Mitten in der Coronazeit wurde in Graz-Mariatrost ein Gasthaus um rund 2,1 Millionen Euro verkauft. Ein ehemaliger Politiker wollte als Tippgeber von einer guten Freundin Provision kassieren. Die behauptete ihm gegenüber, das Geld nie bekommen zu haben. Und auch er griff tief in die Lügenkiste...
Einst einte eine innige Freundschaft einen ehemaligen Grazer Gemeinderat und eine Werberin. Doch nun sind sie sich spinnefeind und streiten vor Gericht ihre Gefechte aus. „Treffpunkt Straflandesgericht“ hieß es am Dienstag. Kern der leidigen Geschichten ist der Verkauf eines ehemaligen Gasthauses im Grazer Bezirk Mariatrost. Der ehemalige Politiker verlangt für den erfolgreichen Verkauf 37.800 Euro Honorar, das er von ihr aber nie bekommen hat. Obwohl er als Tippgeber fungiert habe und deshalb das Geschäft ohne ihn nie über die Bühne gegangen wäre, sagt er. „Ich war ihr Partner, und es war ausgemacht, wir teilen uns alles fifty-fifty. Klar war, ich besorge die Immobilien, sie sorgt für die Käufer. Aufgrund unserer Freundschaft habe ich ihr Glauben geschenkt, dass die Handschlagqualität hält.“
Ja, sie waren Freunde – das bestätigt auch die Angeklagte. „Mir hat gefallen, wie er sich für die Menschen eingesetzt hat“, schmiert sie ihm Honig ums Maul. Um dann auszuholen: „Aber er ist auch ein gefährliches Schlitzohr! Er wollte, dass ich ihm bei seiner Diplomarbeit helfe. Er hat mir das Thema gesagt, dann hat er das Konzept von mir bekommen. Geschäfte habe ich aber keine mit ihm gemacht. Ich habe ihm immer gesagt, solange er in der Politik ist, mache ich das nicht. Es hat auch nie eine Vereinbarung über eine Provision gegeben. Ich wollte ihm finanziell helfen, weil er gesagt hat, dass es ihm in der Pandemiezeit so schlecht geht.“
Ich habe das geschrieben, weil ich sie aus der Reserve locken und Mitleid erhaschen wollte. So habe ich die Chance gesehen, mein Geld zu bekommen.
Das mutmaßliche Opfer
„Mir ist es finanziell nie schlecht gegangen, ich habe sie diesbezüglich getäuscht“, kontert der Mann im schnieken Anzug. „Ich habe das geschrieben, weil ich sie aus der Reserve locken und Mitleid erhaschen wollte. So habe ich die Chance gesehen, mein Geld zu bekommen“, gibt er vor Richterin Julia Riffel und Staatsanwalt Rudolf Fauler zu. Bleibt aber felsenfest und entrüstet dabei: „Sie hat mich betrogen!“
Die für ihn so heiß ersehnte Verurteilung seiner ehemaligen Vertrauten bleibt aus. Denn: „Es gibt nichts Schriftliches, aber viel Widersprüchliches. Mir ist es nicht möglich, das aufzuklären“, begründet Richterin Julia Riffel ihre Entscheidung und spricht die Angeklagte im Zweifel frei. Nicht rechtskräftig!
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