Seit 15 Jahren kümmern sich Senioren in Wien und darüber hinaus freiwillig um sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche. Die „Krone“ war zu Besuch. Die „Omas“ und „Opas“ füllen eine wichtige Lücke im Leben der Kinder – und werden oft mit Freundschaften fürs Leben belohnt.
Als die „Krone“ die Räumlichkeiten des Oma/Opa-Projekts in der Kalvarienberggasse in Wien-Hernals betritt, ist es mucksmäuschenstill. Es wird gerade fleißig gelernt. Zweimal pro Woche, für zwei Stunden am Nachmittag, verbringen Senioren hier Zeit mit Kindern und Jugendlichen zwischen 6 und 17 Jahren.
Weit mehr als „nur“ Nachhilfe
Entstanden ist das Erfolgsprojekt bereits vor 15 Jahren, aus einer Nachbarschaftshilfe heraus. Aktuell werden 90 Kinder und Jugendliche betreut. Die Idee hinter dem Projekt? Die Kinder sollen in einem geschützten Umfeld Deutsch lernen, schulische Herausforderungen meistern, Ressourcen aufbauen, sich als Persönlichkeit entwickeln und soziale Kompetenz bekommen.
„Oma und Opa nennt uns hier niemand“
Sonja Rappold pendelt zwischen Wien, Krems und Amstetten hin und her. Denn dort befinden sich die beiden anderen Standorte des Lernhilfeprojekts. Sie ist für die Projektkoordinierung zuständig und so etwas wie die gute Seele des Hauses. „Oma und Opa nennt uns hier niemand. Die Kinder sprechen uns mit Vornamen an“, erklärt die 59-Jährige. Kein Wunder: Schließlich sind nicht alle Lernhelfer im Seniorenalter, es gibt auch jüngere Freiwillige, die mitarbeiten. Die 140 ehrenamtlichen Helfer sind zwischen 20 und 85 Jahre alt.
Wir sind keine Nachhilfe, denn die Kinder brauchen oft viel mehr als nur Lernen. Wir füllen hier die Lücke der fehlenden Großeltern.
Sonja Rappold, Co-Projektleiterin und Koordinatorin
Bild: Urbantschitsch Mario
Die Freiwilligen übernehmen eine wichtige Funktion für die Kinder, aber auch ihre Familien. Es wird nicht nur gemeinsam gerlent, sondern etwa auch beim Übergang von der Schule zur Ausbildung oder zum Beruf unterstützt.
Freundschaften über Generationen hinweg
Eine der „Omas“ ist Silvia Kovanda. Sie ist im November 2022 in Pension gegangen, war auf der Suche nach einer sinnvollen Beschäftigung. Auf der Freiwilligenmesse im Rathaus ist sie dann auf das Oma/Opa-Projekt gestoßen. „Ich bekomme so viel zurück und lerne hier immer etwas dazu“, zeigt sich die ehemalige Freizeitpädagogin begeistert.
Sie selbst hat keine eigenen Enkelkinder. Seit knapp zwei Jahren kümmert sie sich um Batuhan (9). Der persönliche Kontakt steht im Vordergrund. Auch zu seiner Familie hat die Pensionistin Kontakt, gemeinsam unternehmen sie oft Ausflüge. Hier sind schon lebenslange Freundschaften entstanden.
„Der Bedarf ist jedenfalls enorm, auch weil bei vielen Kindern zu Hause niemand da ist und die Eltern sich den Hort nicht leisten können“ , so Rappold. Es werden immer Omas und Opas für die freiwillige Mitarbeit im Projekt gesucht. Wer keine Zeit spenden kann, die Arbeit aber trotzdem unterstützen will, kann sich an den Ausgaben der „Omas“ und „Opas“ beteiligen.
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