„Krone“-Kommentar

Kleider machen Leute – bis heute

Analysiert für die „Krone“: Außenpolitik-Experte Kurt Seinitz

(Bild: stock.adobe.com, Krone KREATIV)

Das Outfit spielt nirgendwo eine so große Rolle wie bei Personen des öffentlichen Lebens. Ihr Auftreten signalisiert auch ihre politische Haltung und ihr Programm. Drei Beispiele: Syriens neuer starker Mann al-Golani, PLO-Chef Arafat, Ukraine-Präsident Zelenskij.

Al-Golani tritt meistens nicht mehr in seiner Milizen-Uniform auf, sondern in Zivil. Das soll die Absicht zu einer künftigen verfassungsmäßigen Ordnung an die Außenwelt, aber auch an die Heißsporne in den eigenen Reihen signalisieren.

PLO-Chef Arafat hätte Präsident eines Palästina-Staates neben Israel sein können. Er hat seine Milizen-Uniform nie abgelegt. Damit zeigte er, dass er nicht über den Schatten des Guerilla-Führers springen konnte. Sein Versagen als Staatsmann, der zu Kompromissen fähig sein muss, beraubte die Palästinenser einer historischen Chance.

Schließlich Wolodimir Zelenskij: Er hat sich geschworen, so lange ein militärähnliches Outfit zu tragen, solange sein Volk einen Verteidigungskrieg durchstehen muss. Das kommt im Westen gar nicht gut an und lässt ihn gar nicht präsidentiell aussehen, während Putin picobello adrett – konservativ – gekleidet ist und er gibt sich weltmännisch. Man könnte glatt vergessen, dass dieser Mann Auftragsmorde erteilt, wie jenen in Deutschland.

Kleider machen Leute. Kleider lassen Absichten erkennen. Manchmal tarnen sie, manchmal sind sie stumme Zeichen.