Heimkehr nach Umsturz

Tausende Syrer haben bereits die Türkei verlassen

Ausland
15.12.2024 12:07

Am Sonntag vor einer Woche hatte eine Rebellenallianz, angeführt von Islamisten, die Macht in Syrien übernommen. In vielen Ländern der Welt feierten vor dem Assad-Regime geflüchtete Syrer den Sturz des Langzeitmachthabers. Viele von ihnen haben sich offenbar auf den Weg in die Heimat gemacht. Die türkische Regierung zählte bis Samstag bereits 7500 syrische Staatsbürger, die die Türkei verlassen hatten.

Täglich hätten bis einschließlich Freitag mehr als 1000 Syrer die Grenze überquert, teilte der türkische Innenminister Ali Yerlikaya mit.

Weltweit hatte die Türkei die meisten Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen, zurzeit leben nach UN-Angaben noch rund drei Millionen in dem Land. Bei einer Ausreise nach Syrien verwirken die Flüchtlinge ihr Aufenthaltsrecht und können vorerst nicht in die Türkei zurückkehren. 

Bei einer Ausreise nach Syrien verwirken die Flüchtlinge ihr Aufenthaltsrecht und können vorerst nicht in die Türkei zurückkehren. (Bild: APA/AP)
Bei einer Ausreise nach Syrien verwirken die Flüchtlinge ihr Aufenthaltsrecht und können vorerst nicht in die Türkei zurückkehren.
Die türkische Regierung zählte bis Samstag bereits 7500 syrische Staatsbürger, die die Türkei verlassen hatten. (Bild: APA/AFP/Yasin AKGUL)
Die türkische Regierung zählte bis Samstag bereits 7500 syrische Staatsbürger, die die Türkei verlassen hatten.

Migrationsexperte: Viele werden bleiben
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan war wegen der Flüchtlinge im Land innenpolitisch unter Druck geraten und will, dass ein Großteil zurückkehrt. Nach Einschätzung des Migrationsforschers Murat Erdogan wird aber die Mehrheit in der Türkei bleiben.

Als Gründe nennt er die schlechte wirtschaftliche Lage und Unsicherheit in Syrien. Außerdem hätten sich viele Syrer in der Türkei ein neues Leben aufgebaut.

Die syrischen Rebellen zeigen sich bisher von einer äußerst gemäßigten Seite und wollen eindeutig die Sympathien der Zivilbevölkerung gewinnen. (Bild: APA/AFP/LOUAI BESHARA)
Die syrischen Rebellen zeigen sich bisher von einer äußerst gemäßigten Seite und wollen eindeutig die Sympathien der Zivilbevölkerung gewinnen.

Helfer warnen vor „Millionen“ Landminen und Sprengsätzen
Auf die bisher Heimgekehrten warten nicht nur Zerstörung und eine unsichere politische Lage, sondern auch eine tödliche Gefahr in Form von Landminen. Die britische Hilfsorganisation Halo Trust fordert daher internationale Bemühungen, um die vielen Landminen in Syrien zu räumen und das Land sicherer zu machen.

„Zurückkehrende Syrer wissen schlicht nicht, wo die Landminen liegen und warten. Sie sind über Felder, Dörfer und Städte zerstreut, deshalb sind die Menschen schrecklich gefährdet“, teilte Halo Trust am Sonntag mit. In Syrien gebe es aktuell „Millionen“ Landminen und nicht explodierte Sprengsätze sowie Streumunition.

Damian O‘Brien, der bei Halo Trust das Syrien-Programm leitet, sagte, so etwas wie in Syrien habe er noch nie gesehen. „Zehntausende kommen täglich durch schwer verminte Gebiete, was zu unnötigen tödlichen Unfällen führt.“

Schüler kehren in ihre Klassenzimmer zurück
Dennoch kehrt langsam so etwas wie normaler Alltag wieder ein. Am Sonntag öffneten erstmals wieder nahezu alle Schulen des Landes. Die neuen Machthaber hatten zuvor die Fortsetzung des Unterrichts angeordnet. Schüler warteten am Sonntagmorgen im Innenhof eines Buben-Gymnasiums in Damaskus und applaudierten, als Schulsekretär Raed Nasser die von den neuen Behörden eingeführte Flagge aufhängte.

„Alles ist gut“, betonte Nasser. „Wir haben zwei, drei Tage gearbeitet, um die Schule so auszustatten, dass die Schüler sicher zurückkehren können.“ 

Die Rebellen haben die Wiederaufnahme des Schulunterrichts angeordnet. (Bild: APA/AFP/LOUAI BESHARA)
Die Rebellen haben die Wiederaufnahme des Schulunterrichts angeordnet.

In einem Klassenzimmer klebte ein Schüler die neue syrische Flagge an eine Wand. „Ich bin optimistisch und sehr glücklich“, sagte Salah al-Din Diab. „Früher ging ich immer auf die Straße in der Sorge, zum Militärdienst eingezogen zu werden. Ich hatte immer Angst, wenn ich einen Kontrollpunkt erreichte.“

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