Am 30. September hätte er seinen 90. Geburtstag gefeiert, am 21. Dezember war sein zehnter Todestag – Grund genug, um den großen Udo Jürgens mit „Udo Jürgens Forever – Die Show zu seinem 90. Geburtstag“ (20.15 Uhr, ORF 2) mit zahlreichen Stargästen zu feiern. Moderatorin Michelle Hunziker und ESC-Gewinner Conchita Wurst erinnern sich mit der „Krone“ an die Showgröße.
„Krone“: Conchita, Michelle – welchen Zugang habt ihr zu Udo Jürgens, seiner Musik und seiner Karriere?
Conchita: Was uns beide offensichtlich verbindet, ist unser Gewinn beim „Eurovision Song Contest“ – auch wenn Udos Sieg schon ein bisschen länger her ist. Aber schon weit davor war er für mich ein Fixpunkt, ohne dass ich es bewusst gemerkt habe. Seine Musik lief bei meinen Eltern im Auto, im Gasthaus und eigentlich dauernd im Radio. Er war eine konstante Größe im Schlager – ein Name, den man kannte, auch wenn ich nicht aktiv danach suchte.
Michelle Hunziker: Ich erinnere mich daran, dass meine Eltern Udo Jürgens hörten als ich Kind war und dann habe ich Udo bei „Wetten, dass..?“ persönlich kennenlernen dürfen. Ein galanter Mann und ein toller Künstler.
Welche Bedeutung hat Udo für dich und deine Karriere?
Conchita: Seit ich selbst Musik mache, wird mir klar, wie stark mich diese Zeit – und damit auch Udo Jürgens – beeinflusst hat. Es ist nicht nur seine Musik, sondern auch, wie er Geschichten erzählt und seine Lieder aufbaut. Als ich angefangen habe, mich intensiver mit seinem Werk auseinanderzusetzen, und eben für Tribute-Shows seine Lieder zu lernen, wurde mir bewusst, wie komplex seine Stücke eigentlich sind. Da habe ich viel mehr gelernt, als ich vorher je gedacht hätte.
Habt ihr ein Lieblingslied von Udo Jürgens und falls ja, welches?
Conchita: Ein Lied, das ich besonders liebe, ist „Liebe ohne Leiden“. Aber auch „Ich weiß, was ich will“ ist ein Favorit von mir. Was Udo so faszinierend macht, ist, dass er universell und generationenübergreifend ist. Seine Musik bleibt relevant, weil sie Themen anspricht, die auch heute noch wichtig sind – oft gesellschaftskritisch, aber nie belehrend.
Hunziker: „Mit 66 Jahren“ erinnert mich an meinen Vater. Er hat dieses Lied immer gesungen, als ich Kind war. Und ganz besonders mag ich „Liebe ohne Leiden“. Diesen Song haben meine Tochter und ich ja auch in der Show gesungen. Das ist ein so berührendes Lied voller Emotionen. Denn was kann ein Elternteil seinem Kind Schöneres im Leben wünschen als Liebe ohne Leiden.
Deine Tochter Aurora ist auch ein Teil der Show. Ist das für immer etwas ganz Spezielles, wenn ihr euch das Rampenlicht teilt? Und welchen Zugang hat sie denn zu Udo Jürgens aus einer Generation, die eigentlich kaum etwas mit ihm zu tun hat?
Hunziker: Der Auftritt mit meiner Tochter war für mich sehr emotional, denn es ist für mich als Mutter etwas Besonderes, mit ihr zusammen aufzutreten und dann noch dieses berührende Lied singen zu dürfen. Auch Auri hat den Song und seine Bedeutung geliebt. Wir haben uns nach der Show sogar beide ein Tattoo mit dem Schriftzug „Liebe ohne Leiden“ stechen lassen.
Viele Menschen in unserer Generation sind familiär mit Udo Jürgens im Fernsehen aufgewachsen – war das auch bei dir der Fall? Welche Erinnerungen hast du daran?
Conchita: Absolut. Ob bei meinen Eltern oder bei Verwandten – Udo Jürgens war immer da. Sei es durch Auftritte im Fernsehen oder seine Musik im Hintergrund. Das ist schon etwas, das mich durch meine Kindheit begleitet hat.
Wie habt ihr euch denn in euren verschiedenen Bereichen auf die Show vorbereitet?
Hunziker: Es hat großen Spaß gemacht, zusammen mit Sasha diese tolle Show zu Ehren von Udo Jürgens zu moderieren. Wir haben tolle Gäste, die Lieder von Udo singen und die Familie ist dabei. Das war eine sehr emotionale Show für alle Beteiligten. Wir haben natürlich entsprechend geprobt und uns vorbereitet. Ich habe mich natürlich vorher mit Udo beschäftigt, seine Songs angehört und mich auf den Abend vorbereitet. Und ich habe mit meiner Tochter Aurora, die ja kein Deutsch spricht, unseren gemeinsamen Song geübt. Das hat großen Spaß gemacht. Dann taucht man automatisch in den Udo-Kosmos ein!
Conchita: Die Vorbereitung war eine intensive Reise. Udos Lieder sind sehr textlastig und erzählen immer auch eine Geschichte. Mir war wichtig, das zu verstehen und die Nuancen zu lernen, damit ich die Songs so performen kann, dass sie das Publikum wirklich berühren. Timing und die richtige Betonung spielen hier eine große Rolle.
Welches Ziel verfolgt die Show „Udo Jürgens Forever“? Was sollen die Zuseher deiner Ansicht nach davon mitnehmen?
Hunziker: Ich hoffe, dass wir den Leuten einen schönen Abend voller Spaß und Emotionen bereiten und sie ein wenig abschalten vom Alltag. Wenn uns das gelingt, dann bin ich happy.
Conchita: Das gesamte Line-up ist ein Highlight. Udos musikalisches Repertoire ist zeitlos, und die Kombination aus den Künstlern, die daran beteiligt sind, den Rückblicken, und dem tollen Rahmen im „Circus Krone“ ist einfach besonders. Legends only – das darf man sich nicht entgehen lassen.
Du spielst mit Udos langjährigem Bandleader Pepe Lienhard zusammen. Ist das eine spezielle Besonderheit für dich und weißt du auch über ihn Bescheid?
Conchita: Absolut. Mit Pepe Lienhard zu arbeiten, war schon beeindruckend. Er kennt Udos Werk wie kein anderer und bringt eine Ehrfurcht und Präzision mit, die sich auf alle überträgt. Da fühlt man den Respekt vor dem Material.
Du hast mit „Walk Away“ schon mal eine schöne Hommage an Udo Jürgens gemacht. Bist du völlig firm mit seinem Oeuvre? Welche Auswirkungen hatte sein Schaffen auf deine eigene Karriere oder Sicht auf Musik und Entertainment?
Conchita: „Walk Away“ ist auch so ein fantastischer Song. Den durfte ich damals mit Orchester in der Wiener Stadthalle vortragen, nun war es eine Band in einer anderen fantastischen Location. Udos Auftritte waren immer so mühelos und unangestrengt, das imponiert mir.
Udo Jürgens wollte ja mit dir gemeinsam auf die Bühne gehen. War das so etwas wie ein Ritterschlag für dich?
Conchita: Das wäre eine große Ehre gewesen. Leider hat es nicht mehr geklappt, aber allein die Tatsache, dass er sich das vorstellen konnte, war wie ein Ritterschlag für mich.
Was kann und soll man von der Person und auch dem Künstler Udo Jürgens mitnehmen für die Zukunft? Was wäre denn wichtig und essenziell? Wo hat er Vorbildwirkung?
Conchita: Udo hat es geschafft, seine Plattform zu nutzen, um gesellschaftskritische Themen anzusprechen. Seine Lieder sind einerseits zugänglich, andererseits bieten sie immer die Möglichkeit, tiefer zu gehen und sich mit den Texten auseinanderzusetzen. Er war ein Meister darin, zu beobachten und Geschichten zu erzählen, ohne zu urteilen.
Können die Geschichte und das Leben von Udo Jürgens in gewisser Weise auch als Vorbild dienen für das richtige Auftreten im Showbusiness? Ist da etwas, das du von ihm mitnehmen würdest?
Hunziker: Udo kann sicher für uns alle ein Vorbild sein, mit seinem Schaffen und seiner Kreativität. Und wie er sich um seine Fans gekümmert hat, war sicher auch besonders.
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