Eine Serie von Sitzungen mit den Anlegen von gepulsten Magnetfeldern am Kopf, um das Gehirn zu beeinflussen, kann offenbar das Verlangen nach Alkohol bei Suchtkranken deutlich reduzieren. Das zeigte sich jetzt in der Meta-Analyse der wissenschaftlichen Literatur zu diesem Thema, die Wiener und griechische Experten durchgeführt haben. Das entsprechende Verfahren gilt in anderen Ländern wie Großbritannien bereits als etabliert.
„Unser Ziel war es, die unmittelbare und die bis zu drei Monate anhaltende Wirkung einer mehrmaligen repetitiven transkraniellen Magnetstimulation (rTMS) auf das Verlangen nach Alkohol bei einer Alkoholkonsumstörung (AUD; Anm.) zu untersuchen“, schrieben Michael Treiber von der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der MedUni Wien (AKH) und seine Co-Autoren (Journal of Addiction Medicine, DOI: 10.1097/ADM.0000000000001416).
Schädel wird „bestrahlt“
Das Verfahren solcher wiederholter Magnetfeld-Therapie mit einem entsprechenden Gerät, das von außen den Schädel in bestimmten Regionen „bestrahlt“, ist zum Beispiel in Großbritannien bereits vom Nationalen Institut für Exzellenz in Medizin und Pflege (NICE) anerkannt worden.
„Die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) nutzt pulsierende Magnetfelder, um Gehirnregionen zu dämpfen oder zu aktivieren, die mit medizinischen oder psychiatrischen Störungen in Verbindung stehen. Die Behandlung ist nicht-invasiv und wird zumeist ambulant angewendet“, schrieb zum Beispiel Oxford Health, der regionale Zweig des nationalen britischen Gesundheitsservice (NHS). Schwere Depressionen und Angststörungen seien beispielhafte Anwendungsgebiete.
Deutlicher Effekt
Die Autoren der Meta-Analyse untersuchten noch einmal randomisierte (Zuteilung der Probanden zu Studiengruppen per Zufall) und Placebo-kontrollierte Studien mit jeweils mindestens zehn rTMS-Sitzungen bei Alkoholabhängigen. Die Ergebnisse sprachen für die Magnettherapie. „Zwölf Studien erfüllten die Einschlusskriterien und umfassten 475 Teilnehmer aus Behandlungs- und Kontrollgruppen. rTMS reduzierte das Verlangen nach Alkohol im Vergleich zur Scheinstimulation unmittelbar nach der Behandlung. Bezüglich eines Erhaltungseffekts ergab unsere Metaanalyse eine mittelstarke Wirkung für aktives rTMS bei der Reduzierung des Verlangens nach Alkohol gemäß der Nachuntersuchung nach drei Monaten“, schrieben die Experten.
Für den sofortigen Effekt wurde der statistische Wert einer standardisierten Mittelwertdifferenz von minus 0,79 errechnet. Das deutet auf eine recht starke Wirkung hin. Nach drei Monaten betrug dieser Wert minus 0,44 was einem mittleren Effekt entsprechen sollte. Die Behandlung dürfte am wirksamsten sein, wenn sie auf einen Teil des sogenannten Frontallappens der Großhirnrinde abzielt.
Abgrenzung zu alternativen Methoden
Mit zweifelhaften „alternativen“ Methoden hat diese Form der Magnettherapie nichts zu tun. So stellte das deutsche nationale Portal der wissenschaftlichen Medizin (AWMF) zu dem Verfahren fest: „Die repetitive Transkranielle Magnetstimulation ist eine relativ neue Behandlungsmethode. Sie gehört zu den sogenannten neurostimulatorischen Verfahren. Bei diesen Verfahren werden Nervenzellen im Gehirn stimuliert, das heißt angeregt.“ Die Magnetfelder dürften die Plastizität des Gehirns anregen und so zu einen Ausgleich von aus der Balance geratenen Kommunikationsabläufen in dem Organ beitragen.
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