Premiere

Der „Revisor“ in Nöten im Akademietheater

Tim Werths als Iwan Alexandrowitsch Chlestakow, und Lola Klamroth als Marja Antonowna

(Bild: Burgtheater/Tommy Hetzel)

Teils amüsant, teils zäh: Meisterregisseurin Mateja Koležnik plagt sich am Akademietheater härter als erwartet mit Nikolai Gogols russischer Korruptionistengroteske „Der Revisor“.

Die Slowenin Mateja Koležnik ist eine Alleskönnerin. An der Josefstadt hat sie für Ibsen und Schnitzler eine eigensinnige, der inneren Wahrheit des Werks verpflichtete Theatersprache entwickelt. An der Burg folgten Strindberg, Horváth und eine Wildwest-Apokalypse von Martin McDonagh. Alles Herausforderungen von Rang. Gogols Korruptionistensatire hingegen gelingt jedem Bauernhoftheater. Sie brachte dem Autor 1836 Ruhm, hätte aber auch in Sibirien enden können: Geht es doch um einen verkommenen Kleinstadtzaren und sein Gefolge, denen viel zu spät der lange Arm des echten Zaren droht.

„Der Revisor“ mit Paul Basonga, Jörg Ratjen, Roland Koch, Rebecca Lindauer

(Bild: Burgtheater/Tommy Hetzel)

Tim Werths, Jörg Ratjen

(Bild: Burgtheater/Tommy Hetzel)

Koležniks Alleinstellungsmerkmal sind die engen, Platzangst befördernden Räume, die den Schauspielern höchste Konzentration aufzwingen. Diesfalls hat Klaus Grünberg einen bunkerartigen Turm entworfen, um den sich eine endsowjetische Jammergesellschaft drängt. Das schafft atmosphärisch starke Momente, doch die Realität besteht aus zähen Viertelstunden. Eine durchchoreografierte Groteske war beabsichtigt, aber das Ensemble müht sich zu erkennbar mit dem Abheben in den Wahnwitz. Vor allem spielt der Titelschelm Tim Werths in einer anderen Liga als vor einigen Jahren Fabian Krüger, und die Neuzugänge plagen sich noch mit der Profilierung. In der Erinnerung haften Roland Koch und Andrea Wenzl als Bürgermeisterpaar und die herausragenden Alterskomiker Martin Schwab und Hans Dieter Knebel.