Schon vor dem verheerenden, nach seinem Einschlagsort vor der Küste Mexikos „Chicxulub“ benannten Asteroiden lebten Dinosaurier und Co in klimatisch bewegten Zeiten. Das ist das Ergebnis einer neuen Analyse eines Forschungsteams mit österreichischer Beteiligung im Fachblatt „Science Advances“.
Demnach wurde es in den Jahrzehntausenden davor insgesamt rund drei Grad Celsius wärmer, dazwischen aber auch recht abrupt um bis zu fünf Grad kühler. Der Grund: enorme Vulkanausbrüche.
In der Zeit vor dem Chicxulub-Impakt vor rund 66 Millionen Jahren herrschte auf der Erde gewissermaßen Ausnahmezustand, wie Analysen immer wieder nahelegen. Verantwortlich dafür dürften federführend die enormen vulkanischen Aktivitäten gewesen sein, die zur heutigen Erscheinungsform des Hochlandes von Dekkan auf der Indischen Halbinsel führten. Den „Dekkan-Trapp“ bilden treppenartige Ablagerungen, die sich noch heute hunderte Meter hoch auftürmen. Sie bestehen aus Vulkangestein, das sich auch vor dem Asteroiden-Einschlag immer wieder über rund 500.000 Quadratkilometer große Fläche ergoss.
Massensterben raffte 75 Prozent der Spezies dahin
Klar ist, dass derartige Vulkanausbrüche über Jahrtausende hinweg auch große Mengen an Treibhausgasen wie CO2 oder Schwefelverbindungen in die Atmosphäre hievten – mit entsprechenden Auswirkungen auf das damalige weltweite Klima. Die Eruptionen hielten in der Vergangenheit manche Wissenschaftler sogar für potent genug, um sie als Hauptverursacher des riesigen Aussterbeereignisses am Übergang der Kreidezeit-Paläogen-Grenze anzusehen.
Immerhin geschätzte 75 Prozent aller Spezies starben damals aus, wie das Team in seiner Publikation schreibt. Tatsächlich gab es damals relativ abrupte, massive Veränderungen, die nun vom Großteil der Forscherinnen und Forscher mit dem Einschlag des die Ära der Dinosaurier auslöschenden Asteroiden in Verbindung gebracht werden.
Eruptionen bringen langfristig Erwärmung
In Bezug auf mögliche Beiträge der Dekkan-Supervulkane ist einerseits klar, dass große Mengen an CO2 den auch heute zu beobachtenden Treibhauseffekt antrieben und somit ein Temperaturplus brachten. Andererseits gab es auch kurzfristige gegenteilige Klima-Effekte, wenn sich rund um die größten Eruptionen in der Atmosphäre große Mengen an Schwefeldioxid in Sulfat-Aerosole umwandelten, was wiederum kühlend wirkte.
Temperaturschätzung dank uralter Bakterien-Überbleibsel
Das Team um Lauren O‘Connor und Bart van Dongen von der University of Manchester (Großbritannien), dem auch die aktuell an den Silicon Austria Labs (SAL) tätige Sabine Lengger angehörte, analysierte in zwei Fundstellen in den USA konservierte, uralte Überbleibsel von Zell-Membran-Lipiden von Bodenbakterien in Braunkohle, die in besagtem Zeitraum gelebt haben. Diese Strukturen sind bei den Bakterien leicht anders beschaffen, wenn diese in unterschiedlichen Temperaturen aufwachsen, heißt es seitens der Forscher, die auf Basis dieser Untersuchungen eine Durchschnittstemperatur pro Jahrtausend vor der geologisch in den Proben gut ablesbaren Kreidezeit-Paläogen-Grenze errechneten.
Insgesamt passen die Ergebnisse der beiden rund 750 Kilometer voneinander entfernten Fundorte gut zusammen, meint das Team. In der Zeit von 100.000 Jahren vor dem Einschlag bis zu selbigem stieg demnach die Temperatur um rund drei Grad Celsius an. Klar ist, dass einer der vier großen Ausbruchs-Pulse – der „Poladpur-Puls“ – in den Untersuchungszeitraum fällt. Diese waren durch riesige Eruptionen gekennzeichnet, die mitunter Jahrhunderte dauerten, schreiben die Wissenschaftler.
Markanter Temperaturabfall
Auf den Poladpur-Puls führen sie auch den über rund zehntausend Jahre andauernden Temperaturabfall von zwei bis fünf Grad Celsius zurück, der sich in den Daten findet. Diese Abkühlung durch die Aerosole, die rund 50 Jahre nach Ende der größten Eruptionen in Form von saurem Regen wieder großteils aus der Atmosphäre verschwanden, hatte ihren Höhepunkt rund 30.000 Jahre vor dem verheerenden Impakt. Danach stiegen die Temperaturen allerdings sofort wieder an. Für die Forscherinnen und Forscher zeigt die Studie, dass die klimatischen Umwälzungen vor dem Chicxulub-Asteroiden zwar zweifellos die damalige Flora und Fauna stark gestresst haben, nicht aber der Hauptfaktor für das Massensterben waren.
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