US-Sender ermittelt

War CNN-Bericht über syrischen Häftling ein Fake?

Ausland
16.12.2024 21:25

Diese Aufnahmen des US-Senders CNN haben für internationales Aufsehen gesorgt. Während eines Lokalaugenscheins in einem verlassenen Geheimgefängnis in Syrien stieß eine Reporterin auf einen in eine Decke gehüllten Mann, der behauptete, seit drei Monaten in Isolationshaft und seit Tagen ohne Verpflegung eingesperrt gewesen zu sein. Nun ermittelt CNN wegen zahlreicher Vorwürfe, der Bericht könnte falsch sein.

Eigentlich war das TV-Team um die CNN-Journalistin Clarissa Ward gemeinsam mit Rebellen auf der Suche nach Spuren des Amerikaners Austin Tice, der nach wie vor in Syrien vermisst wird. Im Zuge dieser Suche kam es zu dem „schockierenden Fund“. Der „vergessene“ Gefangene erzählte, er sei ein Familienvater aus Homs namens Adel Gharbal. Er flehte um Gnade, bat um Wasser und als er von einem syrischen Rebell und Ward ins Freie geleitet wurde, rang er nach Luft und wiederholte immer wieder: „Oh Gott, da ist Licht.“

Große Skepsis nach „schockierendem Fund“
Bereits nach Auftauchen der Bilder gab es in den sozialen Medien skeptische Kommentare zu dem „schockierenden Fund“. Alle Verdachtsmomente wurden nun von der syrischen Faktenchecker-Plattform Verify-Sy gesammelt und einer weiteren Analyse inklusive Interviews mit mutmaßlichen Bekannten des Mannes unterzogen. Stutzig wurden die Verantwortlichen von Verify-Sy wegen der Tatsache, dass trotz der tagelangen Dunkelheit, in der der Mann gelebt haben soll, er offen ins Licht blicken konnte, ohne zu zwinkern. Außerdem habe er überhaupt keine Anzeichen von Misshandlungen oder Folter am Körper gehabt.

Zwar konnte Verify-Sy die Identität des Häftlings nicht zu hundert Prozent klären, allerdings habe man mehrere Personen in Homs ausfindig machen können, die den Mann als Salama Mohammad Salama oder Abu Hamza identifiziert hatten, hieß es. Er soll ein ehemaliger Leutnant in Bashar al-Assads Militärgeheimdienst gewesen sein. Ihm werden Gewalt gegenüber Zivilisten, Erpressung, Diebstahl und sogar Mord vorgeworfen. Im Gefängnis soll er nach einem Streit mit einem Vorgesetzten über erpresstes Geld gelandet sein.

CNN-Sprecher: „Befreiung“ des Mannes nicht gestellt
Nun wolle er die Sympathien der neuen Machthaber gewinnen, indem er falsche Behauptungen mache und erkläre, er sei zu allen ihm vorgeworfenen Taten gezwungen worden, zitierten die Faktenchecker die befragten Zeugen.

Ein CNN-Sprecher meinte gegenüber der Nachrichtenseite „The Daily Beast“, dass der Bericht über die „Befreiung“ des Mannes nicht gestellt oder in irgendeiner Art und Weise verfälscht worden sei. „Es lief alles so ab, wie wir es dargestellt haben.“ Allerdings deutete der Sprecher an, dass der Häftling gegenüber der Reporterin „womöglich falsche Angaben“ gemacht haben könnte. Es werde weiterhin in dem Fall ermittelt und darüber berichtet. 

Zellen im berühmt-berüchtigten Saidnaya-Gefängnis, wo Folter an der Tagesordnung stand. (Bild: APA/AFP/OMAR HAJ KADOUR)
Zellen im berühmt-berüchtigten Saidnaya-Gefängnis, wo Folter an der Tagesordnung stand.
Gefangene und Angehörige feiern vor dem Saidnaya-Gefängnis ihre Befreiung. (Bild: APA/AFP/OMAR HAJ KADOUR)
Gefangene und Angehörige feiern vor dem Saidnaya-Gefängnis ihre Befreiung.
Wie oft dieser Galgen benutzt wurde, ist nicht bekannt. (Bild: APA/AP)
Wie oft dieser Galgen benutzt wurde, ist nicht bekannt.

Die Assad-Familie hatte das Land seit mehr als 50 Jahren mit eiserner Hand regiert. Bashar al-Assad hatte die Macht im Land im Jahr 2000 von seinem verstorbenen Vater Hafiz al-Assad übernommen und damit auch einen Apparat von Gefängnissen und Haftanstalten, in denen Andersdenkende weggesperrt wurden. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte sind mehr als 100.000 Menschen in syrischen Gefängnissen gestorben, häufig unter Einwirkung von Folter.

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