"Ich bedaure, nicht in meinem Badezimmer zu singen", sagte Moustaki, dem zuletzt schwere Atemprobleme die Kraft zum Singen nahmen, im Februar der Zeitung "Nice Matin" über seine Erkrankung, ein Lungenemphysem. "Vor Publikum singen: Nein. Ich habe alles erlebt", fügte er hinzu. Es war Moustakis letztes Interview, er wurde dabei künstlich beatmet.
Schrieb für Edith Piaf und Yves Montand
Georges Moustaki wurde am 3. Mai 1934 als Giuseppe Mustacchi in der ägyptischen Stadt Alexandria als Sohn griechisch-jüdischer Einwanderer geboren. 1951 zog er nach Paris, wo er den Sänger Georges Brassens kennenlernte. Ihm zu Ehren nannte er sich ebenfalls Georges. Moustaki begann, auf kleinen Bühnen aufzutreten und schrieb nebenbei Chansons, vor allem für Henri Salvador. Er schrieb rund 300 Lieder, die unter anderem von Stars wie Edith Piaf, Yves Montand, Juliette Greco, Dalida, Serge Reggiani und Barbara interpretiert wurden.
1958 lernte Moustaki die wesentlich ältere Sängerin Edith Piaf kennen und begann mit ihr eine Liebesaffäre. Für Piaf verfasste er 1959 zur Musik von Marguerite Monnot den Text zu "Milord", einem der größten Erfolge seiner Karriere.
Durchbruch als Sänger mit "Le Meteque"
Nachdem er als Komponist und Texter etabliert war, trat Moustaki zunehmend auch selbst auf die Bühne. Seinen Durchbruch als Sänger hatte er 1969 mit "Le Meteque", was in Frankreich ein abwertendes Wort für Ausländer ist. In dem Selbstporträt singt Moustaki über einen unangepassten Ausländer und spielt mit den Worten "streunender Jude" und "griechischer Hirte" auf seine eigene Herkunft an. Mit seinem "Blick aus wasserblauen Augen" scheine er zu träumen, singt er. Sein langer Bart erspare ihm am Morgen Zeit.
Der Text wurde in ein Dutzend Sprachen übersetzt. Er habe damals in die Zeit gepasst, als Unangepasstheit modern gewesen sei, sagte Moustaki, der im Mai 1968 die Pariser Studentenproteste unterstützte und bis zuletzt Anhänger der Trotzkisten war. Hinzu kämen "eine schöne Melodie und Anspielungen auf mich selbst", begründete er den Erfolg des Liedes.
Ein Image als Frauenheld hatte Moustaki nach eigenen Worten, als er Edith Piaf kennenlernte. "Dann merkten die Leute, dass ich ein Autor war, und das Bild änderte sich." Ohnehin sah der Musiker eher die Frauen als treibende Kraft in der Liebe: "Wer sich Verführer nennt, irrt", sagte er einmal. "Es sind die Frauen, die entscheiden, ob sie sich verführen lassen wollen."
Letztes Album erschien 2008
Für seine Tourneen reiste Moustaki um die Welt und fühlte sich in Brasilien ebenso wohl wie in Ägypten. Das Land seiner Kindheit habe ihn sehr geprägt, sagte er einmal. "Das war die Plattform, von der ich ausfliegen konnte." 1985 nahm Moustaki die französische Staatsbürgerschaft an. Sein Zuhause war 40 Jahre lang eine Wohnung über einem Buchladen auf der Seine-Insel Saint-Louis in Paris, bis er wegen des milderen Klimas nach Nizza zog. 2008 erschien mit "Solitaire" sein letztes Album.
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