Caritas Vorarlberg

Für einander da sein: Der Job einer Sozialpatin

Vorarlberg
18.12.2024 10:55

Ein heller Stern am Himmel ist das Sozialpaten-Projekt der Caritas. Es erinnert an die Weihnachtsbotschaft: Freude und Friede von und für die Menschen 

Es war das Frühjahr 2022, der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hatte gerade begonnen. Während eines Spaziergangs durch Bludenz fiel Gabriele Böheim ein Informationsbüro für ukrainische Flüchtlinge ins Auge. Vor der Tür warteten Frauen, ihre Gesichter von Unsicherheit und Erschöpfung gezeichnet. „Mein Gott, was haben diese Frauen schon alles erlebt“, dachte sie. Ein Impuls, ein Moment der Menschlichkeit – und schon trat sie ins Büro ein und bot ihre Hilfe an. Es war der Beginn einer Reise, die nicht nur das Leben anderer, sondern auch ihr eigenes bereichern sollte. Heute unterstützt sie drei Frauen (Namen geändert): Adna aus dem kurdischen Gebiet Syriens, Maryam aus Afghanistan und Sara aus dem Iran. Gemeinsam kämpfen sie gegen Sprachbarrieren und kulturelle Hürden. Sie bereitet Adna auf die B2-Sprachprüfung vor, hilft Maryam, ihre Schreibfähigkeiten zu verbessern, und begleitet Sara bei ihren ersten Schritten in ein neues Leben in Vorarlberg. „Ich bekomme so viel zurück“, sagt die Sozialpatin mit leuchtenden Augen.

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Im Laufe der Zeit entwickelt sich eine enge Beziehung. Es ist ein gegen- seitiges Geben und Nehmen. Ich erlebe unglaubliche Wärme.

(Bild: zvg)

Gabriele Böheim, Sozialpatin der Caritas

Geschichten, die das Herz berühren
Jede dieser Frauen bringt eine Geschichte mit, die das Herz berührt. Geschichten von Krieg, Verfolgung, Gewalt und Verlust. „Sie mussten Familienmitglieder zurücklassen und leben in ständiger Sorge um ihre Liebsten“, erzählt die Sozialpatin. „Sie sind in großer Sorge, wenn Bombenangriffe auf ihre Heimatstadt geflogen werden. Was ist mit meinem Haus, leben meine Familie, meine Freunde noch, fragen sie sich. Adna sorgt sich aktuell um die Zukunft Syriens. Sie fragt sich, was mit den Kurden, Drusen, Jesiden oder Christen passiert, wenn Islamisten die Macht übernehmen.“ Den Frauen hilft es, über ihre Sorgen zu sprechen. „Zuhören ist eine einfache Geste, die so viel bedeutet.“

Neben der Verarbeitung des Erlebten ist der Spracherwerb und das Fußfassen in einem fremden Land die größte Herausforderung. „Die Frauen sind mit anderen Sprachen und anderer Schrift aufgewachsen. Sie hatten in ihren Heimatländern jedoch eine gute Schulbildung. Das hilft sehr, wenn es darum geht, eine weitere Sprache zu lernen.“ In ihrer Beziehung zu ihren „Schützlingen“ sieht sich Gabriele nicht nur als Helferin. „Im Laufe der Zeit entwickelt sich eine enge Beziehung. Es ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Ich erlebe eine unglaubliche Wärme und Gastfreundschaft. Ein syrisches oder iranisches Essen ist ein großartiges und üppiges Erlebnis“, schmunzelt Böheim. „Die Einblicke in andere Kulturen bereichern mich sehr.“

Small Talk oder auch tiefergehende Gespräche können gut tun – genauso wie ein gemeinsamer Spaziergang. (Bild: Caritas Vorarlberg)
Small Talk oder auch tiefergehende Gespräche können gut tun – genauso wie ein gemeinsamer Spaziergang.

Es geht um mehr als Sprache oder Gastfreundschaft. Es geht um Würde, Respekt und die Chance auf ein neues Leben. „Für diese Frauen ist es wichtig, dass sie jemanden aus dem Land, in dem sie jetzt leben, haben, der sie ernst nimmt, ihre Ängste respektiert und ihnen zeigt, dass sie nicht einfach ’eine dieser Ausländerinnen’ sind“, betont die Sozialpatin. Sie wünscht den Frauen, „dass sie es schaffen, in Vorarlberg ein neues Leben aufzubauen und ihren Kindern hier eine neue Heimat zu geben.“Mit ihrer Arbeit möchte die Sozialpatin ein Zeichen setzen – und eine Botschaft mitgeben: „Uns geht es in Vorarlberg unglaublich gut. Da kann man etwas weitergeben.“ 

Sozialparten-Netzwerk

Rund 250 Männer und Frauen engagieren sich derzeit als Caritas-Sozialpaten. Je nach Interesse, Talenten und individuellen Fähigkeiten unterstützen und begleiten sie Menschen in schwierigen und belastenden Lebenssituationen. Das kann Begleitung bei Arzt- oder Behördengängen sein, Hilfe beim Einkaufen oder auch einfach Besuche bei und Gespräche mit einem einsamen Menschen. Mehr Informationen finden sie hier.

Etwa zurückgeben kann sehr einfach sein
Sie selbst habe viel Glück mit Ausbildung, Beruf und Familie gehabt. „Jetzt, wo ich in Pension bin, kann ich meine Zeit nutzen, um Menschen zu unterstützen, die nicht so viel Glück hatten. Es gibt mir ein gutes Gefühl, etwas zurückzugeben.“ Gerade jetzt, in der Weihnachtszeit, die uns an das Miteinander erinnern sollte, appelliert sie, sich für andere einzusetzen. „Sozialpate zu sein, bedeutet nicht nur, anderen zu helfen, sondern auch selbst zu wachsen.“ Als Caritas-Sozialpate gibt es viele Möglichkeiten, unterstützend zu wirken. „Man kann ich selbst entscheiden, was man anbieten kann und wie viel Zeit man einbringen möchte,“ erklärt Gabriele Böheim. In einer Welt, die von Krisen geprägt ist, zeigt die Arbeit der Sozialpaten, dass Füreinander-da-sein kein bloßes Schlagwort sein muss, sondern gelebte Menschlichkeit sein kann. Vielleicht ist die Geschichte dieser Sozialpatin ein kleiner Impuls, sich in der Weihnachtszeit zu fragen, was wir selbst für andere tun können. Manchmal genügt ein offenes Ohr, um Großes zu bewirken.

Porträt von Vorarlberg-Krone
Vorarlberg-Krone
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