E-Auto-Blackout

Jobs & Modelle wackeln: Es bröselt bei Porsche

Motor
17.12.2024 18:45

Von den Autoherstellern kommen reihenweise Hiobsbotschaften: Volkswagen in der Krise, Audi-Werksschließung, Mercedes spart Milliarden ein, Ford streicht Tausende Stellen, die Stellantis-Sanierung scheint gescheitert. Und jetzt ist plötzlich auch bei Porsche Feuer am Dach!

(Bild: kmm)

Dabei hat es zuletzt noch gar nicht so prekär ausgesehen. Nach Angaben der Automobilwoche hat Porsche in den ersten neun Monaten 2024 „mit 14,1 Prozent noch eine operative Rendite erreicht, von der viele andere Unternehmen nur träumen können. Doch das dritte Quartal war schwach.“

Auch in Zuffenhausen lamentiert man über die eingebrochene Nachfrage in China. Das Minus im Reich der Mitte machte bis September an die 30 Prozent aus, Tendenz stark steigend. China bricht geradezu weg.

„In China sieht sich ein Verbrenner im Premiumbereich, der 70.000 bis 80.000 Euro kostet, in Konkurrenz zu chinesischen Fahrzeugen im E-Segment, die für 30.000 Euro in den Markt gedrückt werden und auch viel zu bieten haben“, zitiert das Branchenblatt Porsche-Finanzchef Lutz Meschke. Deutsche Marken verlieren zunehmend an Bedeutung.

Der überarbeitete Porsche Taycan ist deutlich besser als zuvor – und kommt doch nicht vom Fleck. (Bild: Stephan Schätzl)
Der überarbeitete Porsche Taycan ist deutlich besser als zuvor – und kommt doch nicht vom Fleck.

Eigentlich wollte Porsche im Jahr 2030 bereits zu 80 Prozent Elektroautos verkaufen. Ambitioniert.

Hausgemachte Modellprobleme
Dass es so gar nicht läuft, ist in gewisser Weise auch hausgemacht. Der Porsche Taycan geriet mit hohen Preisen und geringen Reichweiten zum Ladenhüter, die überarbeitete Version macht nun vieles besser, doch das Kind scheint schon in den Brunnen gefallen zu sein. Und die Markteinführung des Elektro-SUVs Macan hat sich wegen Software-Problemen um zwei Jahre verzögert. Jetzt startet das Auto, das eigentlich die Kohlen aus dem Feuer holen sollte, mitten im Nachfragetief.

Probleme auch beim elektrischen Porsche 718. Für die E-Versionen von Boxster und Cayman soll keine neue Plattform verwendet werden, stattdessen muss die bestehende herhalten. Doch bei der Überarbeitung kommen sie nicht recht voran, wie die Automobilwoche erfahren haben will. Zeitplan? Keine Chance.

Knackpunkt ist die Platzierung der Batterie. Batterielieferant Valmet Automotive hat in Baden-Württemberg eigens eine Fabrik errichtet. Doch nun beklagen die Finnen, das Porsche laufend Anpassungen einfordert, für „signifikante Mehrkosten“ aber offenbar nicht oder nur teilweise aufkommen will. Fraglich, ob bis zum Auslaufen des Verbrenner-718 im Sommer 2025 die Elektrovariante fertig ist.

Und dann ist noch die Frage, warum Kunden einen Elektro-Porsche kaufen sollen, wenn der Wertverlust so immens ist, dass man vom Geldverbrennen sprechen kann. „Luxus definiert sich schließlich auch über die Wertstabilität des Produkts“, sagte ein Porsche-Manager, der nicht genannt werden will, der Automobilwoche.

Doch noch mehr Investitionen in Verbrenner?
Weil sie die Stromer verzögern, könnte das äußerste Ausreizen der Verbrennertechnik eine Lösung darstellen, berichtet das Branchenblatt aus Insiderkreisen. So könnte die Plattform des Cayenne, auf der auch VW Touareg und Audi Q7 stehen, nochmals komplett erneuert werden. Bisher waren nur kosmetische Anpassungen für künftige Emissionsvorschriften vorgesehen, um eine Überlappung zu ermöglichen.

Die elektrische Variante war für 2026 geplant, dürfte sich aber ebenfalls verspäten. Auch der Panamera, der gerade erst als vermeintlich letzter reiner Verbrenner auf den Markt gekommen ist, könnte nach 2030 entgegen bisherigen Planungen nochmals einen Nachfolger erhalten. Gleiches gelte für den 911.

Zudem könnte ein bisher nicht geplantes siebensitziges Luxus-SUV mit Verbrennungsmotor auf der Cayenne-Plattform kurzfristig auf Schiene gesetzt werden. Tatsächlich geplant ist ein solches Modell auf einer Elektroplattform – doch es wird möglicherweise nicht 2027, sondern erst Jahre später die Kunden in den USA und Vhina erreichen.

Aus für Taycan in Zuffenhausen?
Für den Taycan hatte Porsche am Stammsitz in Zuffenhausen eigens eine Fabrik gebaut, als Leuchtturmprojekt, für das Mitarbeiter sogar Gehaltseinbußen hinnahmen. Nun könnte die Produktion nach Leipzig verlagert werden. 1000 Leiharbeiter wurden bereits endgültig nach Hause geschickt.

Von weiteren Stellenstreichungen ist bei Porsche noch nichts zu vernehmen, aber die Automobilwoche errechnet auf Basis des Absatzrückgangs, dass 20 Prozent der Stellen wackeln. Das wären 8000 Mitarbeiter. Nur in China lachen sie sich ins Fäustchen.

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(Bild: KMM)



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