Der Sieg Rudolf von Habsburgs bei der Kaiserwahl von 1273 verändert die Geschichte: Erstmals erhält ein Habsburger die legendäre Reichskrone. Durch ihren Sieg in der bedeutendsten Ritterschlacht des Mittelalters gewinnen die Habsburger ein kostbares Land: Österreich, das zum Ausgangspunkt ihrer künftigen Weltmacht wird.
Der Aufstieg der Habsburger beginnt im Mittelalter mit dem Kampf um die bedeutendste Krone der europäischen Geschichte – die Reichskrone.
„Die Habsburger“, unser großes digitales History-Projekt, erzählt in zehn packenden Episoden 700 Jahre Geschichte – entstaubt und in völlig neuen Bildern. Es ist die faszinierende Saga der mächtigsten Dynastie, die je herrschte; von ihren Anfängen im Mittelalter über die Höhepunkte imperialer Macht bis zu ihrem Untergang und den Nachfahren im 21. Jahrhundert.
Wer die legendäre Reichskrone trägt, ist der weltliche Herrscher des christlichen Abendlandes. Denn sie verkörpert ein mythisches, sagenumwobenes Reich: das „Heilige Römische Reich“. Sein Ursprung geht auf das Ende der Völkerwanderungszeit zurück, als aus der Asche des untergegangenen Imperium Romanum ein neues Europa emporstieg.
Gewaltsame „Wahlkämpfe“ im Mittelalter
Dieses Heilige Römisches Reich umfasst als Kern das heutige Deutschland, Österreich und die Schweiz, aber auch Tschechien und Slowenien und die heutigen „Benelux-Staaten“: Belgien, die Niederlande und Luxemburg samt einigen Gebieten, die heute zu Frankreich gehören. Eine Zeit lang dehnt sich das Reich sogar bis Süditalien aus. An der Spitze des Reiches stehen für über 800 Jahre römisch-deutsche Könige und Kaiser. Sie erben nicht, sondern sie werden von den Mächtigen ihres Reiches gewählt. Diese „Wahlkämpfe“ gehen selten ohne gewaltsame Auseinandersetzungen ab.
Im 13. Jahrhundert gibt es einen Einschnitt in der Reichsgeschichte: Nach dem Ende der mächtigen Dynastie der Staufer, die lange Zeit die Kaiser stellten, entsteht ein Vakuum. Man spricht von der „dunklen Zeit“, dem „Interregnum“, der Zeit zwischen zwei Herrschern. Genau in dieser Umbruchszeit, in der mehrere einflussreiche Geschlechter nach der Reichskrone greifen, tritt eine Adelsfamilie aus dem Schweizer Raum ins Rampenlicht. Ihr Name lautet: Habsburg.
Die Habsburger stammen aus dem Norden der Schweiz. Im Kanton Aargau liegt ihre Stammburg, von der das Adelsgeschlecht seinen Namen ableitet. Die Grafen von Habsburg sind zwar eine bedeutende Regionalmacht, ihr Einfluss erstreckt sich jedoch nur auf die Schweiz und den süddeutschen Raum. Einer von ihnen ist Rudolf von Habsburg. Er ist ein nüchterner Pragmatiker, der weiß, was er will. Rudolf streckt nun seine Fühler aus, denn er will mehr für sein Haus.
Wer Herrscher werden will, braucht viel Geld und ein starkes Netzwerk
Die Chance für die Habsburger kommt im Jahr 1273. Die nächste Kaiserwahl steht an. Um bei diesem „House of Cards“ des Mittelalters mitzumischen, braucht man viel Geld und ein starkes Netzwerk aus Verbündeten. Es ist eine Schicksalswahl, die Europas Zukunft für Jahrhunderte bestimmen wird – und sie wird eine Überraschung bringen.
Bei dieser wichtigen Kaiserwahl des Jahres 1273 scheint der Sieger bereits im Voraus festzustehen: Kein Anwärter kann eine so starke Hausmacht hinter sich vereinigen wie König Ottokar von Böhmen. Rudolf von Habsburg hat aber Glück. Denn Ottokar ist vielen zu mächtig. Vor allem dem Papst ist Ottokars Machtfülle suspekt. Er wird deshalb zum Wahlhelfer des bisher unauffälligen Rudolf von Habsburg und lobbyiert hinter den Kulissen für ihn. Und so gewinnt nicht der stärkste Kandidat, sondern der Außenseiter die Schicksalswahl von 1273. Rudolf von Habsburg wird zum Herrscher des Heiligen Römischen Reiches gewählt. Die Reichskrone geht erstmals auf einen Habsburger über.
Den Habsburgern fehlt noch eine starke Hausmacht: Sie wollen Österreich
Mit der Wahl Rudolf von Habsburgs beginnt eine neue Ära in Europa. Denn die Habsburger verwandeln das alte Wahlkaisertum auf lange Sicht in einen Familienbetrieb – den erfolgreichsten der Geschichte.
Zunächst gibt es aber noch ein Problem: Rudolf von Habsburg hat zwar nun die Reichskrone. Aber dennoch sind die Habsburger noch keine Dynastie, die fest im Sattel sitzt. Was, wenn die Krone bei der nächsten Wahl an ein anderes Geschlecht fällt?
Was den Habsburgern noch fehlt, ist eine Hausmacht, ein zusammenhängendes, größeres eigenes Herrschaftsgebiet im Reich. Wie praktisch, dass auf dem Gebiet des heutigen Österreich erst kürzlich eine mächtige Dynastie ausstarb: die Babenberger. Sie formten aus einem unsicheren Durchzugsland wandernder Völker eine der reichsten Regionen des Reiches. Unter den Babenbergern wurde Österreich ein eigenständiges Herzogtum. Im Jahr 996 wurde erstmals der Eigenname dieser Babenbergischen Herrschaft erwähnt - „Ostarrîchi“, aus dem wenig später „Österreich“ wird. Rudolf von Habsburg will dieses Babenbergische Österreich an sich ziehen.
Es kommt zum Kampf der Giganten, dem Sieger winkt eine fette Beute
Auf das reiche Erbe der Babenberger hat aber schon ein anderer seine Hand gelegt, nämlich ausgerechnet Ottokar von Böhmen, der gegen Rudolf von Habsburg in der Kaiserwahl verlor. Diese Schmach hat Ottokar nicht vergessen.
Nun kommt es zum Showdown zwischen den beiden mächtigsten Männern Mitteleuropas – dem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und dem König von Böhmen. Der Kampf ist unerbittlich, aber dem Sieger winkt neben Prestige eine fette Beute: das reiche Österreich.
Die Entscheidung, wer künftig Mitteleuropa seinen Stempel aufdrückt, fällt in den frühen Morgenstunden des 26. August 1278. Auf einem Schlachtfeld im nordöstlichen Niederösterreich treffen die Truppen Rudolfs und König Ottokars aufeinander. Eine hinterlistige Taktik führte in der berühmten Schlacht bei Dürnkrut zu einem eindeutigen Ergebnis.
Der Sieger heißt: Rudolf von Habsburg. Ottokar stirbt in der Schlacht. Rudolf lässt Ottokars Leichnam 30 Tage lang öffentlich ausstellen. Jeder soll sehen, dass ausschließlich Rudolf von Habsburg nun in Mitteleuropa den Ton angibt.
Österreich ist für die Habsburger erst der Anfang
Das reiche Babenbergische Erbe zieht Rudolf ein. So kommt das Herzogtum Österreich zu den Habsburgern. Sie sind nun die Landesfürsten eines Gebiets, zu dem im 13. Jahrhundert Niederösterreich, Oberösterreich und die Steiermark gehören. 1335 kommen noch Kärnten und die Krain – in etwa: das heutige Slowenien – dazu, 1356 auch Tirol. Im Spätmittelalter nimmt das Gebiet beinahe schon die Form des heutigen Österreich an. Die ehemalige Babenberger Herrschaft wird zum Kern der „Habsburgischen Erblande“: So wird das heutige Österreich für Jahrhunderte genannt. Bis zum Ende der Monarchie im Jahr 1918 bleibt es bei den Habsburgern.
In Österreich haben sich die Habsburger durch Rudolf I. eine gesicherte Hausmacht aufgebaut. Sie gehören nun zu den einflussreichsten Dynastien Mitteleuropas. Aber das ist erst der Anfang. Die Habsburger streben nach viel mehr.
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