürt.“ Haben es heute also alle besser? Beide verneinten: Der Druck sei heute deutlich größer, das verdiene „vollen Respekt“. „In der Vorweihnachtszeit kommen die ordentlich dran“, zollten beide ihren Fließband-Kollegen Anerkennung.
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